Unabhängig Strom produzieren
Was in Rafz geht, wollten wir auf dem Bächlihof auch: Eigenen Strom produzieren. Schliesslich haben wir grosse Scheunendächer. Wir wären ja blöd, würden wir die hier nicht auch nutzen.
Stefan Bächli, Inhaber des Bächlihofs in Jona erzählt: «Die Idee war schon länger da. 2010 hatte ich die erste Anfrage beim EWRJ gemacht. Damals hatten wir aber keine genügende Leistung des Hofanschlusses. Ich hätte die Leitung selbst bezahlen müssen, was ich nicht konnte und wollte. Nach dem Ausbau in Rafz hatte mir Martin den ersten Kontakt zu den richtigen Leuten vermittelt, das war der Startschuss im Jahr 2019.
Harziger Start, schnelle Umsetzung
Drei Offerten hatte Stefan Bächli eingeholt. Doch die waren derart unterschiedlich, dass er das Projekt schon fast wieder aufs Eis legen wollte. Er hatte keine Kapazität, sich genauer einzuarbeiten. Dann aber, nachdem 2021 ein Dipl. Techniker HF Energie und Umwelt das Projekt «Photovoltaik-Anlage auf dem Bächlihof» als sein Abschlussprojekt berechnet hatte, ging es plötzlich zackig: Im Januar hatte man die mündliche Zusage, die Baubewilligung traf im April ein. Im Juni ging es los. Fertig installiert war schon Mitte August und nun steht die Anlage kurz davor, ihren Betrieb aufzunehmen. Nur noch ein kleines Teilchen fehlt, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Eigener Strom: Erst der Anfang
Einen Grossteil der Anlage hat Stefan Bächli nach Anleitung selbst erstellt: «Wo ich nicht selber Hand anlegen durfte, habe ich einfach mitgeholfen», erzählt er.
267 Module auf einer Fläche von 478 m2 sollen jährlich zwischen 90'000 und 100’000 kWh Strom produzieren. Das entspricht etwa dem Jahresverbrauch von 20 Einfamilienhäusern. Klingt luxuriös. Doch der Gesamtbedarf des Bächlihof läge rund viermal höher - bei aktuell rund 400'000 kWh.
Das Ziel wäre es, den Verbrauch des gesamten Bächlihof komplett aus eigenen Quellen zu decken zu können. 2 weitere Dächer möchte Stefan Bächli mit Photovoltaikanlagen bestücken – das wäre zumindest der Plan. Als nächstes würde er das Hofladendach anpeilen und zuletzt noch das Dach von Scheune und Heugade.
Gute Erfahrungen in Rafz
Dass auf dem Bächlihof auch Solaranlagen erstellt wurden, ist unter anderem den guten Erfahrungen mit der Photovoltaikanlage auf dem Spargelhof in Rafz geschuldet.
Die dortige Anlage produzierte bisher im Schnitt rund 170’000 kWh pro Jahr, wovon wir fast alles selber gebraucht haben. Denn: Wenn der lokale Bedarf gedeckt ist, wird die «Notstrombatterie» geladen. Erst wenn die voll ist und der Eigenbedarf gedeckt ist, geht der restliche Strom ins Netz. Umgekehrt: Wenn zu wenig da ist, wird aus dem Netz bezogen.
Fazit nach 4 Jahren Solarstrom in Rafz: «Es funktioniert und läuft problemlos. Anfangs waren wir bei fast 70 % Eigenversorgung, jetzt noch bei rund 45 %. Der Betrieb ist stark gewachsen in den letzten Jahren. Die Planung für einen Ausbau läuft bereits», sagt Martin Jucker, der juckerseitig Treiber des Projekts war. Denn: Energietechnisch längerfristig unabhängig zu sein, zahlt sich aus, wie es gerade in Zeiten wie diesen deutlich wird. Durch die Lösung mit Energie 360° in Rafz kriegen wir aktuell einen günstigeren Strompreis als auf dem Markt.
Zukunftsmusik: Eigener Strom
Das Ziel wäre natürlich, dass auch unsere Logistik dereinst komplett mit strombetriebenen Fahrzeugen funktioniert. Aktuell sind 4 Transportfahrzeuge elektrisch betrieben. Drei davon sind dieses Jahr in Betrieb genommen worden. Die Stossrichtung ist klar: «Wir werden so schnell wie möglich alle Fahrzeuge auf Elektrobetrieb umstellen», sagt Martin Jucker, «aktuell fehlen die Varianten, die wir brauchen noch auf dem Markt. Die Elektro-LKWs haben lange Lieferfristen und kosten deutlich mehr. Unser Energiesystem ist bereit ausgebaut zu werden, damit alle Fahrzeuge auch mit lokaler Solarenergie betrieben werden können».
Und noch eine freudige Botschaft zum Schluss: Endlich sollen auch auf dem Juckerhof erste Photovoltaik-Flächen angebracht werden. Zwar nicht so gross wie auf den anderen beiden Höfen, aber gross genug, um wenigstens einen Teil des Strombedarfs selber decken zu können. Per wann diese erstellt werden können, ist noch offen: «Wenn es schnell geht, können wir bereits diesen Winter damit anfangen», hofft Martin Jucker.
Die Vision ist also klar. Nur die Umsetzung braucht noch etwas Zeit.
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