Was machen Bäuer*innen wenn der erste Schnee kommt?
Der erste Schnee hat das Schweizer Flachland erreicht. Und er sorgte gleich für Chaos. Der ÖV fiel in vielen Städten aus, auf den Strassen ging es nur noch im Schritttempo vorwärts und wer zu Fuss unterwegs war, tappte sich vorsichtig Schritt für Schritt voran, um keine Nasenladung hinzulegen. Während sich die meisten von uns nicht wirklich auf Schnee vorbereiten müssen - klar ist es blöd, wenn man in Turnschuhen unterwegs ist, aber die trockenen ja wieder - gibt es für Landwirt*innen einiges zu tun, bevor eine weisse Decke auf den Feldern liegt. Wir haben bei unseren Expert*innen auf dem Spargelhof in Rafz, dem Bächlihof in Jona und dem Juckerhof in Seegräben nachgefragt, was der Schnee für ihre Arbeit bedeutet.
Da viele der Arbeiten, die vor dem ersten Schnee erledigt sein müssen mehrere Tage dauern, müssen unsere Landwirt*innen immer das Wetter im Auge behalten. «Wetterbericht lesen gehört zu unserem Daily Business», sagt Robert (Röbi) Portmann, Obstbauchef auf dem Juckerhof. Bevor die ersten Flocken fallen, müssen alle Hagelschutznetze in den Beeren- und Obstanlagen zusammengerollt werden. Auch die Plastikfolien der Wandertunnels müssen zusammengerollt werden. Das machen wir, weil die Folien und Netze das Gewicht des Schnees evt. nicht halten und kaputt gehen könnten, wie die stellvertretende Produktionschefin Valentina Gasser erklärt. Ausserdem ist Mähen und Mulchen nach dem ersten Schnee nicht mehr möglich, weil das kalte Weiss alles plattdrückt.
Auch unsere Tiere müssen natürlich gut versorgt sein und ihre Zäune überprüft werden. Mehr darüber, was unsere Schweine, Ziegen, Hühner und Kaninchen im Winter machen, erfahrt ihr hier. Und: Wir müssen dafür sorgen, dass wir vor dem ersten Schneefall genug Wintergemüse ernten, damit wir die Versorgung sicherstellen können. Wintergemüse unter dem Schnee ernten ginge theoretisch, weiss Valentina, aber es ist «einfach sehr sehr mühsam und anstrengend». Zum Glück schneit es in Rafz, wo unser Wintergemüse wächst, nur selten und der Schnee bleibt auch nicht lange liegen.
Der erste Frost - eigentlich wichtiger als Schnee
Auch wenn es vor dem ersten Schnee einiges zu tun gibt, ist der erste Frost in der Landwirtschaft entscheidender. «Vor dem ersten Frost gibt es auch einiges zu tun, so müssen alle Bewässerungen entleert werden, dabei werden die teuren Komponenten abgebaut und im Keller gelagert, die Feldspritzen müssen in frostfreien Räumen eingestellt werden», erklärt Sven Studer. Er ist bei uns Experte für regenerative Landwirtschaft. Und ganz wichtig in Rafz: «Alle Kürbisse müssen vor Frost geschützt werden.» So viele Kürbisse wie möglich kommen in unsere neue Lagerhalle in Eglisau. Der Rest wird mit Vlies abgedeckt und bleibt draussen.
Die Kürbisse müssen vor dem ersten Frost alle geregnet sein. Sonst könnten sie auf dem Feld Schaden nehmen. Wenn der erste Frost früh kommt - vor dem 1. November - müssten wir ausserdem eine sehr grosse Anzahl an Kürbissen frostfrei lagern. «Das würde viel Logistikarbeit auslösen», sagt Sven.
Das geht trotz Schnee
Auch wenn Schnee liegt, gibt es noch einige Arbeiten, die Landwirt*innen erledigen können und müssen. Röbi erklärt: «Maschinenservice und alle Arbeiten, die geschützt gemacht werden können, sind problemlos umsetzbar. Teilweise auch das Baumschneiden, wenn es nicht gerade 20cm Schnee hat.»
Und Obstbauchef Stefan Bächli sagt: «Hat es Schnee und ist es gefroren, kann man gut im Wald arbeiten, ohne den Boden zu beschädigen und das geschlagene Holz bleibt sauber.» Schliesslich will auch der Wald gepflegt werden. Damit junge, gesunde Bäume mit genügend Licht und Nährstoffen wachsen können, gilt es kranke, instabile Bäume zu fällen. «Hat es jedoch gerade frisch geschneit, ist der Wald eher eine Gefahr. Es könnten Äste abbrechen», weiss Stefan. Wie in Rafz, schneit es aber auch auf dem Bächlihof in Jona nicht häufig und wenn, dann bleibt der Schnee nur kurz. Bis Stefan und sein Team wieder schneefrei arbeiten können, ist es also «nur eine Zeitfrage», wie er sagt.
Wie vieles wird Schnee erst zum Problem, wenn er besonders früh oder in unerwartet grossen Mengen eintrudelt. «Schnee ist nicht ein Faktor, der mich meistens stresst, ausser er kommt schon im Oktober», sagt Röbi. Er würde sich generell erst Schnee und Frost ab Dezember wünschen. Und Stefan fügt an: «Schnee mag ich sehr, jedoch gibt es bei Schneefall immer zusätzliche Arbeit mit Räumen und Salzen. Von dem her lieber erst Schnee zu Weihnachten.»
Noch keine Kommentare zu “Was machen Bäuer*innen wenn der erste Schnee kommt?”