Lehrling für die Ewigkeit
Stefan Bächli ist der Inhaber des Bächlihofs in Jona und dort einerseits für den Obstbau zuständig, andererseits fungiert er für die ganze Jucker Farm AG als landwirtschaftlicher Fachberater. Wie bei Stefan Hinner ist auch seine Geschichte eng verknüpft mit der Geschichte von Jucker Farm.
Der Bächlihof ist heute schon fast genauso etabliert als Ausflugsziel wie der Juckerhof in Seegräben.
Der Lehrling vom Zürisee
Angefangen hatte es damit, dass Stefan Bächli im Jahr 1998 auf der Suche nach einer Lehrstelle war. Ein Direktvermarktungsbetrieb sollte es sein, der verschiedene Kulturen anbaut und der nicht allzu weit weg ist. Da stiess er auf den Juckerhof in Seegräben. In den Frühlingsferien machte Stefan dann eine Woche Schnupperlehre auf dem Juckerhof. Nur im Obstbau arbeitete er da nicht wirklich. Viel mehr hatte er den Boden für den Kürbisanbau vorbereitet. Aber das war gar nicht so wichtig: «Mir hat Eindruck gemacht, wie alle zusammengearbeitet haben. Deshalb konnte ich mir gut vorstellen, da meine Lehre zu machen».
Lehrmeister Ueli Jucker, der Vater von Martin und Beat war denn auch zufrieden mit seinem Schnupperstift. So einen wie den Stefan könne man schon brauchen, sagte er, als er Werner Bächlis Sohn wieder auf dem Heimathof ablieferte. Und dies, obwohl die Woche streng war. Martin Jucker dachte bei sich: «Also wenn DER kommt, dann passt das schon». Die strenge Arbeit hatte den jungen Stefan aber nicht eingeschüchtert: «Für mich war der Fall klar, ich wollte gar nichts anderes mehr sehen», sagt er heute.
Hängen geblieben
So verbrachte Bächli seine ersten beiden Obstbaulehrjahre auf dem Juckerhof, das dritte Jahr bei einem Obstbauer in Wädenswil. Im Frühling vor Abschluss der Lehre hat Stefan seinem ehemaligen Lehrmeister einen Besuch abgestattet. Er wollte auf dem Juckerhof noch etwas Geld verdienen für eine geplante Neuseelandreise.
Den ehemaligen Lehrling nahm man mit Handkuss, denn schliesslich stand wieder eine strenge Kürbisausstellung bevor. Der Herbst kam und dann hatte Ueli Jucker einen schweren Unfall, der ihn über ein halbes Jahr ausser Gefecht setzte. Plötzlich fiel der leitende Obstbauer aus – Stefan sprang kurzerhand ein und übernahm ab da die Leitung im Obstbau in Seegräben. So wurde er quasi direkt nach der Lehre schon Produktionsleiter. Eine steile Karriere. «Ich habe den Betrieb halt schon gekannt», sagt er achselzuckend. Nach Neuseeland schaffte er es dafür bis heute nicht.
Die Liebe gefunden
Auf dem Juckerhof fand Stefan auch gleich noch seine künftige Frau. Tanja – eine angehende Sekundarlehrerin – arbeitete damals aushilfsweise im Hofladen als Studentenjob. Und ab und an ging sie mit Uelis Pferden reiten.
Die beiden fackelten nicht lange und wurden relativ zügig Eltern. Das war im Jahr 2005. Geheiratet haben sie aber erst später.
2007 übernahm Stefan den Bächlihof von seinem Vater und schmiss diesen Betrieb auch noch nebenbei. «Es klingt nach viel. Es war auch viel, aber es ging schon. Vieles konnte ich in der Planung im gleichen Aufwisch machen. Seegräben war mit allen Arbeiten einfach jeweils 2-3 Tage später dran, da es höher liegt», erzählt Bächli, «und manchmal haben Tanja und ich halt bis abends um 10 noch Äpfel sortiert. Alic war dann einfach im Wägeli dabei».
