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Was ist Demeter?
Das orange Demeter-Logo prangt in vielen Supermärkten auf den Lebensmitteln. Die damit versehenen Produkte unterscheiden sich meist vor allem im Preis von Gemüse, Früchten, Brot und Co. ohne Label. Aber was ist Demeter eigentlich?
Grundsätzlich ist Demeter ein Bio-Label. Dahinter steckt der gleichnamige Verband mit Hauptsitz in Deutschland. Auf dessen Website heisst es: «Der Demeter e.V. ist der älteste Bioverband in Deutschland. Schon seit 1924 bewirtschaften Demeter-Landwirte ihre Felder biodynamisch.» Heute gibt es Demeter-Verbände in mehreren Ländern. 419 Landwirtschaftsbetriebe gehörten 2022 zu Demeter Schweiz. Weltweit waren es rund 5900.
Bio wie? Biodynamisch
Die biodynamische - oder auch biologisch-dynamische - Landwirtschaft beruht auf den Ideen von Rudolf Steiner. Er präsentierte 1924 vor einer Gruppe deutscher Bauern seine neuen Landwirtschaftskonzepte. Das Seminar dauerte 10 Tage und behandelte Themenbereiche wie Mineralien und Humusbildung aber auch die Wirkung kosmischer Kräfte. Der Name biologisch-dynamische oder eben biodynamische Landwirtschaft etablierte sich allerdings erst um 1930 und somit rund 5 Jahre nach Steiners Tod.
Ein wichtiger Teil der biodynamischen Landwirtschaft ist die sogenannte «Betriebsindividualität». Soll heissen: Jeder Hof hat seine eigenen Voraussetzungen und soll unter Einbezug von Standort, Landschaft, Tieren und Menschen auch individuell gestaltet werden. Ausserdem sollen Landwirtschaftsbetriebe möglichst als geschlossener Kreislauf funktionieren und nur, wo unbedingt nötig, Substanzen von aussen verwenden. Für ihre Tiere sollen Bäuer*innen also z.B. selbst Futter anbauen.
Sehr wichtig in der biodynamischen Landwirtschaft ist ausserdem der Boden. Schädlings- oder Pilzbefall gelten als Zeichen eines gestörten Bodens. Zusätzlich zu Tiermist als Düngemittel, kommen bei der biodynamischen Landwirtschaft sogenannte «Präparate» zum Einsatz. Aber dazu später mehr.
Tiere sind fester Bestandteil von Steiners Konzept, denn; ohne Tiere kein Mist. Das Wohlergehen der Tiere wird in der biodynamischen Landwirtschaft grossgeschrieben. Bei Demeter-Betrieben dürfen Rinder nicht enthornt werden. Ausserdem heisst es auf der Demeter-Website: «Für die Mitglieder des Demeter-Verbands steht der Respekt vor dem Lebewesen an erster Stelle. Demeter-Landwirt*innen passen ihre Tiere nicht einfach den ‹Produktionsbedingungen› an, sondern bauen Ställe, die gross genug für die Bedürfnisse ihrer Kühe sind.»
Unterscheiden sich Demeter und Bio?
Ja, das tun sie. Schweizer Demeter-Betriebe halten die Richtlinien von Bio Suisse ein. Allerdings gibt es für sie noch viele Vorgaben, die sie obendrauf erfüllen müssen. Ein Beispiel dafür: Bio Suisse schreibt vor, dass Bio-Betriebe ihre Tiere mit mindestens 90% Bio-Futter füttern. Das Tierfutter darf ausserdem ausschliesslich aus Europa stammen. In Demeter-Betrieben muss das Tierfutter dagegen zu 100% Bio sein und mindestens 80% davon muss Demeter-Futter sein. Zusätzlich schreibt der Verband vor, dass Jungtiere nur mit unveränderter Milch gefüttert werden. Milchpulver ist also verboten.
Der wohl grösste Unterschied ist aber, dass Demeter die Berücksichtigung kosmischer Kräfte und der Sternenkonstellationen bei der Landwirtschaft vorschreibt. Ausserdem müssen Demeter-Betriebe ihre Pflanzen mit biodynamischen Präparaten behandeln.
Wer sich die Unterschiede noch genauer ansehen möchte, findet bei Bio Suisse eine Übersicht.
Demeter vs. regenerativer Landwirtschaft
Wir als Jucker Farm sind weder Demeter noch Bio zertifiziert. Stattdessen richten wir unseren Betrieb regenerativ aus. Weil das für uns am meisten Sinn macht. In der regenerativen Landwirtschaft gibt es 5 Prinzipien:
Wie Demeter-Betriebe legen also auch Bäuer*innen, die regenerative Landwirtschaft betreiben, grossen Wert auf die Bodengesundheit. Einige bezeichnen die regenerative Landwirtschaft auch als «Anbau, der die Natur aufbaut». Und auch die Integration von Tieren ist ein wichtiger Teil – bei Demeter-Betrieben ist sie gar obligatorisch.
