Tschüss Avocado
Per 1.1.2019 verbannen wir die Avocado aus dem Hofladen Rafz. Wurde auch Zeit. Und nicht nur die Avocado muss dran glauben, sondern auch die Mango, die Passionsfrucht, die Banane und die Ananas. Auch wenn fast Tränen flossen beim Entscheid gegen die Ananas. Denn laut mehreren unabhängigen Meinungen (inklusive meiner), war diese Ananas die allerbeste Ananas der Welt. Trotzdem, bei aller Ananas- und Avocado-Liebe, diese Exoten gehören nicht auf den Bauernhof. Das sahen auch viele unsere Kunden so.
Fertig Südfrüchte
Zu Recht kann man sich jetzt fragen, wieso wir diese exotischen Früchte überhaupt erst im Sortiment hatten… Im Gegensatz zu den Erlebnishöfen in Jona und Seegräben liegt der Fokus auf dem Spargelhof in Rafz voll auf dem Hofladen – und der Produktion von Kürbis und Co. Das heisst, dass die Kundinnen und Kunden nicht zum Plausch zu uns nach Rafz kommen, sondern um einzukaufen. Deshalb wollten wir in Rafz schon immer möglichst ein Vollsortiment anbieten, damit unsere Kundinnen und Kunden dort ihren gesamten Wocheneinkauf erledigen können. Dazu gehörten bis jetzt auch Avocado und Co.
Ausserdem; gerade im Winter ist das regionale Angebot von Obst und Gemüse eher bescheiden. Wir haben unsere Wintergemüse wie Federkohl, Rosenkohl und Co. (zu den Wintergemüsen), bei den Früchten gibt es Lageräpfel und -birnen, auch Kürbis ist ein super Lagergemüse. Dann ist aber bald einmal fertig. Deshalb werden wir auch diejenigen Gemüse- und Obstsorten, die wir aus Europa beziehen, im Angebot behalten. Dazu gehören z.B. Mandarinen oder Zitronen.
Die Ananas-Frage
Bei der Avocado war der Fall ziemlich schnell klar. Die Frucht ist extrem nährreich und gesund. Deshalb gab es in den letzten Jahren einen regelrechten Avocado-Boom. Wer etwas auf sich hielt, ass Avocado-Burger und überreichte seinem Partner oder seiner Partnerin den Verlobungsring in einer Avocado – kein Witz! Die Schattenseite der grünen Superfrucht wurde aber bald offensichtlich. Urwald wird gerodet für den Anbau der Avocado, sie braucht unheimlich viel Wasser um zu wachsen, es herrschen mafia-ähnliche Zustände und, und, und. Es gibt dutzende Artikel über die böse böse Avocado (z.B. im Tagesanzeiger). Deshalb fällt uns der Abschied überhaupt nicht schwer. Vor allem da es so viele tolle regionale Alternativen zur exotischen Avocado gibt.
Schwieriger fiel uns die Entscheidung bei der Ananas. Der besten Ananas der Welt. Sie kommt aus der Dominikanischen Republik und der Produzent ist ein Schweizer, über den SRF Reporter berichtet hat. Grundsätzlich finden wir, dass der das toll macht! Allerdings wird die Ananas per Flugzeug zu uns transportiert. Der Vorteil ist, dass die Früchte reif transportiert werden können, ganz im Gegensatz zum Transport auf dem Seeweg. Trotzdem; wir können das nicht mehr mit unserer Nachhaltigkeitsphilosophie vereinbaren… Deshalb muss die Ananas auch über die Klinge springen.
Restrisiko
Wurde auch Zeit – ja stimmt, aber wir tragen auch ein Restrisiko, wenn wir alle diese Südfrüchte aus dem Sortiment kippen. So ein Entscheid fällt immer schwer, denn wir könnten Kunden verlieren.
Wer trotzdem Lust auf eine Guacamole oder eine Pizza Hawaii hat, der erledigt dann vielleicht seinen ganzen Einkauf nicht mehr bei uns… Dennoch halten wir an der Entscheidung fest und freuen uns auf ein avocadofreies 2019!
Was ist eure Meinung?
Was haltet ihr davon, dass wir die Südfrüchte aus dem Sortiment schmeissen? Seid ihr enttäuscht und kommt jetzt nie wieder? Oder findet ihr es eine gute Entscheidung? Wir freuen uns, eure Meinung in unserer Kommentarspalte zu lesen.
Ueli
Ein Hofladen ist eine super Sache - vorallem wenn er Produkte vom eigenen Anbau und sicher auch von anderen lokalen Produzenten anbietet.
Dass mit dem Fachwissen Alternativen zu Avocados vorgeschlagen werden kann ist super.
Damit beweist ihr Lokalkompetenz und helft uns, saisonal und lokal einzukaufen. Eine Avocado würde ich im Hofladen nie suchen.
Nadine Gloor
Danke für deinen Kommentar. Genau, es war uns wichtig, Alternativen zur gesunden Avocado zu bieten, statt einfach nur zu sagen, man soll sie nicht mehr essen. Schliesslich gibt es so viele tolle regionale Früchte und Gemüse, da braucht man diese Exoten gar nicht.
