Die Hühner sind zurück
Vor ziemlich genau einem Jahr hatte sich Stefan Bächli 10 Hühner zugelegt, um auszuprobieren, wie gut sie sich zur Unkrautbekämpfung und zum Schutz vor Schädlingen eignen (Artikel: 27. August 2020 – Hühner für den Pflanzenschutz).
Der Pilotversuch hatte sehr gut geklappt und Stefan wollte das Hühnerteam mit zusätzlichen Tieren aufstocken. Das effektive Prinzip sollte auf eine Grösse skaliert werden, die der gesamten Obstbau-Anlage gerecht werden kann.
Doch dann kam der Fuchs und eliminierte unser Schädlings-Bekämpfungsteam bis auf den letzten Vogel.
They’re back!
Doch nun hat die Leere ein Ende: Seit Kurzem hat Stefan wieder neue Kampftruppen im Feld. Solide 60 Schnäbel stark ist die Federvieh-Armee, die im Kampf gegen alles, was zwischen Apfel- und Birnbäumen kreucht und fleucht eingesetzt wird.
Natürlich benötigt so eine Armee auch eine entsprechende Unterkunft. Mobil sollte sie sein, da die Hühner ihre Weidestelle immer wieder wechseln. Stefans Sohn Alic hat diese im Rahmen seines Sekundarschul-Abschlussprojekts kurzerhand selber erstellt. Für den Stall wären 63 Hühner zugelassen, 60 Tiere sind es bei uns. Der Stall ist ausgerüstet mit Sitzstangen, Einstreu, Legeboxen, Tränken und allem, was so eine Hühnermeute halt so braucht. In dieser Behausung verbringen die Hühner aber nur die Nacht.
Am Tag picken sie sich zwischen den Bäumen an Baumwanzen und Ameisen satt. Zusätzlich zur «Freiland-Nahrung» steht unseren Hühnern natürlich auch noch so genanntes «Alleinfutter» (Futter das als alleinige Nahrung reichen würde) und Körner zur Verfügung. Alle 2 Wochen wird das Weidestück inklusive rollendem Stall wieder weiterbewegt, damit der nächste Fleck abgegrast werden kann.
Grob- und Feinarbeit
Die Hühner leben in Weidegemeinschaft mit den Schweinchen. Das klappe ganz hervorragend, erzählt Stefan Bächli. Die Schweinchen können sogar eine Art Schutzfunktion für die Hühner erfüllen. Die Schweinchen sind in der Unkrautbekämpfung für «das Grobe» zuständig und fressen Gras und Schnecken. Die Hühner erledigen dann mit ihrer ausgiebigen Scharrerei die Feinarbeit zwischen den Bäumen und ernähren sich von allfälligen Fliegenlarven im Schweinekot. Die Exkremente beider Tiere nähren den Boden und leisten einen wichtigen Beitrag zum Humusaufbau.
Eier für 1.- pro Stück
Doch die Hühner sind nicht nur im Obstbau eingestellt, sondern liefern auch wertvolle Freiland-Eier, die im Hofladen für 1.- Franken pro Ei gekauft werden können. Bevor ihr jetzt vor dem hohen Preis nach Luft schnappt, möchten wir euch erklären, was alles dahintersteckt.
Eine regenerative Landwirtschaft zu betreiben, wie wir es mit den Hühnern und den Schweinchen versuchen, ist nicht gratis. Vor allem ist die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen möglicherweise nicht gleich effektiv und das Risiko für Ertragsausfälle höher. Um dieses Risiko absichern zu können, benötigen wir einen etwas höheren Preis für unsere Produkte.
Dazu kommt, dass beim mobilen Weidesystem der Arbeitsaufwand für die Betreuung höher ist als bei fix installierten Haltesystemen. Die Produktionskosten unserer Eier betragen ca. 70-90 Rappen pro Ei (je nach Hühnersorte). Darin eingerechnet ist die Amortisation des Stalls, das Futter und die Arbeit, um die Hühner zu betreuen, wie z.B. sie abends in den Stall zu bringen, morgens rauszulassen, füttern, Gehege umplatzieren und misten.
Bio plus
Zum Vergleich: Ein Bio-Ei wird für gut 80 Rappen verkauft. Bei der Bio-Haltung sind aber auch bis zu 2000 Hennen in einem Stall erlaubt. Ein Demeter-Ei kostet zurzeit in der Migros 1.10 pro Stück. Auch hier sind bis zu 2000 Hennen grundsätzlich erlaubt mit dem entsprechenden Haltungssystem (Quelle: demeter.ch). Diese Haltungsform ist dann aber nur mit automatisierten Ställen möglich. Das wäre hier auf dem Bächlihof gar nicht machbar. Unsere Hühnerherde umfasst 60 Hennen und wird in täglicher Handarbeit betreut. Das macht es sympathischer, aber halt auch teurer. Um all unsere Kosten decken zu können und natürlich auch noch etwas dabei zu verdienen, landen wir auf einem Endpreis von CHF 6.- pro Sechser-Schachtel, das sind CHF 1.- pro Ei.
Und danach?
In der gewerblichen Eierproduktion werden die Hühner nach einem Jahr «ausgewechselt», da sie in die Mauser kommen. In dieser Zeit legen die Hühner für vier bis sechs Wochen keine Eier. Wir haben noch nicht entschieden, wie wir das handhaben wollen. Grundsätzlich «kostet» ein Huhn pro Tag bei unserer Herdengrösse 50 Rappen, egal ob es Eier legt oder nicht. Wir haben 17 Hühner der Rasse «Sandy» aus einer Knospe Bio Aufzucht und 43 «Lohmann Browns». Ersteres ist eine alternative Hühnerrasse, die als Zweinutzungshuhn – also zur Produktion von Eiern wie auch von Fleisch verwendet werden können. «Aktuell ist die Idee, sie nach der ersten Legeperiode noch als Fleischlieferant zu verwenden», sagt Stefan Bächli. Aber auch hier sind wir noch in der Entwicklungs- und Erfahrungssammlungsphase.
Migu
Biz armselig, zur Aufwertung der eigenen (nicht Bio) Tierhaltung die Bio-Qualität schlecht zu machen. Ich kaufe die Eier lieber bei meinem Bauern direkt vom Hof. Der hat auch keine Massentierhaltung und erst noch Bio. Das gibt es also auch!
Valérie Sauter
Hey Migu. Ah findest du? Das war jetzt überhaupt nicht die Idee. Natürlich gibt es auch Bio ohne Massentierhaltung. Wenn man den Bauern um die Ecke kennt und sieht wie er's macht, ist doch super. Diese Möglichkeit haben viele andere Leute aber nicht. Es ging mehr darum aufzuzeigen, warum unsere Eier den Preis haben, den sie haben.
Karin
Wenn Hühner "glücklich" gehalten werden, zahle ich gerne den Preis, den der Bauer braucht, damit auch für ihn und seine Familie etwas übrig bleibt. Ein tolles Projekt. Bitte weiter so und mehr davon 🐔🐣💛👍
Valérie Sauter
Vielen Dank für die nette Rückmeldung! Es freut uns, wenn wir euch mit unseren Ideen zufrieden machen.