Schädlinge & Nützlinge 8: Die marmorierte Baumwanze
Während ich einen nach dem anderen Schädling in dieser Reihe auf FarmTicker portraitierte, fragte mich unsere damalige Obstbauchefin: Warum schreibst du eigentlich nicht über die marmorierte Baumwanze? Sie ist das fieseste Viech von allen.
Hm. Weiss nöd. Noch nie gehört.
Und erst dachte ich, sie spricht von den rot-schwarzen Feuerwanzen, die mir auch schon aufgefallen waren.
Aber nein…
Wer ist die marmorierte Baumwanze?
Die marmorierte Baumwanze ist im Volksmund einfach der «Stinkkäfer». Äusserlich gleicht sie der grauen Feld- oder Gartenwanze. Sie ist 12 bis 17 Millimeter gross und bräunlich gescheckt.
Wie auch die Kirschessigfliege ist dieser Schädling ein Import aus Asien. Auch sie wurde Anfang der 2000er Jahre nach Europa eingeschleppt.
Und sie ist deshalb so ungern gesehen, weil sie bei der Auswahl ihrer Nahrung nicht besonders wählerisch ist: Sie befällt querbeet alle Kulturen. Von Pfirsichen, Äpfeln, Haselnuss, Weinrebe, über Mais, Sojabohne und Aubergine ist von allem etwas dabei (wikipedia.org).
Sie richten insofern Schaden an, als dass sie den Saft der Früchte anzapfen. Der dafür abgesonderte Speichel verursacht an den befallenen Früchten Verformungen, Verfärbungen und abgestorbenes Gewebe. Ausserdem ist die Baumwanze Überträger von diversen Pflanzenkrankheiten.
Stinkkäfer heisst sie, weil sie bei Bedrohung ein stinkendes Abwehrsekret absondert.
Wie bekämpft man die marmorierte Baumwanze?
Eine chemische Bekämpfung ist äusserst schwierig, da die marmorierte Baumwanze sehr resistent ist gegenüber diversen Pestiziden. Das Einzige, was hilft, sind so genannte Breitbandpestizide. Also etwas, was gleich alles abtötet, was rundherum kreucht und fleucht. Somit auch Nützlinge.
Natürlicher Feind der Baumwanze ist die Samurai-Wespe (ebenfalls aus Asien), die die Eier der marmorierten Baumwanze parasitär befällt. Agroscope hat im Sommer 2020 einen so genannten Freisetzungsversuch dazu gestartet (agroscope.ch)
Die marmorierte Baumwanze bei uns
Der Befall mit der marmorierten Baumwanze ist nicht jedes Jahr gleich. Zudem gibt es starke Unterschiede innerhalb unseres Betriebs. Während in den regulären Obstbaukulturen dieses Jahr (2023) auf dem Juckerhof kaum Wanzen gesichtet wurden, scheint der Wildkulturgarten sehr gut besucht zu sein.
Der Unterschied: Im regulären Obstbau musste im Frühling etwas gegen die Sägewespe, einen anderen Schädling unternommen werden – dabei wurden wahrscheinlich allfällige Baumwanzen gleich mit erledigt.
Im Wildkulturgarten wird nichts gemacht und der Natur freien Lauf gelassen. Dort kreucht und fleucht es fleissig. Doch wie viele Schäden dann schlussendlich wirklich entstanden sind, wird sich erst bei der Ernte herausstellen.
Schädlichkeit auf einer Skala von 1 bis 10: Bei starkem Befall 8-10
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PFLANZENSCHUTZTHEMA
Der Pflanzenschutz ist ein Thema, das in der Öffentlichkeit breit diskutiert wird. Da wir hier nahe am Puls der Praxis sind, wollen wir aufzeigen, welche Problemstellungen sich täglich stellen und warum wir entscheiden, wie wir entscheiden. Damit der Konsument erkennt, wie seine Einkaufsentscheide die Art der Produktion beeinflussen.
In einem Übersichtsartikel fächern wir die verschiedenen Aspekte der Thematik auf. Momentan befinden wir uns in der Diskussion hier:
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