
Der Kürbel ist da!
Update vom 2. April 2025: Den Kürbel gibt es (noch) nicht wirklich. Da haben wir uns einen kleinen Aprilscherz erlaubt. Wir bleiben vorerst bei der regenerativen Landwirtschaft mit unseren klassischen Gemüse-, Obst- und Beerensorten.
Als Jucker Farm sind wir vor allem für unsere Kürbisse und Spargeln bekannt. Wer unsere Firmengeschichte kennt, weiss auch, dass wir gerne herumexperimentieren und Dinge tun, die allgemein als schwierig bis unmöglich gelten. Dass es uns gelingen würde, unsere zwei Lieblingsgemüse zu einem zu kombinieren, haben wir am Anfang selbst nicht geglaubt. Aber hier ist er: der Kürbel. Die Kombination aus Kürbis und Spargel.
Wir leisten hier absolute Pionierarbeit!
Martin Jucker
«Es galt bisher als unmöglich zwei Pflanzen, die nicht der gleichen Art angehören, miteinander zu kreuzen. Wir leisten hier absolute Pionierarbeit, nicht nur im Gemüseanbau, sondern auch in der Pflanzenzucht und Biologie», sagt Jucker Farm Co-Gründer Martin Jucker sichtlich stolz.
Jahrelang - 2016 starteten die ersten Versuche – hat unser Produktionsleiter auf dem Spargelhof, Piotr Koziel, mit einem 3-köpfigen Team auf einem kleinen Versuchsfeld in Rafz herumgetüftelt. Das Projekt war streng geheim und es fiel uns manchmal schwer nichts ausplappern. Während der gesamten Versuchszeit kamen keinerlei Pestizide zum Einsatz. Stattdessen arbeiteten wir mit Fruchtkalk, Terra Preta und Komposttee. Denn auch unser neustes Gemüse möchten wir regenerativ anbauen.
Viele Nieten …
Moment mal, Spargel und Kürbis wachsen doch zu völlig unterschiedlichen Zeiten, mag man sich nun denken. Das stimmt. ABER: Beide Pflanzen blühen den Sommer hindurch (Wachstum einer Kürbispflanze), was uns überhaupt erst auf die Idee brachte, dass wir es mit dem Kreuzen probieren könnten. Zuerst versuchten wir es denn auch mit künstlicher Bestäubung. Bei der Methode wird mit einem Pinsel Pollen von der einen Pflanze auf die Narbe – also den weiblichen Blütenteil – der anderen Pflanze aufgetragen.
Hier wurden wir allerdings gleich mit einer Einschränkung konfrontiert. Spargelstangen sind nämlich keine Früchte, sondern Sprossen. Sie entstehen nicht durch Bestäubung, sondern wachsen einfach so. Wird eine Spargelblüte befruchtetet, bildet sich an der Stelle eine Spargelbeere. Diese roten Beeren sind giftig und darum nicht für den Verzehr geeignet. Kürbisse hingegen sind Früchte, die durch Bestäubung entstehen. Es war also schon klar, dass wir mit dieser Methode nur Spargelpollen zu den Kürbisblüten bringen konnten. Schliesslich wollten wir keine übergrossen giftigen Beeren kreieren.
Aber auch so wollte das mit dem Bestäuben nicht so recht funktionieren. Bei den Kürbispflanzen, die mit Spargelpollen bestäubt wurden, bildeten sich keine Früchte, die einer Spargelstange auch nur ähnlich sahen. Während an gewissen der künstlich bestäubten Kürbispflanzen gar keine Früchte wuchsen, bildeten sich an anderen leicht blass aussehende Kürbisse. Leichte Verfärbungen kann es bei Kürbissen aber immer geben. Darum sagt Piotr: «Könnte auch Zufall gewesen sein». Wir experimentierten noch drei weitere Jahre mit dieser Methode, mussten dann aber einsehen, dass es so nichts werden würde.
… und ein Gewinn
Also alles wieder auf Anfang. Als Nächstes versuchten wir es mit einer Methode, die sonst bei Zier- und Obstbäumen praktiziert wird: dem Pfropfen. Schliesslich waren Juckers mehrere Generationen lang Obstbauern. Allerdings bilden weder Spargel- noch Kürbispflanzen verholzte Äste oder Stämme zum Pfropfen. Wir probierten vieles: Kürbisranken aufs Spargelkraut, Kürbiskerne auf Spargelwurzeln, Spargelstangen auf Kürbisranken, aber nichts wollte so recht gelingen. Bis Piotr dann die zündende Idee kam. Er halbierte einen Kürbiskern und pfropfte ihn auf das Rhizom einer Spargelpflanze.
Das Rhizom – auch Wurzelstock genannt – ist eine Verdickung der Sprossachse. Es wächst meist unterirdisch und dient der Pflanze als Energiespeicher. Aus dem Rhizom spriessen Wurzeln und eben auch die Spargelsprossen. Im ersten Versuchsjahr mit den auf dem Rhizom aufgepfropften Kürbiskernen zeigten sich bereits erste Erfolge: Einige Sprossen hatten eine gelb-orange Färbung, andere waren in der Mitte klar verdickt und wieder andere hatten kleine rankenähnliche Auswüchse. Wir waren also auf dem richtigen Weg, aber noch lange nicht am Ziel.
Wir wollten ein Gemüse kreieren, das saftig und mild, wie weisser Spargel schmeckt und zusätzlich die süsse Note des Kürbisses hat
Piotr Koziel
Der perfekte Mix
Es dauerte weitere 4 Jahre, bis Piotr und sein Team die Methode so weit hatten, dass nicht nur Aussehen, sondern auch Geschmack des Kürbels stimmten. «Wir wollten ein Gemüse kreieren, das saftig und mild, wie weisser Spargel schmeckt und zusätzlich die süsse Note des Kürbisses hat. Eine ausgeprägte orange Färbung war uns ebenfalls wichtig – für den Wiedererkennungseffekt», erklärt Piotr. Die bittere Note, die Bleichspargel manchmal hat, habe man hingegen komplett «weggepfropft».
Der Kürbel wächst wie weisser Spargel unter der Erde und wird im Frühling aus dem Boden gestochen. Da die Kürbelstange eine Verdickung in der Mitte hat, kann man ihn nicht mit dem gewöhnlichen Spargelmesser ernten. Stattdessen entwickelte unser Tüftler*innen-Team auch gleich ein neues Erntewerkzeug, das entlang der Klinge eine Vertiefung hat. Wir beginnen nun «na dis na» damit, erste Spargelstecher*innen in der Kürbelernte auszubilden. Denn da ist viel Fingerspitzengefühl gefragt.
Erst einmal für den Eigengebrauch
Verkauft werden unsere ersten Kürbel dieses Jahr nicht. Zu klein ist die Ernte vom Versuchsfeld. Stattdessen legen wir diese Saison alles daran, Rezepte für die Restaurants, HofManukfaktur und evt. auch die HofBäckerei mit unserem neuen Gemüse zu entwickeln. 2026 starten wir dann mit dem Verkauf in den Hofläden und dem Vertrieb an erste interessierte Detailhändler und Gastrobetriebe. Wir sind davon überzeugt, dass der Kürbel ein voller Erfolg wird!
Noch keine Kommentare zu “Der Kürbel ist da!”