Zu Jucker Farm
Rosenkohl Röschen
von Leslie

Warum der Anbau von Rosenkohl so knifflig ist

Was im Herbst der Kürbis ist, ist für uns im Winter der Rosenkohl. Okay, das ist jetzt ein bisschen übertrieben. Schliesslich gibt’s (noch 😉 ) keine Rosenkohlausstellung. Allerdings ist Rosenkohl gemeinsam mit Nüsslisalat unser wichtigstes Wintergemüse. Wir bauen ihn auf unseren Feldern rund um den Spargelhof in Rafz an. Dort wächst auch unser anderes Wintergemüse wie Federkohl, Palmkohl, Rot- und Weisskabis, Flower Sprouts sowie Cicorino Rosso und Verde.

Hat es Frost, müssen wir jeweils eine Erntepause einlegen. Würden wir auch bei Schnee und Eis weiterernten, gäbe es Schäden wie Druckstellen am Gemüse und die Ernte würde schnell «lampig» werden. In Rafz kommt es jedoch selten vor, dass gleich über mehrere Tage geschweige denn Wochen alles gefroren ist. Sagt der Wetterbericht Frost voraus, ernten wir in den Tagen davor ein bisschen mehr, damit unsere Erntehelfenden das Gemüse während den Frosttagen waschen und rüsten können. Manchmal fahren wir auch einfach ein bisschen später aufs Feld. Denn sobald die Sonne rauskommt, überlebt der Frost nicht lange.

Frost auf Federkohl

Bei Frost verzögert sich die Ernte (hier beim Federkohl).

Ernte Federkohl

Wenn in den kommenden Tagen Frost angesagt ist, ernten wir auf Vorrat.

Rosenkohl rüsten

Unseren Rosenkohl waschen und rüsten wir, bevor er im Verkauf landet.

Die Ernte lief diese Saison durchzogen, wie Valentina Gasser, unsere stv. Produktionsleiterin auf dem Spargelhof, weiss. Allerdings hat der Rosenkohl dieses Jahr eher kleine Röschen. Schmecken tun die genau gleich gut wie grösserer Rosenkohl. Aber: «Wenn die Röschen klein sind, ist der Rüstaufwand für uns grösser, was wiederum mehr Kosten verursacht», erklärt Valentina.

Ein nasser Sommer und eine fiese Fliege

Den Grund für die eher kleinen Kohlröschen und die nicht so prächtige Ernte vermutet sie im Wetter. Wintergemüse wird bereits im Sommer gesetzt. Ein nasser Sommer wie im letzten Jahr tut den Wintergemüse-Setzlingen nicht sonderlich gut. Ausserdem hat der Rosenkohl hierzulande einen grossen Feind: die weisse Fliege.

Der Schädling hinterlässt am Kohl eine Einstichstelle und legt dort Eier ab. Die daraus geschlüpften Fliegenlarven ernähren sich dann vom Saft der Pflanze. Die weisse Fliege hinterlässt also nicht nur unschöne gelbe Stellen, die später weggerüstet werden müssen, sondern schwächt auch die befallene Pflanze. Die weisse Fliege mag abgesehen von Rosenkohl auch alle anderen Kohlsorten und fällt manchmal auch über anderes Gemüse her.

Weisse Fliege

Die weisse Fliege befällt auch andere Kohl- und Gemüsesorten.

Ernte Rosenkohl

Die Rosenkohlröschen wachsen dicht beieinander am Strunk.

Wachstum Rosenkohl

Darum ist es auch so schwierig, die weisse Fliege von ihnen wegzubekommen.

Beim Rosenkohl kommen gleich mehrere Faktoren zusammen, die den Kampf gegen die weisse Fliege besonders knifflig machen: Der Schädling nistet sich gerne unten am Ansatz der Kohlröschen ein. Es ist darum schwierig, ihn mit Pflanzenschutzmitteln zu erreichen. Zusätzlich werden die Auflagen bez. Pflanzenschutzmitteln, die in der Schweiz eingesetzt werden dürfen, immer strenger. Viele grosse Gemüsebauern haben darum mit dem Rosenkohlanbau aufgehört. Der Aufwand wurde für sie schlicht zu gross.

Wir experimentieren wie wild

Wir bleiben davon nicht verschont. Auch für uns wird der Aufwand immer grösser, aber wir wollen unseren Röslichööl nicht aufgeben. Darum experimentieren wir immer wieder mit neuen Methoden, um ihn möglichst effektiv und effizient vor der weissen Fliege zu schützen. Dazu arbeiten wir mit FiBL, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau zusammen. Im Zuge der Zusammenarbeit haben wir unter anderem ein neues biologisches Pflanzenschutzmittel getestet.

Ausserdem experimentieren wir mit sehr feinmaschigen Netzen, damit die weisse Fliege gar nicht erst an den Rosenkohl rankommt. Auch Physalis (die Pflanze mit den herzigen kleinen Lampionfrüchten) soll helfen. Wir pflanzen ihn zwischen die Rosenkohlpflanzen. Die weissen Fliegen mögen ihn nämlich gar nicht. Auch mit Fruchtkalk und Komposttee will das Team in Rafz den Schädling im Zaum halten.

Ganz Bio geht noch nicht

Trotz den neuen Massnahmen sagt Valentina: «Es ist wahnsinnig schwer. Wir haben jedes Jahr zu kämpfen.» Darum ist unser Rosenkohl auch noch nicht 100% Bio. Auf den Rosenkohl Röschen selbst hat es aber keine chemischen Rückstände. Gespritzt wird nämlich, bevor sich die Röschen überhaupt bilden und die Pflanze noch im Wachstum ist. «Es geht sonst schlicht nicht. Wir hätten sonst einfach keinen Rosenkohl», erklärt Valentina.

Ist Bio wirklich besser?

Diese Frage beantworten wir in einem zweiteiligen Artikel.

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Leslie haut gerne in die Tasten. Seit Juli 2024 macht sie das auch für den FarmTicker. Bevor sie den Weg auf den Bauernhof fand, berichtete sie über IT-Themen und Gadgets.

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