Gastronomie in Not
«Ich sammle Personal aus der ganzen Firma zusammen»
Samuel Schurter, Chuchichef
Personalrochade
Thomas Dietiker, Leiter der HofManufaktur, leiht seine Leute aktuell oft der Gastronomie aus. «Wenn Anlässe stattfinden auf dem Bächlihof können wir ohnehin nicht arbeiten», erklärt Dietiker. Denn dann wird die Küche benötigt für den Event und die Lautstärke der Manufakturmaschinen im Normalbetrieb könnte die Eventgäste stören.
Hat denn die Manufaktur kein Personalproblem? Laut Dietiker nicht: «Wir benötigen weniger ausgebildetes Gastropersonal, sondern auch viele Hilfskräfte, deshalb betrifft uns der Fachkräftemangel weniger.» Und er kann beruhigen; die Arbeit in der Manufaktur ist gut planbar, die meisten Produkte lagerbar. So kann der Nachschub trotzdem immer gewährleistet werden. Uns gehen Haferdrink und Co. nicht aus. Ähnliches gilt für die HofBäckerei – vieles kann geplant vorproduziert werden. So können die Bäcker*innen und Konditor*innen bei der Eventvorbereitung in der Küche helfen.
Die Grafik (Quelle: tagesanzeiger.ch, x28 AG) zeigt schön, dass es primär beim gut ausgebildeten Personal mangelt, nicht bei den Hilfskräften:
Veränderung der Branche
Personalrochade schön und gut, aber so kann es doch nicht weitergehen. Wo drückt denn der Schuh?
Zum Beispiel die Entlöhnung. Der Mindestlohn in der Gastronomie liegt bei 3’477 Franken – mit einer Berufsbildung von 3 Jahren bei 4'203 Franken (Quelle: unia.ch). Jemand der auf der Bank arbeitet verdient durchschnittlich 5'646 Franken (Quelle: lohncheck.ch), hat aber geregelte Arbeitszeiten, meist ein klimatisiertes Büro und an Wochenenden im Normalfall frei…
Auch das Arbeitsgesetz ist nicht auf Jobs in der Gastronomie ausgerichtet. «Man plant seine Arbeitszeit ein, aber wenn ein Event länger geht, werden 8.5 Stunden plötzlich knapp. Es ist ein Dienstleistungsjob und der Gast steht im Zentrum», sagt Samuel Schurter. Die Zimmerstunde ist auch so ein Unding – deren Elimination bedingt Schichtarbeit, sprich mehr Personal. Bei Jucker Farm gibt es seit Jahren keine Zimmerstunde mehr – was sehr geschätzt wird.
Es braucht also eine Veränderung der ganzen Branche, damit es wieder attraktiver wird, in der Gastronomie zu arbeiten. «Eigentlich ist es ein so schöner und ehrlicher Beruf, der Menschen glücklich macht», meint Schurter nachdenklich.
Arbeitest du in der Gastronomie? Oder bist du in den letzten Jahren abgesprungen? Uns würde deine Sicht auf die Dinge interessieren – schreib einen Kommentar oder schick uns eine Message auf Instagram, Twitter etc.
Du möchtest uns unterstützen und Teil des Jucker-Teams werden? Hier geht’s zu unseren offenen Stellen:
Noch keine Kommentare zu “Gastronomie in Not”