Ueli und die Pferde
Immer wieder landen unsere kleinen und grossen Gäste mit staunenden Augen «bei den Pferden hinten». Etwas abgelegen, auf der Rückseite des Hofs zwischen Mitarbeiterparkplatz und Küche sind «Luca» (eine SIE) und «Pedro» untergebracht.
Und eigentlich gehören sie gar nicht so richtig zum Erlebnishof. Zumindest konzeptionell nicht. Besitzer der beiden sind Ueli Jucker und Tanja Bächli (Frau von unserem Obstbauchef). Beide sind sie passionierte Reiter und unverbesserliche Pferdenarren. Besonders Ueli ist ohne Pferde nicht denkbar.
MIT PFERDEN AUFGEWACHSEN
Reiten gelernt hat der Ueli schon als 6-jähriger Bueb. Ein Brevet hat er nie gemacht, obwohl er in seinem Leben alles gemacht hat: Springreiten, Rennen, Dressur und Fahren. Als der Ueli noch jung war, hatten die Juckers noch keinen Traktor. Den haben sie erst 1961 gekauft. Davor haben sie alle landwirtschaftlichen Arbeiten mit Hilfe der Pferde erledigt. Und statt dass er die Pferde geführt hätte, hat sich Ueli einfach drauf gesetzt und mit ihnen geredet.
EINE BEZIEHUNG ZU DEN PFERDEN
Das ist bis heute sein Geheimrezept: Die Beziehung zum Pferd. Man muss nur klar und deutlich mit ihnen reden. Das funktionierte sogar mit den Kühen. «Mit de Chüeh ischs genau s gliiche! Meinsch ich hebi 1x e Chue vom Fäld gholt? Muesch nur rüefe! Hey, spinnsch! Klari Sprach! Aber ohni Schlah!», erzählt er. Das sei der Grund für den Erfolg, den er an diversen Turnieren mit seinen Pferden hatte. Insgesamt sind es über 500 Auszeichnungen, die er mit nach Hause brachte. «Ha Letzti grad wieder zwee grossi Chübel weggschmisse!». Und nicht nur das. Seine Luca werde als Schulungspferd eingesetzt, weil sie so gut folge.
"Mit de Chüeh ischs genau s gliiche! Meinsch ich hebi 1x e Chue vom Fäld gholt?"
Ueli Jucker
Auch bezüglich der Pferdehaltung hat Ueli eine klare Linie: «Mir händ kei Stalltüüre und nume offeni Feischter. Und oisi Ross händ nie e Decki ah! Und mir händ imfall nie de Vehdokter wägeme Pferdehueschte daa gha!» Am Morgen begrüsse er seine Pferde immer mit einem «Guete Morge!». Sogar seine Enkel Nic und Janis würden das heute so machen. Es freut ihn, dass sie seinen guten Draht zu Pferden geerbt haben.
Aber wie hat die schöne Geschichte eigentlich angefangen?
UELI DAS LEICHTGEWICHT
Als Leichtgewicht habe er mit 17 Jahren mit dem Rennreiten angefangen. «48 kg inklusive Sattel», war er. So lag es dann auch nahe, im Militär in die Kavallerie zu gehen. 8 WKs hat Ueli mit seinen Pferden absolviert. Sein erstes eigenes Pferd hiess «Huaca» und wurde 1956 geboren. Die Hälfte habe das Militär bezahlt, die andere Hälfte sein Vater. «Der Eidgenoss», wie er sie auch noch nennt, war 22 Jahre sein Pferd.
NAGOYA UND LUCA
Neben seiner Frau Elsbeth ist Nagoya wohl die zweitwichtigste Dame in seinem Leben. Mit ihr hatte Ueli die grössten Erfolge. 40 Turniersiege in diversen Disziplinen wie Military, Springreiten usw. habe er errungen. Zeuge sind all die unzähligen Abzeichen, die überall auf dem Hof an den Wänden hängen. Gestorben ist Nagoya mit 32 Jahren. Luca ist ihre Tochter. Sie ist heute selber 22 Jahre alt. Geboren hier in Seegräben, von Ueli höchstpersönlich erzogen. Auch sie ist ein hervorragendes Voltigepferd und war vor 5 Jahren an der EM Ausscheidung eins der besten Pferde. Und an der Ostschweizer Meisterschaft im Vereinsspringen habe sie ebenfalls einen Sieg errungen. Das zeige, das Pferde eben beides können. Ruhig und schnell!
HEUTE NOCH AKTIV
Heute reitet Ueli nur noch zum Spass. Er erlaube sich einen Ausritt jetzt auch mal tagsüber, wenn die anderen arbeiten. «Ich bin nöd pensioniert, ich chum äfach AHV über», schmunzelt er. Und man weiss was er damit meint. Er ist immer noch sehr aktiv. Noch heute ist er im Reitverein Wetzikon und in der Zunft Wiedikon. Wenn immer es geht, reitet er am Sechseläuten mit.
«So, jetzt gahni aber go riite», beendet Ueli unser Gespräch. Ich bleibe noch kurz, um die Eindrücke festzuhalten. Vielleicht ist er wirklich ein Pferdeflüsterer, der Ueli. Auch wenn er nicht unbedingt leise ist beim Kommunizieren :-).
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