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von Marssonina befallenes Blatt
von Valérie

Pflanzenkrankheiten 5: Eingeschleppte Krankheiten

Die Globalisierung hat auch Folgen für den Obstbau. Und zwar ziemlich unangenehme. Durch den internationalen Handel und Personenverkehr wurden in den letzten Jahrzehnten nicht nur regionsfremde Schädlinge wie die Kirschessigfliege eingeschleppt, sondern auch neue Pflanzenkrankheiten. Diese sind meist besonders problematisch, weil die hiesigen Pflanzen den Erregern schutzlos ausgeliefert sind, wenn sie plötzlich damit konfrontiert werden.

Eine solche Krankheit ist zum Beispiel die «Marssonina-Blattfallkrankheit». Die wollen wir euch heute vorstellen.

Schwarze Flecken – Blätter weg

Bei der Marssonina-Blattfallkrankheit verursacht ein Pilz (Diplocarpon mali) schwarze Flecken auf den Blättern oder auch auf den Früchten der Apfelbäume. Wie der Name schon sagt, führt sie dazu, dass die Bäume frühzeitig die Blätter verlieren. Dadurch fehlt dem Baum im Folgejahr Energie, um Knospen und Früchte zu bilden.

Die Krankheit äussert sich durch dunkle, kleine Flecken auf der Blattoberseite, oder kleine, mit einer öligen Flüssigkeit gefüllten Bläschen. Auch auf den Früchten gibt es dunkle bis olivgrüne Flecken.

Besonders förderlich für die Ausbreitung der Krankheit sind lange Regenperioden im Juli und August. Dieses Jahr herrschen also optimale Bedingungen dafür. Und prompt gibt es an einigen Stellen bereits erste Anzeichen dafür, unter anderem im ÖpfelGarte.

Vergleich befallene vs. unbefallene Bäume

Der Vergleich: Die Baumreihe links ist (noch) nicht befallen, rechts haben die Säulenbäume bereits ziemlich Laub verloren.

laubarme Apfelbäume von näher

Aus der Nähe ist das noch besser erkennbar.

Seit 2010 in der Schweiz

Erstmals nachgewiesen wurde diese heimtückische Krankheit 2010 in einer Bioanlage in der Ostschweiz. Erstmals beschrieben wurde sie 1907 in Japan, dann in Rumänien 1960, in Brasilien 1986 und in Italien 2001.

Der zunehmende Waren- und Personenverkehr verteilt schädliche Organismen überall in der Welt: «Die EZV (Eidgenössische Zollverwaltung) beschlagnahmt an den Flughäfen Genf und Zürich zusammen mit dem Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst (EPSD), der von BLW und BAFU gemeinsam betrieben wird, immer grössere Mengen Früchte, Gemüse und Blumen. Seit dem 1. Januar 2020 ist die Einfuhr von Pflanzen und lebenden Pflanzenteilen von ausserhalb der EU verboten, wenn kein entsprechendes Pflanzengesundheitszeugnis vorliegt», heisst es auf der Website des UVEK.

Und weiter: «Grund für die neuen Einfuhrbestimmungen ist, dass mit Pflanzen häufig Pflanzenkrankheiten und Schädlinge eingeschleppt werden», denn «fast jedes Jahr stellt ein neuer Schädling oder eine neue Krankheit die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen.»

Als Obstbauer ist man also immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere dann, wenn man eigentlich mit möglichst wenig Pflanzenschutz arbeiten möchte, so wie wir das mit der Neuausrichtung auf die regenerative Landwirtschaft vorhaben.

Was tun dagegen?

Eigentlich wäre es wichtig dafür zu sorgen, dass das gefallene Laub im Herbst rasch abgebaut werden kann und nicht liegenbleibt. Denn feuchte, infizierte Blätter bilden einen idealen Nährboden für eine weitere Ausbreitung des Pilzes.

Petra Hager, Obstbäuerin in Seegräben hat Marssonina zwar auf dem Radar, aber bisher noch nicht allzu dramatische Erfahrungen mit der Krankheit gemacht: «Gesunde und robuste Bäume überstehen einen Befall eigentlich gut. Unmittelbar bedrohlich ist Marssonina vor allem für ganz junge, noch zarte Bäume.» Mit konventionellem Pflanzenschutz, bei dem man gegen Schorf chemische Mittel einsetzen kann, erledigt man Marssonina in der Regel gleich mit.

Regenwürmer füttern

Etwas anspruchsvoller wird die Bekämpfung mit Biomitteln. Sollte der Marssoninabefall grossflächig zum Problem werden, würde Petra das Laub unter den Bäumen mit der Hacke zerkleinern und unserem intakten Bodenleben «zur Verdauung» überlassen.

Auf der Website von Bioaktuell wird zusätzlich vorgeschlagen, einer Marssonina Epidemie mit Behandlungen mit einem Tonerdepräparat vorgebeugt werden. Dies müsse allerdings spätestens 3 Wochen vor der Ernte passiert sein. «Mit einer Tonerde + Schwefel- Behandlung wird gleichzeitig eine Wirkung gegen Schorf, Mehltau, Pseudomonas und Gloesporium-Lagerkrankheiten erzielt.», heisst es da weiter.

Dieses Jahr sind einige Stellen im ÖpfelGarte von Marssonina befallen. Petra wacht mit Argusaugen darüber, ist aber noch nicht ganz so nervös, wie ich 😉.

 

Gefährlichkeit auf einer Skala von 1 bis 10: 4

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PFLANZENSCHUTZTHEMA

Der Pflanzenschutz ist derzeit ein Thema, das in der Öffentlichkeit breit diskutiert wird. Da wir hier nahe am Puls der Praxis sind, wollen wir aufzeigen, welche Problemstellungen sich täglich stellen und warum wir entscheiden, wie wir entscheiden. Damit der Konsument erkennt, wie seine Einkaufsentscheide die Art der Produktion beeinflussen.

In einem Übersichtsartikel fächern wir die verschiedenen Aspekte der Thematik auf. Momentan befinden wir uns in der Diskussion hier:

Juckerfarm Infografik Pflanzenschutz Pflanzenkrankheiten

Valérie war Vollblutautorin des FarmTickers (bis Juni 2024) und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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