Zu Jucker Farm
Gründüngung Spagelkultur
von Valérie

Was ist eine Gründüngung?

Na – grüner Dünger wahrscheinlich, oder? Ja fast. Doch ganz so einfach ist es nicht. Unter Gründüngung versteht man das gezielte Säen von Pflanzen als Zusatz zu einer Kulturpflanze oder nach deren Abernte.

Als Beispiel: Nachdem ein Weizenfeld abgeerntet wurde, sät man direkt nach der Ernte eine Pflanzenmischung und lässt sie wachsen. Diese Pflanzen sind aber keine, die man als Produkt wieder erntet, sondern dienen allein der Pflege und der Aufwertung des Bodens. Die Zeit der Gründüngung ist meist im Herbst und Winter.

Wenn sie ausgewachsen sind, werden diese «Gründünger-Pflanzen» «gemulcht», also dem Erdboden gleichgemacht und der nährstoffreiche Pflanzensaft gelangt in den Boden, wo er von Mikroorganismen für die folgenden Kulturpflanzen verfügbar gemacht wird. Eine Gründüngung kann auf zwei verschiedene Arten ausgebracht werden.

Als Untersaat oder als Zwischenfrucht

Die Gründüngung kann entweder direkt mit der Pflanze oder in die bestehende Kultur als so genannte «Untersaat» eingesät werden und übernimmt dann sozusagen das Feld, sobald die Hauptkultur weg ist. Oder aber sie wird als  «Zwischenfrucht», also als Bepflanzung im zeitlichen Sinne zwischen zwei Kulturen gesetzt.

Warum macht man das?

Die Gründüngung hat verschiedene Funktionen. Alle haben mit einer Aufwertung des Bodens zu tun:

Bindung von Nährstoffen im Boden

Die Nährstoffe, die durch Mineraldünger oder Ausbringung von Gülle im Boden landen, würden durch den Regen irgendwann ausgespült und in den Gewässern landen. Hier kommt die Gründüngung ins Spiel. Die wachsenden Pflanzen nehmen diese Nährstoffe wieder auf und fungieren wie ein Zwischenspeicher. Beim Mulchen treten diese Nährstoffe dann wieder aus und werden von Mikroorganismen im Boden für die darauffolgenden Kulturpflanzen verfügbar gemacht.

Verdrängung von Unkraut

Da wo die Gründüngung wächst, kann sonst nichts wachsen. Man sät kontrolliert Pflanzen, die der folgenden Kultur nicht in den Weg kommen werden. Diese nehmen dem Unkraut das Licht und den Platz weg. So braucht man keine oder viel weniger Herbizide einzusetzen.

Auflockerung und Festigung des Bodens

Gründüngungsmischungen enthalten meistens Pflanzen mit verschiedenen Eigenschaften. Zum Beispiel Flach- wie auch Tiefwurzler. Flachwurzler (z.B. Gräser), haben ein dichtes, aber nicht so tiefes Wurzelnetz. Durch die grössere Oberfläche können mehr Bodenlebewesen an ihre Wurzeln andocken. Tiefwurzler wiederum sind gut für die Struktur, um den Unterboden aufzulockern.

Ein dichtes Flechtwerk von verschiedenen Wurzelstrukturen macht den Boden zudem stabiler und ermöglicht ihm gleichzeitig, mehr Wasser zu speichern, ohne dass sich das Wasser staut (Lehmziegel vs. Schwamm).

Ein Beispiel, wie das bei den Spargeln schon seit Jahren gemacht wird: "Von Bienen und Blumen", 15. November 2018.

Wirkung Gründüngung Grafik
Links ein Boden ohne Gründüngung, rechts Boden mit Gründüngung.

«Sauber» ist nicht per se besser

Lange Zeit war die Mentalität im Landbau: Je sauberer das Feld, desto besser. Das Idealbild: Nackte, braune Erde und die gesunde Kulturpflanze - sonst nichts. Unkraut wurde mit synthetischen Herbiziden abgewürgt. Doch langsam findet ein Umdenken statt und Ein- oder Untersaaten werden wieder vermehrt eingesetzt. Der Trick: Der Boden soll nie unbedeckt sein, es soll immer etwas darauf wachsen. Ein Prinzip, das auch in der regenerativen Landwirtschaft gilt.

Sorgsamer Umgang mit Nährstoffen

Die Vorteile einer Gründüngung sind also offensichtlich: Sie bindet Nährstoffe im Boden, lockert den Boden auf und macht chemische Unkrautbekämpfung zumindest teilweise überflüssig.

Mittlerweile gehört die Gründüngung zur gängigen Praxis, die meisten Bauern dürften damit arbeiten. Auf den ersten Blick fallen für eine Gründüngung zwar zusätzliche Kosten an. Diese werden jedoch schnell wieder wettgemacht, allein schon durch die Einsparungen bei der Düngerbeschaffung.

«Es ist krass, was ohne Gründüngung an Nährstoffen verloren geht. Besonders beim Stickstoff», sagt Robert Courth, Produktionsleiter in Rafz. Ausserdem gehe es hier auch um den Erhalt der Bodengesundheit und diese sei das A und O für eine langfristig nachhaltige Produktion.

Valérie war Vollblutautorin des FarmTickers (bis Juni 2024) und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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