Schädlinge & Nützlinge 1: Blattlaus
Obstbäume sind vielfältige Lebensräume. Hier kreucht und fleucht es was das Zeug hält. Manche Tierchen sind für die Obstbäume von Nutzen, aber dann gibt es eben andere, die den Pflanzen grossen Schaden zufügen können und ohne geeignete Massnahmen zu ganzen Ernteausfällen führen können.
Wir möchten euch in einer Reihe Schädlinge, aber auch Nützlinge des Obstbaus vorstellen. Und aufzeigen, wie bei der täglichen Arbeit als Obstbauer damit umgegangen wird.
Fangen wir mit einer alten Bekannten an: Die Blattlaus.
Wer ist die Blattlaus?
Auch Laien ist sie ein Begriff. Die Blattlaus - im heimischen Garten ist sie allgegenwärtig. Und sie nervt.
Die graue, 2 bis 4 Millimeter kleine Blattlaus lebt an den Blattunterseiten unserer Obstbäume und befällt Triebe, Knospen und Blätter und saugt den Pflanzensaft aus den Bäumen. Vegetarische Vampire sozusagen, die ganze graue «Blattlaus-Teppiche» über die Blätter legen.
Die Folge davon: Eingerollte, verkrümmte Blätter, gestauchte Triebe oder gar deformierte Früchte, die nicht mehr verkauft werden. Zudem übertragen Blattläuse eine Menge unangenehmer Pflanzenkrankheiten (wie z.B. Baumkrebs).
Wie bekämpft man die Blattlaus?
Natürliche Feinde der Blattlaus sind Marienkäfer, Schlupfwespen, Raubwanzen und Florfliegenlarven. In der ökologischen Schädlingsbekämpfung versucht man es vor allem damit.
Wie das funktioniert, erklärt Obstbauchef Stefan Bächli: «Wir zählen wöchentlich die Schädlinge in unseren Obstanlagen aus. Aber nicht nur die Schädlinge, sondern auch die Nützlinge. Hier kommt es auf das gesunde Gleichgewicht an». Eine gewisse Menge an Blattläusen ist ok, damit auch die Nützlinge am Leben bleiben. Bächli erklärt es so: «Wenn ein Löwe alle Gazellen frisst, gibt es auch bald keine Löwen mehr. Wir streben eine hohe Biodiversität an, um die Nützlinge und Schädlinge im Gleichgewicht zu halten.»
Marienkäfer und andere Nützlinge kann man (z.B. bei Biocontrol.ch) sogar online bestellen, um den Blattlausbefall zu bekämpfen. Hilft das alles nichts, gibt es biologische und chemische Insektizide zur Blattlausbekämpfung. Bächli sucht jeweils das Mittel, welches zum Anwendungszeitraum und Befall am besten passt. Doch es ist immer die letzte Massnahme, wie ein Beispiel aus der Praxis zeigt:
Dann doch nicht gespritzt…
Bächli hatte in diesem Jahr bei der Auszählung einen zu hohen Blutlaus-Befall. Hier hilft als einziges Mittel der Wirkstoff «Pirimicarb». Dieser steht aber auf der Liste von Pflanzenschutzmitteln mit besonderem Risikopotenzial.
Also hat er erst mal abgewartet. Bei einer späteren Überprüfung waren die Blutläuse grösstenteils von der Blutlauszehrwespe parasitiert: Die Zehrwespen hatten ihre Eier in einen Grossteil der Läuse gesetzt. Deren Jungen haben sich dann von den Läusen als Wirt ernährt und haben die leere Hülle (den toten Körper der Blattläuse) später über ein Loch verlassen (siehe Foto oben).
Eine chemische Bekämpfung wurde somit überflüssig. Die Natur hatte sich selbst geregelt.
Schädlichkeit auf einer Skala von 1 bis 10: Sehr schädlich 7
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PFLANZENSCHUTZTHEMA
Der Pflanzenschutz ist derzeit ein Thema, das in der Öffentlichkeit breit diskutiert wird. Da wir hier nahe am Puls der Praxis sind, wollen wir aufzeigen, welche Problemstellungen sich täglich stellen und warum wir entscheiden, wie wir entscheiden. Damit der Konsument erkennt, wie seine Einkaufsentscheide die Art der Produktion beeinflussen.
In einem Übersichtsartikel fächern wir die verschiedenen Aspekte der Thematik auf. Momentan befinden wir uns in der Diskussion hier:
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