Frühzeitiges Saisonende
Eigentlich gibt es diese Faustregel: «Kirschen rot, Spargel tot». Und in der Regel fällt dieser Tag auf den 24. Juni, den Johannistag. Doch wie so oft ist es in der Landwirtschaft dieses Jahr anders als «normalerweise». In Seegräben waren die ersten Kirschen bereits letzte Woche reif zum Selberpflücken, dafür neigt sich die Ernte unserer Grünspargeln bereits dem Ende zu. Das Saisonende ist bereits 2 Wochen vorher eingetroffen.
Warum?
Weiss besser als Grün
Diese Woche stellen wir die Belieferung unserer externen Partner mit Grünspargeln ein. In den Hofläden sind die grünen Spargeln noch etwas länger erhältlich, dürften aber auch bald auslaufen. Bei den weissen Spargeln können wir noch regulär bis Ende Juni weiterernten. Normalerweise ernten wir beide Kulturen bis Ende Juni ab und gönnen ihnen dann wieder eine Pause.
Generell waren wir mit der Quantität, aber auch mit der Qualität der Spargeln dieses Jahr nicht ganz so glücklich. «Das betrifft auch die weissen Spargeln. Die Stückzahl stimmte zwar, doch es waren viele dünne Spargelstangen dabei, die im Detailhandel nicht verkäuflich sind», sagt Sven Studer, landwirtschaftlicher Koordinator der Jucker Farm AG.
Noch lausiger sieht die Situation bei den grünen Spargeln aus: «Die Ernte ist von einem Tag auf den anderen eingebrochen. Die Pflanzen haben gesagt; jetzt ist Schluss», erzählt Studer.
Nachwehen von 2021
Doch was ist der Grund dafür? Und warum kommt das Saisonende bei den Grünspargeln früher als bei den weissen Spargeln?
Der Hauptgrund ist – welch Überraschung – das Wetter: «Auf das Vollgas-Jahr 2020, in dem die Pflanzen alles veräussert haben, was sie hatten, folgte ein wettertechnisch miserables 2021, in dem die normale Erntemenge gereicht hat, die Zitrone auszupressen», erklärt Sven Studer. Auf Deutsch gesagt:
«Unsere Spargeln haben ein Burnout.»
Aufgrund der nass-kalten Witterung im letzten Sommer konnten unsere Pflanzen kaum Reserven bilden, die Photosynthese gelang nicht ausreichend, der Boden ist belastet und die Mikroorganismen im Boden konnten auch nicht optimal arbeiten.
Alte Pflanzen vertragen weniger
Doch warum hat es die grünen Spargeln stärker erwischt, als die weissen? Der Grund dafür liegt darin, dass wir bei den Grünspargeln einige ältere Pflanzen haben, die schon an die 7, 8 Jahre im Boden sind, ihr Maximum von 10 Jahren also beinahe erreicht haben. Ältere Pflanzen seien generell weniger widerstandsfähig als jüngere Pflanzen, die noch «voll im Saft» sind, erklärt Sven Studer. Bei den Bleichspargeln habe man mehr jüngere Kulturen. Deshalb spüre man dort die widrigen Bedingungen von letztem Jahr weniger.
Deshalb gönnen wir nun den Grünspargeln ihre wohlverdiente Pause, auf dass sie sich dieses Jahr regenerieren und nächstes Jahr wieder bessere Erträge liefern können.
Geringere Nachfrage zum Saisonende
So schlimm ist es jedoch gar nicht, dass die Spargeln dieses Jahr etwas früher in die Pause gehen. Die Nachfrage gegen Ende der Spargelsaison nimmt ohnehin etwas ab. Die Leute haben Mitte/Ende Juni bereits viel mehr regionale Gemüse zur Auswahl als noch Ende März. Und dadurch, dass viele Leute bereits seit Februar (wenn auch mexikanische oder peruanische) Spargeln gegessen haben, ist die Lust nach den weissen und grünen Spargeln irgendwann befriedigt. Das bestätigt auch Sven Studer: «Nach Pfingsten nimmt die Nachfrage nach Spargeln ab».
Wie sieht’s bei euch aus? Habt ihr die Lust an Spargeln schon verloren?
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