Rosen- und Federkohl kreuzen – Wie geht das?
Vor ein paar Wochen haben wir auf unseren Social Media-Kanälen erklärt, dass Flower Sprouts (oder Kalettes ® wie sie auch genannt werden) eine Kreuzung zwischen Federkohl und Rosenkohl sind. Doch wie funktioniert so eine Kreuzung genau? Das wollte eine Leserin wissen und wir haben uns dem Thema selbstverständlich angenommen.
Um das zu erklären, müssen wir hier allerdings etwas tiefer in die Pflanzenzüchtung eintauchen und obacht – es wird komplex. Wir versuchen trotzdem, es so einfach wie möglich zu halten 😉.
Züchtung durch Kreuzung
Pflanzen werden gezüchtet, seit die Menschen sesshaft wurden. Die älteste und einfachste Art der Züchtung ist die «Auslesezüchtung»: Beim wiederholten Anbau werden die robustesten oder ertragreichsten Sorten gezielt ausgewählt und angebaut. Daneben gibt es aber auch andere Arten, wie man Pflanzen im Anbau «optimieren» kann (wikipedia.org)
Eine davon ist die so genannte «Kombinationszüchtung», deren Produkt eben die «Kreuzung» ist. Wie wir im Biologieunterricht gelernt haben (lang, lang ist’s her 😉), gibt es bei den Pflanzen (zumindest bei den meisten) auch weibliche und männliche Pflanzenteile, die jeweils vom anderen Teil befruchtet werden müssen. Bei der Kreuzung nimmt man den männlichen Pollen der einen Pflanze und überträgt sie auf die weibliche Blüte der anderen Pflanze.
Das funktioniert auch bei Pflanzen, die genetisch unterschiedlich sind, aber relativ nahe verwandt (wikipedia.org) Federkohl und Rosenkohl gehören beide zur Gattung des «Gemüsekohls», genauso wie zum Beispiel Broccoli, Wirsing oder Kohlrabi, deshalb klappt das (wikipedia.org).
Aber wie genau?
Bei den Flower Sprouts hat man nun eben die Eigenschaften der rötlich-krausen Blätter, und das Nachwachsen am abgeernteten Strunk des männlichen Federkohls, mit dem Strunkwachstum und der Röschenbildung der mütterlichen Pflanze des Rosenkohls kombiniert (hortipendium.de).
Als Laie kennt man das Gemüse meist nur anhand seiner Frucht. Aber alle Gemüsekohle blühen eben auch. Kohl kann sich grundsätzlich selber bestäuben - oder das wird durch Bienen (oder im Züchtungsfall durch den Menschen) erledigt (wikipedia.org). In jeder Blüte der Pflanze gibt es einen Teil der Pollen abgibt (männlicher Teil) und einen Teil, der Pollen aufnehmen kann (weiblicher Teil). Bei der Kreuzung der Kalettes® überliess man die Vermehrung nicht dem Zufall (dem Wind, den Bienen), sondern brachte die Pollen des Federkohls manuell auf dem weiblichen Teil der Rosenkohlblüten an.
Doch die perfekte Züchtung klappt in der Regel nicht gleich beim ersten Versuch. 15 Jahre lang soll die Firma Tozer Seeds aus England getüftelt haben, bis sie mit die Kalettes soweit hatten, sie in der Welt bekannt zu machen (modernfarmer.com)
Und weiter?
Wenn wir Flower Sprouts anbauen, bestäuben wir die Pflanzen allerdings nicht selbst, sondern beziehen die Setzlinge dafür jedes Jahr neu. Diese wurden jeweils von frischem Saatgut im Gewächshaus unter geschützten Bedingungen angezogen. Indem man immer wieder frisches Saatgut, bzw. frische Pflänzchen einsetzt, stellt man sicher, dass sich keine «unerwünschten Einkreuzungen» durch Wildbestäubung im Freiland einschleichen und die Pflanze sich wie gewünscht entwickelt – insofern das in der Landwirtschaft wetterbeding überhaupt steuerbar ist 😉. (Wir erinnern uns an die Missernten letztes Jahr…)
Äusserst lesenswert ist übrigens die Geschichte der Entstehung und Idee hinter den «Kalettes®». Auf modernfarmer.com könnt ihr sie (in Englisch) nachlesen:
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