Frostige Aussichten
Die Wetterprognosen für die nächsten Tage sehen eher düster aus… Der 1. Mai ist die Ausnahme – schön für alle Ausflügler, die es auf die Jucker Erlebnishöfe zieht. Am Wochenende wird’s jedoch kalt, es soll schneien bis ins Flachland und danach droht Frost. Die Feuchtigkeit an sich ist sehr willkommen, denn es ist immer noch zu trocken. Im Frühling sollte der Boden Reserven anlegen können für den kommenden Sommer – und wenn der Sommer 2019 so heiss wird wie jener 2018, dann hat der Boden die Reserven bitter nötig. Aber Frost wäre sehr kontraproduktiv – es kommen Erinnerungen ans Frostjahr 2017 hoch…
Unter Null
Kalte Luft vom Nordpol strömt laut Meteonews in die Schweiz und lässt die Schneefallgrenze auf 700 m ü. M. sinken. Die Temperaturen sind deutlich tiefer als normalerweise im Mai. Das Problem ist jedoch nicht der Schnee… Wenn nämlich das Wetter aufklart auf die Nacht auf Montag hin, könnte es nicht nur Boden- sondern sogar sogenannten Hüttenfrost geben (Quelle meteonews.ch).
Frost entsteht dann, wenn die Lufttemperatur unter Null Grad Celsius sinkt. Dies geschieht meist in der Nacht, wenn der Boden Wärme abgibt und keine aufnimmt. Je klarer die Nacht, desto eher wird’s frostig. Hat es viele Wolken, so kann die Bodenwärme nicht so einfach entweichen. Bei Bodenfrost liegt die Temperatur bis zu 5 cm über dem Boden im Minusbereich, kann aber auf 2 m Höhe im positiven Bereich sein. Bei Hüttenfrost hingegen sinkt die Temperatur auch 2 m über Boden auf unter Null (Quelle srf.ch/meteo).
Wie schädlich Frost ist, kommt sowohl auf die Temperatur wie auch auf die Dauer an. Fallen die Temperaturen z.B. während einer Stunde auf -2 Grad, ist es unproblematisch, dauert der Frost nur schon 1-2 h länger, können beispielsweise die Kirschen bereits gefährdet werden, erklärt Jucker Obstbauchef Stefan Bächli.
Vorbereitung auf dem Feld
Hüttenfrost ist besonders gefährlich für die Landwirtschaft. Deshalb warnen Wetterdienste frühzeitig. Nicht um Panik zu verbreiten, sondern, damit die Landwirte genügend Zeit haben, sich vorzubereiten.
Spargelhof, Rafz
Robert Courth, Produktionsleiter aus Rafz macht sich keine Sorgen: «Ich sorge mich nicht über etwas, das ich nicht ändern kann. Wenn Frost kommt, dann kommt Frost. Wir bereiten uns darauf vor.» Das bedeutet primär: Erdbeeren mit Vlies abdecken. Denn diese sind besonders durch den drohenden Bodenfrost gefährdet.
Bei den Spargeln kann man laut Courth nichts machen. Den Weissspargeln, die sowieso unter Folie oder in Tunneln wachsen, macht der Frost nichts aus, ausser dass das Wachstum verlangsamt wird. Die Grünspargeln könnten bei starkem Frost erfrieren. Das würde einen zeitweiligen Erntestopp bedeuten.
Die frisch gesäten Kürbisse sind nicht in Gefahr, da sie noch nicht gekeimt sind. Sonst müssten Robert und sein Team ebenfalls Vlies ausbringen.
«Wir überlegen jetzt noch, ob wir die Frostkerzen, die wir gerade vor zwei Wochen wieder eingelagert haben, nochmals hervorholen sollen. In Freienstein haben wir noch Kirschbäume, die dadurch besser geschützt werden könnten,» sagt Courth. Doch das Ausbringen der Kerzen ist eine kostspielige Arbeit, da es sich um hunderte Kerzen handelt, erklärt Raphael Peterhans, Standortleiter Spargelhof Rafz. Pro Hektare benötigt man rund 400 Kerzen, um eine Wirkung zu erzielen. Wird Frost angekündigt, werden die Kerzen zwischen die Bäume gestellt, aber erst angezündet, wenn die Temperaturen effektiv unter Null sinken. Besonders teuer wird es, wenn es mehrere Nächte hintereinander frostig ist.
Frostberegnung kommt weder für Courth noch für Peterhans in Frage. Dabei wird Wasser auf die Bäume gespritzt, bis es gefriert. Im Eis sinkt die Temperatur nicht unter 0 Grad. Im Frostjahr 2017 hat das Rafzer Team einen Teil der Heidelbeeren aufwändig frostberegnet und man konnte im Nachhinein keinen bemerkenswerten Unterschied zu den nicht beregneten feststellen.
Ich sorge mich nicht über etwas, das ich nicht ändern kann. Wenn Frost kommt, dann kommt Frost.
Robert Courth, Produktionsleiter Rafz
Juckerhof, Seegräben und Bächlihof, Jona
Auch Stefan Bächli, Obstbauchef vom Juckerhof und Bächlihof, macht sich noch keinen Kopf. «Bodenfrost ist sehr wahrscheinlich, deshalb werden wir Vlies auslegen über die frisch gesäten Blühstreifen (Fromentalwiesen).»
Laut Bächli könnten z.B. die Kirschbäume in Seegräben frostbewässert werden. «Das Risiko der Frostbewässerung ist immer, dass die Bäume dem Gewicht des gefrorenen Wassers nicht standhalten. Deshalb sehen wir eher davon ab. Die heikelste Phase der Kirschbäume, die Blütezeit, ist ausserdem vorbei.» Frostkerzen sind eine andere Möglichkeit, die Bächli gerade für die Obstkulturen auf dem Bächlihof in Jona in Betracht zieht. «Aber sogar im Frostjahr 2017 konnten wir 80% der Ernte einfahren, ohne Kerzen. Und damals war April und es gab mehrere Frostnächte. In Jona und Seegräben haben wir dank dem See sowieso eine vorteilhafte Lage bei Frost, da der See Wärme speichert. Von dem her nehmen wir das Risiko dieses Jahr wohl auf uns. Ich beobachte jedoch weiter, wie sich die Wetterprognosen entwickeln bis am Wochenende,» sagt Bächli.
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