Wie kam es zur Betriebsgemeinschaft mit dem Juckerhof?
Stefan Bächli: «Es hat einfach Sinn gemacht. Wir hatten schon vorher ab und zu Hochzeitsapéros auf dem Bächlihof veranstaltet. Ich wollte meinen Betrieb noch weiter aufmachen für die Leute. Meine Abschlussarbeit für die Meisterprüfung im Jahr 2007 widmete sich der Frage, wie eine Betriebsgemeinschaft funktioniere.
Ich war ohnehin schon leitender Obstbauer beider Betriebe. Es war nur vernünftig, gewisse Synergien zu nutzen. Schon im ersten Jahr haben wir den Hofladen vergrössert, 2011 kam dann der Ausbau des Heugade».
Aber heute ist das wieder anders, oder?
Ja, heute gehört der Bächlihof zwar immer noch mir, aber er ist seit 2012 in die Jucker Farm AG integriert. Ziel war es, alles unter dem Namen Jucker Farm zu vermarkten. Das war schlicht einfacher, weil eh alles zentral gedacht wurde. Trotzdem hat der Bächlihof immer sein eigenes Flair behalten, was ich schön finde.
Was schätzt du an der Zusammenarbeit mit den Juckers?
Ich sage immer: Es ist mehr als nur eine Geschäftsbeziehung. Es ist eigentlich fast wie Familie. Auch, weil wir schon so lange zusammen unterwegs sind. Wir sind uns natürlich aber auch nicht immer einig. Unsere Charaktere sind doch sehr unterschiedlich. Und trotzdem weiss jeder, was er am anderen hat.
Was war die grösste Panne eurer Zusammenarbeit?
Ich sehe das nicht so eng. Mich stört es zum Beispiel gar nicht, dass die Leute denken, der Hof gehöre gar nicht mir.
Das Problem ist vielleicht manchmal: Sie machen gerne vorwärts. Das ist ja an sich was Gutes. Aber manchmal gehen dabei die Leute vergessen, welche die Ideen hinterher auch umsetzen müssen.
Wie bist du zufrieden damit, was aus dem Bächlihof geworden ist?
Ich bin sehr happy. Ich finde auch schön, in welche Richtung wir uns jetzt bewegen. Hinter der Idee der regenerativen Landwirtschaft kann ich voll stehen.
Schön ist auch, dass es Teil des Konzepts ist, dies den Leuten auch zeigen zu können, was man schafft. Das kann man sonst nirgends. Die Idee mit dem Öpfelgarte, die Versuche mit den Reben in Seegräben, die Schweine und die Hühner.
Wir können hier Innovationen ausprobieren und auch sehen, wie die Leute Freude daran haben. Das ist ein gutes Gefühl. Ich lebe ja auch hier und bekomme das mit. Wenn’s für mich schön ist, ist’s für die Gäste auch schön.
Und gehst du mal noch nach Neuseeland?
Irgendwann schon mal. Es geht nicht mehr lange, dann brauchen uns unsere Kinder nicht mehr so und vielleicht kann ich dann auch mal den Hof für ein paar Monate alleine lassen. Alic beginnt ab Sommer im Rheintal die Obstfachmann-Lehre. Mal schauen, wie sich das alles in den nächsten Jahren noch entwickelt.
Was hast du für Pläne für die Landwirtschaft bei Jucker Farm?
Ganz klar, NOCH nachhaltiger zu werden. Toll wäre es, an den Punkt zu kommen, an dem sich der Anbau selber reguliert. So wie beim Dokumentarfilm «Unsere kleine grosse Farm». Die Landwirtschaft soll noch zugänglicher gemacht werden und die Tiere sollen Arbeit übernehmen, die ich im Moment noch selbst mache. Aber es muss halt auch noch ökonomisch rentieren. Ich bin gespannt, was für eine Form wir hier für uns finden werden.
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