Schädlinge & Nützlinge 7: Kirschessigfliege
Es war ungefähr im Jahr 2014, da wir auf dem Juckerhof erstmals Probleme mit der Kirschessigfliege – mit dem biologischen Namen – «Drosophila Suzukii» herumschlagen mussten.
Wer ist die Kirschessigfliege?
Sie ist so etwas wie die grosse Schwester der bei uns heimischen Fruchtfliege – nur dass sie grösser ist und sich um einiges schneller vermehrt. Bei idealen Bedingungen – 25°C und hoher Luftfeuchtigkeit – vermehrt sich eine Kirschessigfliege alle 10-14 Tage. Das macht sie im Obstbau so problematisch.
Sie ist rötlich-braun. Nicht schwarz, wie unsere Fruchtfliegen. Sie befällt reifende Früchte – nicht nur Kirschen, sondern auch Heidelbeeren, Steinobst und Trauben. Alles, was eine dünne Schale oder Haut besitzt. Kirschessigfliegenweibchen legen ihre Eier in diesen Früchten ab, in denen sich ihre Larven dann vermehren. Die Frucht ist damit für uns futsch, denn der Zucker in den Früchten wird rasch in Essig umgewandelt.
Ursprünglich stammt die Kirschessigfliege aus China, Japan und Korea. 2009 ist sie in Europa angekommen. Anfangs ging man noch davon aus, dass sie durch die bei uns tiefen Temperaturen im Winter ausgebremst wird. Doch leider hat sie sich bereits angepasst. Es bräuchte rund – 15°C, damit sie stirbt. Im Zuge der immer wärmer werdenden Winter eine Hoffnung, die wir eigentlich aufgeben können.
Wie bekämpft man die Kirschessigfliege?
Grundsätzlich ist die Bekämpfung der Kirschessigfliege eine grosse Herausforderung. Bei Hochstammbäumen ist eine Bekämpfung praktisch unmöglich geworden. Wenige Tage, nachdem die Früchte reif sind, sind bei idealen Bedingungen bereits 30% befallen. Und zwar so, dass man daraus noch nicht mal mehr Schnaps machen kann.
Die Essigfallen, die man 2014 mal ausprobiert hatte, haben nicht wirklich geholfen. Auf dem Bächlihof ist die aktuelle Strategie, die wichtigsten Kulturen in ein feinmaschiges Netz einzupacken. Das bedeutet, man gräbt das Netz in den Boden ein und zieht es rund 4 Meter hoch. So gelingt es, die Kirschessigfliege aus den Heidelbeeren fernzuhalten. Das hat aber nur bei den früheren Kulturen im Jahr geklappt. Die spätesten Heidelbeersorten waren dann jeweils trotzdem befallen.
Würde man gar nichts machen, hätte man einen Totalausfall. Andernorts wird gespritzt – es gibt chemische und biologische Mittel. Auf dem Bächlihof hat man sich aber mit der Netz-Alternative gut arrangiert. Natürlich kommt es immer darauf an, wie gross die Anlage, wie wichtig eine Kultur für den Gesamtbetrieb ist.
Grundsätzlich überwacht das Obstbauteam auf dem Bächlihof wie bei anderen Schädlingen auch, den Bestand mittels Lockfallen. In der Saison wöchentlich, ausserhalb der Saison 14-täglich.
Auf dem Juckerhof in Seegräben hat man auch immer wieder Befall mit der Kirschessigfliege. Bei den Reben hält sich der Schaden aber in Grenzen, da es sich um weisse Trauben handelt und die Kirschessigfliege lieber dunkle Früchte befällt. Zudem werden die Früchte hier früh geerntet durch das Selberpflücken.
Was hilft sonst noch?
Hilfreich gegen die Kirschessigfliege sind Temperaturen über 30°C. Dann kämpfen sie ums Überleben, weil sie sich nicht mehr fortpflanzen können. Insofern helfen trockene, heisse Sommer gegen deren Ausbreitung.
Und: Wespen. Diese jagen Kirschessigfliegen mit Vorliebe.
Schädlichkeit auf einer Skala von 1-10: 4 – wenn man einnetzen kann. Sonst 10.
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PFLANZENSCHUTZTHEMA
Der Pflanzenschutz ist derzeit ein Thema, das in der Öffentlichkeit breit diskutiert wird. Da wir hier nahe am Puls der Praxis sind, wollen wir aufzeigen, welche Problemstellungen sich täglich stellen und warum wir entscheiden, wie wir entscheiden. Damit der Konsument erkennt, wie seine Einkaufsentscheide die Art der Produktion beeinflussen.
In einem Übersichtsartikel fächern wir die verschiedenen Aspekte der Thematik auf. Momentan befinden wir uns in der Diskussion hier:
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