Weitere Parallelen gibt es bez. Biodiversität: Demeter Schweiz bezeichnet «das Schaffen guter Lebensbedingungen für Nützlinge» als eines der Merkmale der biodynamischen Landwirtschaft. In der regenerativen Landwirtschaft strebt man eine möglichst grosse Biodiversität an. Ziel ist es, eine grosse Vielfalt an Insekten, Kleinlebewesen, aber auch an Pflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften im Anbaubereich anzusiedeln.
Die regenerative Landwirtschaft setzt sich für ein ganzheitliches Mindset ein. Auch sie versucht möglichst viele Kreisläufe zu schliessen und die natürliche Balance, die durch menschliches Eingreifen gestört wird, wo immer möglich, zu erhalten. Kosmische Energien, Sternenkonstellationen und spezielle Präparate sind hingegen nicht Teil der regenerativen Landwirtschaft.
Demeter und regenerative Landwirtschaft im Vergleich:
Hornmist und Co. - die Präparate
Wie oben erwähnt, ist der Einsatz von Präparaten für Demeter-Betriebe Pflicht. Aber was heisst das? Demeter unterscheidet grundsätzlich zwischen Spritzpräparaten und Kompostpräparaten. Eines der Spritzpräparate ist Hornmist. Um ihn herzustellen, füllen Landwirt*innen frischen Kuhmist in Kuhhörner. Die gefüllten Hörner werden dann zwischen Mitte September und Mitte Oktober vergraben und bleiben bis nach Ostern im Boden.
«Es hat sich eine dunkle, erdig riechende, humose Substanz entwickelt. Sie ist eine mächtige Erbauerin der Bodenstruktur und fördert die mikrobielle Aktivität und Humusbildung des Bodens», beschreibt Demeter Schweiz den so entstandenen Hornmist. Dann kommt die intensive Arbeit für Bäuer*innen: Sie müssen den Hornmist mit Wasser verdünnen – 100g auf 30-35 Liter Wasser – und eine Stunde lang intensiv rühren. Dann wird das Ganze auf dem Boden versprüht. Daher auch die Kategorisierung als Spritzpräparat.
Die Kompostpräparate sind Substanzen, die zum Kompost dazugegeben werden. Laut Demeter sind sie dazu da, den Temperaturanstieg und Substanzverlust im Kompost zu begrenzen. Ausserdem sollen sie die Nitrate und Phosphate im Kompost erhalten. Für die Kompostpräparate werden sechs Pflanzen verwendet: Schafgarbe, Löwenzahn, Kamille, Brennnessel, Eiche (nur die Rinde) und Baldrian.
Statt im Kuhhorn vergraben Demeter-Landwirt*innen die Pflanzen in einer «tierischen Hülle» - z.B einem Kuhdarm. Auch die Kompostpräparate bleiben von Herbst bis nach Ostern unter der Erde. 3 Monate nachdem die Pflanzen wieder ausgegraben wurden, sind sie «stabil und bei guter Lagerung drei bis vier Jahre wirksam», wie Demeter Schweiz schreibt.
Was sagt die Wissenschaft?
Klingt nach ganz schön viel Arbeit und für die eine oder den anderen wohl auch nach Humbug. Stellt sich also die Frage: Bringen Hornmist, Kompostpräparate und kosmische Kräfte in der Landwirtschaft tatsächlich etwas? Schwer zu sagen, denn kosmische Kräfte lassen sich wissenschaftlich schwer messen und überprüfen.
In einer 2022 veröffentlichten Vergleichsstudie kam ein Forschungsteam zum Schluss, dass es keine deutlichen Unterschiede zwischen biologischer und biodynamischer Anbauweise in Bezug auf die drei Kategorien Qualität der Lebensmittel, Nachhaltigkeit und Einfluss der landwirtschaftlichen Methode gibt.
Die Studie «Entstehung und Entwicklung des ökologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum» von Gunter Vogt legt dar, dass die Menge von Mikroorganismen und der Humusgehalt von bisher konventionell bewirtschafteten Böden nach einigen Jahren biologisch-dynamischen Anbaus ansteigt. Das muss aber kein Indiz für die Wirksamkeit der biodynamischen Methode sein. Denn durch Massnahmen wie Gründüngung, Untersaat, Kunstwiesen und Kompostausbringung wird der Humusgehalt positiv beeinflusst, wie die Berner Fachhochschule festhält.
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