Mehrere Tonnen Äpfel zu viel – und jetzt?
Auf dem Juckerhof in Seegräben fiel die Apfelernte dieses Jahr richtig gut aus. So gut, dass wir jetzt zu viele Äpfel haben. Schon 2023 gab’s eine gute Ernte. Dieses Jahr war sie noch besser, sodass die Bäume fast doppelt so viele Äpfel wie im letzten Jahr hergaben. Hinzu kommt, dass wir während der gekürzten Kürbisausstellung weniger Äpfel verkaufen konnten. Darum wollen und müssen wir unsere Äpfel nun unters Volk bringen. Das machen wir mit einer «Apfelrettungsaktion»: Vom 16. – 22. Dezember bekommt ihr auf all unseren Höfen eine Papiertasche mit 5kg Äpfeln für CHF 9.90.
Warum müssen die Äpfel gerettet werden?
Foodwaste finden wir gar nicht lässig. Darum machen wir alles, was wir können, um ihn zu vermeiden. Eben zum Beispiel so eine Apfelrettungsaktion. Theoretisch könnten wir aus den Äpfeln auch Most oder Apfelmus machen. Aber bei unseren Äpfeln handelt es sich nicht um Mostobst, sondern um Tafelobst. Es wäre schlicht schade, die Äpfel - die optisch und geschmacklich «richtig Bombe» sind - zu vermosten. Darum bringen wir sie lieber unter die Leute.
Unsere Äpfel lassen sich ausserdem nicht so lange lagern wie die Äpfel bei den grossen Detailhändlern. Darum pressiert’s jetzt ein bisschen. Wir verzichten bei den Äpfeln nämlich auf die sogenannte «Abschlussspritzung» und machen auch im Lager keine Sonderbehandlung. Die Abschlussspritzung ist die letzte Behandlung mit Fungiziden, bevor die Äpfel geerntet werden. Da wir ab der Blüte der Apfelbäume auf Bio umstellen, kommen unsere Äpfel nicht mit chemischen Fungiziden in Berührung. Mehr dazu im Abschnitt «Was macht unsere Äpfel so gut?»
Warum gibt es so viele Äpfel?
Die Landwirtschaft ist von ganz vielen Faktoren abhängig: Wetter, Schädlinge, Bodenqualität, Zeitpunkt von Behandlungen etc. Da genau vorherzusagen, wie viele Äpfel es jedes Jahr geben wird, ist enorm schwierig. Wir haben vor einigen Jahren damit begonnen, unseren Betrieb auf regenerative Landwirtschaft umzustellen. Jede Umstellung braucht ein bisschen Zeit. Und es gab am Anfang ein paar weniger ertragreiche Apfeljahre. Seit letztem Jahr haben die regenerativen Massnahmen aber angefangen richtig zu wirken. «Regenerative Landwirtschaft tut den Bäumen gut», sagt unser Obstbauchef auf dem Juckerhof, Robert (Röbi) Portmann.
Der Frühling war dieses Jahr sehr nass - eigentlich nicht so gut für Apfelbäume. Aber: Der gesunde Boden konnte das Wasser gut aufnehmen und auch wieder abgeben. Durch das viele Wasser werden die Früchte grösser als in sehr trockenen Jahren. Und grössere Äpfel wiegen natürlich auch mehr. Das liess die Zahl auf der Waage zusätzlich nach oben schnellen. «Wir hatten ein sehr gutes Pflegemanagement im Bereich regenerative Landwirtschaft. Durch das nasse Klima gab es Rindenbrand an einigen Bäumen. Ansonsten hatten wir sehr gesunde Bäume», ergänzt Röbi.
Weniger Kürbisausstellung = weniger Apfelverkauf
Zusätzlich zum sehr guten Ertrag haben wir dieses Jahr während der Kürbisausstellung weniger Äpfel verkauft. Das liegt nicht daran, dass unsere Besucher*innen unsere Äpfel nicht mehr mögen. Der Grund ist, dass wir in Seegräben nur eine Bewilligung für 4 Wochen Kürbisausstellung - statt wie bisher 8 Wochen - erhalten hatten. Und die Kürbisausstellung ist nun einmal die Zeit, während der die meisten Besucher*innen zu uns kommen. Weniger Kürbisausstellung = weniger Gelegenheit, um Äpfel zu verkaufen.
Unsere Äpfel kannst du vom Baum nehmen und einfach essen.
Robert Portmann, Obstbauchef Juckerhof
Was macht unsere Äpfel so gut?
Der Obstbauchef hat darauf eine einfache Antwort: «Unsere Äpfel kannst du vom Baum nehmen und einfach essen. Die sind sauber. Da hat’s keine Rückstände dran.» Unsere Äpfel werden regenerativ angebaut, aber was bedeutet das konkret? Alle Apfelanlagen in Seegräben sind Herbizid-frei. Wer Unkrautbekämpfungsmittel einsetzt, tötet damit auch alle Lebewesen, die in der obersten Bodenschicht leben, ab. «Wir wollen, dass der Boden lebendig bleibt», erklärt Röbi. Ein lebendiger Boden tut den Bäumen gut. Ausserdem verzichten wir fast komplett auf Kunstdünger. Stattdessen machen wir aus den nicht mehr verkäuflichen Kürbissen von der Kürbisausstellung und anderen Bioabfällen Kompost, den wir an die Bäume streuen können.
Nach der Blüte der Apfelbäume kommen bei uns nur noch biologische Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Darum hat es auf unseren Äpfeln auch keine Pestizidrückstände. «Warum dann nicht gleich ganz Bio?», mag man sich fragen. Durch das Mischsystem aus ÖLN und Bio, auf das wir setzen, haben wir gesunde Apfelbäume, rückstandsfreie Äpfel und können unsere Durchfahrten mit dem Traktor so gering wie möglich halten. Hätten wir komplett auf Bio gesetzt, hätten wir in so einem nassen Jahr ganz viele Spritzungen mit Bio-Präparaten machen müssen. Denn Feuchtigkeit fördert besonders den Pilzbefall. Rattert der Traktor häufig durch die Obstanlage, wird jedes Mal der Boden gestört. Ist Bio da wirklich besser? Hier könnt ihr mehr dazu erfahren.
Das Mischsystem hat noch einen anderen Vorteil: Wie Röbi erklärt, gibt es in der Schweiz für die meisten Präparate eine Obergrenze, wie viel man davon einsetzen darf. Diese Grenze erreichen wir mit unserer Methode nie, sondern befinden uns am unteren Ende der Skala.
Röbi hat noch ein zusätzliches Argument für unsere Äpfel: «Sie sind einfach der Hammer.»
Was soll ich denn mit 5kg Äpfeln?
Keine Angst, wir haben da ein paar Ideen 😉 Erst einmal gilt: Wer keine gigantische Familie hat und nicht jeden Tag 5 Äpfel mampfen möchte, sollte die Früchte dunkel und kühl lagern. So halten sie am längsten. So eine Tasche voll Äpfel kann man auch gut mit der Nachbarschaft teilen. Und unsere Apfelrezepte gibt’s unten:
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