
Zwischenbilanz – 4 Jahre regenerativ
Vor rund 4 Jahren haben wir uns dazu entschieden, unseren Betreib auf regenerative Landwirtschaft umzustellen, mit dem Ziel bis 2030 komplett pestizidfrei Lebensmittel zu produzieren. 2021 haben wir unser Vorhaben offiziell kommuniziert und die ersten regenerativen Massnahmen in Angriff genommen. Die Bilanz nach einem Jahr regenerativ fiel leider nicht gerade rosig aus. Unter anderem lag das am schlechten Wetter. Aber auch daran, dass so eine Umstellung Zeit braucht. Die Natur hat eben ihren eigenen Rhythmus.
Da unsere letzte Zwischenbilanz nun schon drei Jahre her ist, ist es höchste Zeit für ein Update. «Wir sind noch nicht ganz so weit, wie ich es gerne hätte», gibt unser Experte für regenerative Landwirtschaft, Sven Studer zu. Trotzdem konnten wir schon sehr vieles erreichen und haben seit Beginn der Umstellung dank Terra Preta, Komposttee und Co. eine grosse Menge an Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel eingespart, wie er erklärt. So ging der Einsatz von Mineraldünger um über 60% zurück und wir konnten unseren Pestizid- und Fungizideinsatz um über 40% reduzieren.
Die 5 regenerativen Prinzipien auf einen Blick
Bereits erreicht haben wir unser Ziel im Getreideanbau. Den betreiben wir schon seit mehreren Jahren pestizidfrei mit Untersaat und können bez. Ertrag mit Produzenten, die konventionelle Landwirtschaft betreiben, mithalten. «Das funktioniert problemlos. Getreide gehört aber auch zu den einfacheren regenerativen Disziplinen», sagt Sven. Zufrieden ist er auch mit den Entwicklungen im Obstbau. Bei unseren Beständen auf dem Bächlihof kommen keine Insektizide mehr zum Einsatz. Stattdessen arbeiten wir mit Nützlingen, um die Schadpopulation in den Griff zu bekommen.
Ein Kürbiserfolg
Im Kürbisanbau haben wir 2024 einen Meilenstein erreicht. Unser Anbauleiter auf dem Spargelhof, Piotr Koziel, war extrem erfolgreich mit seinen Anbauversuchen mit Untersaat. Auf seinen Versuchsfeldern konnte er das Unkraut ganz ohne Herbizid fernhalten. Nun gilt es, die Methode bei den Kürbissen auch grossflächig anzuwenden.
Fast genauso bekannt wie für Kürbisse, sind wir für unseren Rafzer Spargel. Dort arbeiten wir schon seit etwa 10 Jahren mit Gründüngung und Untersaat. Vorarbeit und gesammelte Erfahrung, die sich jetzt auszahlen. Ausserdem kommt Fruchtkalk zur Schädlingsbekämpfung zum Einsatz und wir wollen Versuche mit Meeralgen starten, um den Boden mit Nährstoffen zu versorgen. Zur regenerativen Landwirtschaft gehört es auch, den Boden möglichst wenig zu bearbeiten. Das ist bei den weissen Spargeln aber schlicht unmöglich, weil für sie sogenannte «Spargeldämme» notwendig sind.
Ein bisschen Nachholbedarf haben wir beim Steinobst (Kirschen und Zwetschgen) sowie bei unseren Beeren. Letztere wachsen in Rafz in Töpfen. Darum gibt es da gewisse technische Hindernisse wie Bewässerung und die damit zusammenhängende Düngung, die den regenerativen Anbau knifflig machen.
Sind wir denn jetzt schon regenerativ?
Seit Kurzem gibt es mit AgriPurpose ein Label für regenerative Landwirtschaft in der Schweiz. Jucker Farm ist der erste Landwirtschaftsbetrieb, der mit diesem Label ausgezeichnet wurde. Nicht nur darum sagt Sven: «Grundsätzlich können wir unseren Betrieb als regenerativ bezeichnen.» Denn wo immer möglich wenden wir die regenerativen Prinzipien an und probieren immer weiter aus. So kommen wir unserem Vorsatz jedes Jahr mindestens einen Schritt näher. «Die regenerative Landwirtschaft ist für uns der Weg hin zum Ziel, keine Pestizide mehr zu brauchen.»
Die regenerative Landwirtschaft setzt an einem ganz anderen Ort an. Sie ist Ziel-basiert. Das begreifen viele noch nicht.
Sven Studer, Experte für regenerative Landwirtschaft
Anders als etwa für Bio-Betriebe gibt es für regenerative Höfe keine genauen Richtlinien, die sie erfüllen müssen, um Direktzahlungen oder ein Label zu erhalten. «Die regenerative Landwirtschaft setzt an einem ganz anderen Ort an. Sie ist Ziel-basiert. Das begreifen viele noch nicht», erklärt Sven. Es gibt keine Liste mit Massnahmen, die jeder Betrieb abarbeiten kann/muss. Den besten Weg hin zum regenerativen Hof, muss man selbst finden.
Sven sieht klare Vorteile im zielbasierten System: «Es macht die Kontrolle extrem einfach. Man muss nicht tausende Parameter abklappern. Es gibt EIN Resultat und das ist entweder erfüllt oder nicht.» Allerdings ist so auch ein Umdenken nötig und das fällt nicht immer leicht.
Den Umstieg bewusst angehen
Unser Experte sagt darum: «Überlegt euch gut, wie ihr mit der Umstellung Anfangen möchtet und macht am besten zuerst einen Kurs.» Sven hat noch einen eigenen Hof. Auch den betreibt er regenerativ. Er hat damals von einem Tag auf den anderen alles umgestellt. Das sorgte bei ihm dafür, dass der Ertrag bei allen Kulturen erst einmal abnahm. «Ich habe 3 Jahre lang kein Geld mehr verdient mit meinem Betrieb.» Sven war sich des Risikos damals bewusst. Den meisten Betrieben würde er so eine Vorgehensweise aber nicht empfehlen: «Macht es step-by-step. Dann werdet ihr Erfolgserlebnisse haben, auf denen ihr aufbauen könnt.»
Mittlerweile gibt es ein System, mit dem sich die regenerative Landwirtschaft messen lässt. Mit DORA können Landwirt*innen auf Daten (die per Satellit gemessen werden) zur Photosyntheseleistung ihrer Pflanzen und dem Bedeckungsgrad des Bodens zugreifen. Ausserdem erlaubt es DORA, die eigenen Parzellen mit denen aus der Umgebung zu vergleichen. Weiter wird mit Bodenproben vom Feld alle 5 Jahre gegenkontrolliert, ob sich die Bodenbeschaffenheit verbessert oder verschlechtert hat. Denn Ziel der regenerativen Landwirtschaft ist ein möglichst gesunder Boden. Ganz nach dem Motto: gesunder Boden – gesunde Pflanzen – gesunde Nahrungsmittel – gesunde Menschen.
Wie geht's bei uns weiter?
Unser Ziel bis 2030 pestizidfrei zu produzieren steht. «Es wird noch ein zäher Weg, aber ich bin überzeugt, dass wir es schaffen», sagt Sven. Für uns heisst das, immer weiter ausprobieren und unsere regenerativen Massnahmen stetig weiterentwickeln. Wir werden euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.
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