Schädlinge und Nützlinge 6: Spinn- und Raubmilben
Schon bald treten sie wieder auf den Plan. Die kleinen, aber gefürchteten Spinnmilben (links im Titelbild). Die Spinnmilben gehören zu den Spinnentieren. Es gibt verschiedene Spinnmilbenarten. Bei uns richten vor allem die ‚Rote Spinnmilbe’ und die ‚Gemeine Spinnmilbe’ (auch ‚Obstbaumspinnmilbe’ genannt) Schaden an. Beide Arten unterscheiden sich nur geringfügig voneinander.
Die kleinen Tierchen sind kleiner als 1 Millimeter, können aber verheerenden Schaden an den Obstbäumen anrichten. So klein sie sind: Den Schaden richten sie im Kollektiv an. Denn Spinnmilben saugen die Blätter der Obstbäume aus und lassen sie graubraun zurück.
Nachhaltiger Schaden
Die Blätter sind die Lungen der Obstbäume. Sind zu viele Blätter betroffen, führt das dazu, dass der Baum nicht mehr richtig atmen kann. Die Triebe wachsen nicht richtig, die Früchte sind klein und geschmacklos.
Der Schaden ist nachhaltig: Ein befallener Baum ist weniger kälteresistent und bildet im Folgejahr weniger Blütenknospen.
Hochsaison für Spinnmilben ist von Mai bis September. Sie leben überall auf dem Baum: Stamm, Äste, Knospen und Blätter. Doch es gibt ein effektives Mittel gegen die Spinnmilbe: Die Raubmilbe. Die killt die Spinnmilbe locker. Auch Florfliegen, Marienkäfer und Raubwanzen fressen gern Spinnmilben.
«Wenn man einen starken Spinnmilbenbefall hat, sollte man keine Pflanzenschutzmittel spritzen, sondern die Arbeit den Raubmilben überlassen.»
Stefan Bächli, Obstbauer
Der Gegenspieler: Raubmilben
Die Raubmilben sind in der Grösse sehr ähnlich wie die Spinnmilben. Am besten gedeihen sie bei hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme. Dann vermehren sich Raubmilben doppelt so schnell wie Spinnmilben, dafür leben sie auch nur 4 Wochen. Der Körper der Raubmilbe ist tropfenförmig und hat vorne zwei markante, lange Beine. Besonders aufpassen muss man mit Pflanzenschutzmitteln: Denn auf die reagiert die Raubmilbe besonders sensibel. Wenn man also einen starken Spinnmilbenbefall hat, sollte man keine Pflanzenschutzmittel spritzen, sondern die Arbeit den Raubmilben überlassen.
Meistens reicht es, ein für die Raubmilbe gutes Umfeld zu schaffen. «Generell verwende ich keine Insektizide mehr. Stattdessen versuche ich, das Futterangebot für die Raubmilben attraktiv zu gestalten. Durch Einsaaten mit pollenspendenden Gräsern und Kräutern hoffe ich, die Raubmilben anzulocken, bevor die Spinnmilben kommen», erklärt Stefan Bächli, Leiter Obstbau auf dem Bächlihof in Jona.
Hausmittelchen Rapsöl?
Als Hausmittelchen gegen die Spinnmilbe findet man im Internet auch folgenden Tipp: «Vermischen Sie einfach 1 Liter Wasser mit 250 Millilitern Rapsöl und sprühen Sie die befallenen Pflanzen zwei Mal pro Woche damit ein. Die feinen Öltropfen verkleben dann die Atemöffnungen der Spinnmilben, so dass sie in kürzester Zeit ersticken.» (Quelle: gartentipps.com)
«Das ist zwar biologisch, jedoch holt man viel anderes was kreucht und fleucht herunter.»
Stefan Bächli, Obstbauer
Stefan Bächli steht diesem Rezept eher kritisch gegenüber: «Ich habe es selbst noch nie ausprobiert, aber ich bezweifle, dass die Pflanze überhaupt noch atmen kann bei dieser Ölmenge. Früher nannte man diese Variante «Winterspritzung». Der Profi nimmt dann aber nur 2 % Rapsöl. Leider schädigt eine Anwendung genauso die Raubmilben und andere Nützlinge. Vor einigen Jahren haben wir punktuell mit Austriebsölbehandlung gearbeitet. Das ist zwar biologisch, jedoch holt man viel anderes was kreucht und fleucht herunter. Es widerstrebt mir persönlich, so etwas einzusetzen, wenn es nicht unbedingt sein muss», erklärt Stefan Bächli.
«Ich versuche, die Raubmilben zu schonen, egal ob Bio oder nicht. Ein Mittel darf nicht mehr als 20% der Nützlinge schädigen. Wenn es doch mal nicht anders geht, verwende ich nur nützlingschonende Produkte und erhoffe mir davon auch eine bessere Bodengesundheit. Denn der Boden versorgt ja hauptsächlich meine Obstkulturen. Ein gesunder Boden heisst auch gesunde Pflanzen und gesunde Produkte. Das ist jedes Jahr von Neuem eine Herausforderung aber auch mein Ansporn».
Gefährlichkeit der Spinnmilbe auf einer Skala von 1 bis 10: 7
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PFLANZENSCHUTZTHEMA
Der Pflanzenschutz ist derzeit ein Thema, das in der Öffentlichkeit breit diskutiert wird. Da wir hier nahe am Puls der Praxis sind, wollen wir aufzeigen, welche Problemstellungen sich täglich stellen und warum wir entscheiden, wie wir entscheiden. Damit der Konsument erkennt, wie seine Einkaufsentscheide die Art der Produktion beeinflussen.
In einem Übersichtsartikel fächern wir die verschiedenen Aspekte der Thematik auf. Momentan befinden wir uns in der Diskussion hier:
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