Clemens Rucchieri
Hallo Juckers - Bravon zum mutigen und richtigen Entscheid. Wir alle brauchen genau diesen Mut für Verzicht und dies selber durchzusetzen und andere zu motivieren.
Heute nach einem Besuch in einem ganz normalen Migros war ich wirklich fassungslos. Endlose Regale jeder beliebigen Frucht- oder Gemüsesorte. ENDLOSE REGALE! Eine riesige Auslage bspw. mit zahlreichen Tomatensorten in riesigen Mengen - als ob Tomatensaison wäre. Dabei liegt jede einzelne Frucht da mit einer perversen Ökobilanz, geilem Aussehen aber schalem Geschmack. Die Verantwortlichen für diese Überangebote sollte man der Justiz übergeben. Von fast aggressiver Dummheit dieser ganze Verschleiss.
Deshalb echt cool Juckers, dass ihr den Schritt macht! Hoffentlich ziehen viele nach.
Nadine Gloor
Danke für deinen Kommentar. Unserer Meinung nach ist vor allem problematisch, dass die Konsumenten so gar nicht mehr wissen, was eigentlich wann Saison hat. Tomaten im Winter sind normal geworden.
Regula Jaeger
Mein Vater sagte in den 60 iger Jahren: „ Nein Danke für Obst, wir haben Südfrüchte zu Hause“.
Wie sich das Bewussstsein verändert hat. Ich gratuliere Euch und sage ‚Respekt’ zu euerer Entscheidung, es ist auch meine.
Nadine Gloor
Klar, die Zeiten und das Bewusstsein ändern sich. Danke für deinen Kommentar!
Nadine
Das ist ein mutiger, richtiger und nötiger Schritt! Ich gratuliere dazu! Alle meinen nämlich immer, man könne doch locker auf dieses und jenes verzichten, zugunsten der Umwelt. Bis es einen dann selber "trifft" und man auf etwas verzichten muss, das man gerne mag. Auf zu einer konsequente(re)n Haltung und Handlung! Und da braucht es genau solche Unternehmen wie eures, welches sich von Produkten verabschiedet die mit Moral, Ethik und Firmenphilosophie nicht mehr zu vereinbaren sind. Danke und weiter so!
Nadine Gloor
Danke schön für diese motivierenden Worte!
Sandra Muggli
Ich finds guet.Mir händ ja gnueg Alternative. Wär schön die alte Sorte vo eus meh zu verkaufen.
Nadine Gloor
Genau. Die Avocado hat super Eigenschaften, die man aber auch in heimischen Früchten und Gemüsen findet.
Melanie
Ich bin voll dafür Viel mehr back to the roots zu denken. Die tollen superfrüchte von sonstwo. Auch bei uns Lokal. Regional gibt es superfrüchte. Wunderbare Aktion.
Nadine Gloor
Ganz genau :)
Käslin Brigitte
Wir haben nur eine Welt und haben als Kinder auch ohne Avocados und Ananas etc. gut überlebt. Ich mag beide gerne, und "öpper" muss den Anfang machen. Bravo:)
Nadine Gloor
Danke schön für den netten Kommentar!
SM
Halleluja! Findi super :-) En wiitere Schritt euses Konsumverhalte z überdänke. Au im Hiiblick uf d'Agenda 2030.
Marion Schneider
Sehr konsequent von Euch - finde es auch Richtig in Eurer Position als Bauernhof!!
Verstehe auch all die Probleme die der Anbau der Avocado mitsichbringt! Nur leider bin ich persönlich nicht ganz so konsequent und kann die Finger nicht von meiner über alles geliebten Avocado lassen! Esse dafür nur noch Schweizer Fisch:-)
Nadine Gloor
Ja dieses Dilemma kennen wir doch alle... Das mit dem Schweizer Fisch ist doch schon mal ein guter Schritt ;)
Jenny Anna
Ich gratuliere euch zu diesem konsequenten Schritt! Bleibe weiterhin treue Kundin in Rafz - jetzt erst recht.
Nadine Gloor
Danke vielmals, das freut uns sehr!!
Alexander Stuber
Ganz toll und bewundernswert, wenn auch nicht wenig mutig. Aber bei Eurem Publikum gelingt auch dieser Schritt. Wir sollten alle noch viel konsequenter sein mit unseren Einkäufen und Ess- und Lebensgewohnheiten, unseren Mitmenschen, uns und der Umwelt zuliebe. Und schliesslich sind es nur noch wenige kurze Monate, bis die ersten Schweizer Erdbeeren wieder wachsen, Spargeln, Sommergemüse – Abwechslung macht erst das Leben süss!
Nadine Gloor
Danke für deinen Kommentar. Ja, da bin ich ganz deiner Meinung :) Schliesslich müssen nicht nur die Produzenten und Händler Verantwortung übernehmen, sondern auch jeder einzelne Konsument. Nur so können wir etwas bewegen!