Mieser Spargelstart
Im Februar hatte es so gut ausgesehen. Über Wochen war es schön und warm, ja schon fast frühlingshaft. 16 Grad warm war es mal Mitte Februar im Rafzerfeld. Die Spargeln erwachten in den Dämmen und fingen an, nach oben zu wachsen. Doch dann kam Mitte März plötzlich dieser Kälteeinbruch. Gegen Ende des Monats wurde es wieder wärmer und die Hoffnung auf einen frühen Start der Spargelsaison stieg wieder.
Doch dann kam Anfang April die Bise. Und sie kam, um zu bleiben. Die Spargelsaison war gestartet, lief aber seit Beginn auf Sparflamme. Es war zwar recht sonnig, was auch grundsätzlich sehr wichtig ist für eine gute Spargelsaison. Aber es war schlicht zu kalt. Spargelhofleiter Sven Studer fasst die Saison bisher so zusammen: «Zuerst war’s trocken und kalt, dann kalt und jetzt feucht und kalt». Da half auch der Trick mit den schwarzen Folien nur bedingt.
Ein paar Tage später fing es an zu regnen. Und seither haben wir immer wieder Niederschlag. Und davon so viel, dass unser Produktionsteam die Spargeln im kniehohen Wasser stehend ernten konnte.
35 Tonnen weniger Spargel als 2020
Lustig ist anders, denn nass heisst auch kalt. Landwirtschaft ist aber oft so. Es hängt alles vom Wetter ab. Und wenn das nicht mitmacht, wird es mühsam. Und das ist fast jedes Jahr irgendwann mal der Fall. Dieser Frühling ist aber besonders extrem.
Im Gegensatz zum April letzten Jahres haben wir rund 35 Tonnen weniger Spargel geerntet. Es ist krass, was ungünstige Wetterbedingungen ausmachen können. Letztes Jahr war mit etwas über 88 Tonnen Spargel ein überdurchschnittlich gutes Jahr. Dieses Jahr lag der Ertrag bei ernüchternden 52 Tonnen. 2020 war aber auch die beste Spargelsaison überhaupt. In einem durchschnittlichen April haben wir davor ca. 80 bis 85 Tonnen Spargeln produziert. Die Einbusse im Vergleich zu einem «normalen» Jahr beträgt aber immer noch rund 30%.
Verhaltener Start Erdbeersaison
Noch bescheidener sieht es bei den Erdbeeren aus. Eigentlich könnte man um diese Zeit schon anfangen, anständige Mengen zu ernten. Unsere Erdbeerkulturen im Freiland konnten wir letzte Woche nur deshalb abernten, weil wir sie vorausschauend mit Vlies abgedeckt hatten. Dieser wurde aber vom starken Wind immer wieder zerzaust, denn der bläst im Rafzerfeld immer noch etwas stärker als hier im Züri Oberland. Immer und immer wieder wurde neu zugedeckt. Denn ohne Vlies wären viele Erdbeerblüten abgefroren, was wiederum erneute Ertragseinbussen bedeutet hätte.
Aber auch jetzt ist es einfach zu kalt und feucht und die Erdbeeren werden nicht reif. «Die Freilanderdbeeren faulen im Moment fast schneller, als wir sie ernten können», sagt Sven Studer, «teilweise sogar die grünen Beeren». Zum Glück haben wir noch Erdbeeren im (unbeheizten) Folientunnel. Die können wir besser vor solchen Witterungsbedingungen schützen.
Könnte noch gut kommen
Nichtsdestotrotz: So ganz abschreiben will Sven Studer die diesjährige Spargelsaison noch nicht. Auch wenn man wohl nicht mehr auf die tollen Mengen des Vorjahrs kommen werde: Sollte sich das Wetter in den nächsten Wochen noch bessern, könne es schon sein, dass die Spargeln dann nochmal richtig Gas geben. Die Frage wird dann aber sein, ob man die konzentriert hohen Mengen noch verkaufen könne. Sorgen macht sich Studer vor allem um die Zufriedenheit der Kunden. Denn in der bisherigen Saison standen an jedem einzelnen Tag zu wenige Spargeln zur Verfügung.
Mühsame Spargelernte
Für die Leute auf dem Feld war die Arbeit mühselig, denn bei kaltem Wetter müssen die Spargeln mühsam zusammengeklaubt werden. Auf die benötigte Menge zu kommen, ist ohnehin nicht realistisch und trotzdem möchte man alles aus dem Boden holen, was geht. Das bedeutet für die Spargelstecher, dass sie Damm um Damm abgrasen und am Schluss doch keine befriedigende Menge zusammengetragen haben.
Deshalb freuen wir uns, wenn ihr beim Einkauf auch immer die Leute auf dem Feld im Hinterkopf habt und bedenkt, welchen Einsatz sie momentan geben müssen, damit ihr trotzdem Beeren und Spargel kaufen könnt. Denn die fliegen uns im Moment wirklich nicht einfach zu.
Wer's gerne bildlich mag, kann in den Bericht von Tele Züri reinschauen.
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