Merlot von Werner und Lydia
Werner und Lydia Bächli – die Eltern von Bächlihof-Chef Stefan Bächli – haben im Tessin ein Häuschen. In Loderio bei Biasca, seit 22 Jahren. Und da gehen sie nicht nur hin, um eine schöne Zeit zu verbringen, sondern auch um sich ihrem Rebberg zu widmen.
Da stehen nämlich rund 500 Rebstöcke auf rund 16,5 Aren feine Merlot-Trauben. Den Wein, der ihr Rebberg hergibt, können Werner und Lydia – trotz vieler romantischer Abende – beim besten Willen nicht alleine trinken. Deshalb sind sie so nett und verkaufen ihn über uns in den Hofläden und vor allem auch an unseren Firmenanlässen. 270 Flaschen haben wir bisher pro Jahr verkauft.
Gekeltert wird er ab 2016 von Erich Meier, der ja bekanntlich unser neuer Busenfreund in allen möglichen Weinbelangen ist (siehe z.B. "Lasst die Korken knallen"). Er wird das Beste aus den Trauben rausholen.
WEG VON HIER
Doch wie kommt ein Obstbauer vom Zürisee darauf, einen Rebberg im Tessin zu kaufen? Das ist eine schöne Geschichte, die wir hier erzählen möchten.
Werner Bächli träumte schon immer davon, einen eigenen Rebberg zu haben. Und Lydia hatte nach einem Sprachaufenthalt in Lugano sowieso ein Teil ihres Herzens im Tessin gelassen. Wie es vielen Bauern ergeht, hatten sie einen Streit mit der Gemeinde und hatten dermassen die Nase voll, dass sie drauf und dran waren, nach Australien oder Neuseeland auszuwandern. Allerdings haben sie auf der Erkundungsreise dann gemerkt, dass die Landwirtschaft in Australien auch da nicht das Gelbe vom Ei ist. Zuviel Unordnung und der unsympathische Usus auf kolonialistisch geprägten Betrieben, die Arbeiter auszubeuten. Das war nicht ihr Ding.
«Diese Reise hat uns gelehrt, das Hiesige wieder zu schätzen», sagt Lydia. Aber es blieb die Sehnsucht nach einem Rückzugsort in eine andere Welt.
Ungefähr zur gleichen Zeit wurden sie zu Verwandten in deren Tessiner Rustico eingeladen. Bei der Heimfahrt über den Lukmanier fand Werner: «Schau Lydia, so ein Häuschen wie das da oben am Hang: Das wär’s». Dass sie wenige Jahre später GENAU dieses Häuschen kaufen würden, wussten sie damals noch nicht.
«NUR» EIN HOBBY
1995 ging es dann schnell. Nachdem sie jahrelang nach einem Häuschen Ausschau gehalten hatten, stiessen sie in einem 3-Monate alten «Tierwelt»-Heftli auf ein Inserat für besagtes Häuschen, das sie damals im Tessin gesehen hatten. Aus Jux riefen sie an, auch wenn sie es schon längst vergeben glaubten. Es war noch frei. Sie verliebten sich auf Anhieb in das Häuschen und waren einige Monate später Besitzer des Traumhäuschens. Das Traumhäuschen war allerdings nicht sonderlich gut in Schuss und Werner und Lydia haben seither jede Menge Arbeit hineingesteckt: Wege verbreitert, Mauern neu gebaut und saniert, alte Reben raus, neue Merlot-Trauben rein, das Häuschen selber wurde ebenfalls Schritt für Schritt renoviert und ausgebaut. Fast alles machten sie in eigener Handarbeit. Viele Wochenenden haben die beiden da verbracht. Und was anfänglich nur rund 120 kg Trauben hergab, bringt heute 500 kg für Wein und etwa 100kg für Grappa.
Die geernteten Trauben fahren sie noch heute in die Deutschschweiz, wo sie gekeltert werden. Und beim Wümmen helfen immer Verwandte und Bekannte, mit Kind und Kegel. Es sei zu einer Art Familienprojekt geworden, das Häuschen mit den Reben.
Wie sie das denn gemacht hätten, so ein zeitintensives Hobby zu pflegen neben dem Bauernhof, der ja auch nicht zu knapp Arbeit war, möchte ich wissen.
Sie hätten gute Unterstützung durch die Eltern und Mitarbeiter gehabt, die Kinder waren schon grösser und konnten auch mal alleine sein oder mithelfen, und früher war der Laden Dienstags und Donnerstag geschlossen. Dann fuhr man eben am Morgen um 6.30 los und kam am Abend spät nach Hause. Es seien schon strenge Tage gewesen, aber eben auch wunderschöne.
Noch heute fahren Werner und Lydia alle paar Wochen wieder ins Tessin. Und etwas zu Werkeln gibt es immer. Nur alle paar Jahre gönnen sich die beiden «richtige Ferien». Dann machen sie eine grössere Reise, mehrere Wochen lang. Zum Beispiel nach Südafrika, Kanada oder Argentinien. Demnächst geht es nach Myanmar. Aber am liebsten machen sie immer noch «Landwirtschaftsreisen».
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