Hornkuh-Initiative: Pros und Kontras
Schon steht die nächste Agrar-Abstimmung ins Haus, die «Hornkuh-Initiative». Die Initiative möchte, dass «der Bund mit wirtschaftlich lohnenden Anreizen Produktionsformen, die besonders naturnah, umwelt- und tierfreundlich sind fördert. Dabei sorgt er insbesondere dafür, dass Halterinnen und Halter von Kühen, Zuchtstieren, Ziegen und Zuchtziegenböcken finanziell unterstützt werden, solange die ausgewachsenen Tiere Hörner tragen».
Kurz zusammengefasst gehen die Initianten davon aus, dass die Enthornung ein für die Kuh schmerzhafter Prozess sei und man den Kühen mit der Enthornung ein wichtiges Kommunikationsmittel nehme. Die Gegner wiederum finden die Verletzungsgefahr von Horntragenden Kühen in der jetzigen Form der landwirtschaftlichen Tierhaltung zu gross. Würde die Initiative angenommen müsste man Ställe umbauen. Doppelt so viel Platz würde pro Tier benötigt. Oder man müsse zurück zur Anbindehaltung.
Pro und Kontra-Voten
Wir haben bei befreundeten Produzenten, die täglich mit Kühen zu tun haben, nachgefragt, wie sie zu dem Thema stehen. Und die geben wir euch hier ohne Kommentar, ganz ungefiltert wider. Damit ihr euch ein Bild machen könnt. Einmal pro, einmal kontra ;-).
Hof Wagenburg, Andreas Ott
Der Hof Wagenburg in Seegräben liegt rund 300 Meter Luftlinie vom Juckerhof entfernt. Er gehört zum Verein Zürcher Eingliederung und bietet Arbeit und Wohnen für geistig behinderte Menschen. Auf ihrem Hof halten sie Kühe mit Hörnern.
«Ja, wir stimmen klar für die Hornkuh-Initiative, weil die Demeter-Landwirtschaft dem Horn eine grosse Bedeutung zuordnet und wir die Würde der behornten Kühe anerkennen. Und zuletzt, weil sie uns besser gefallen. Auf unserem Betrieb tragen alle Kühe Hörner. Dadurch haben wir den neuen Freilaufstall so konzipiert, dass unsere Tiere mehr Raum zur Verfügung erhalten. Den brauchen sie. Das heisst, wir haben den Stall unseren Kühen angepasst und nicht die Kühe dem Stall. Bei einer guten Bewirtschaftung des Stalles und einer konstanten Herde treten wenig Verletzungen auf und wenn, dann meist ohne bleibenden Schaden».
Marina Kindlimann, Bauerntochter und Aargauer Bauernverband
Marina hat bis vor kurzem noch bei uns gearbeitet. Aufgewachsen ist sie ob Wald ZH, ihre Eltern hatten schon einen Milchbetrieb, welcher nun ihr Bruder weiterführt. Heute lebt sie im Aargau, zusammen mit ihrem Partner, der ebenfalls Milchkühe hält und sie arbeitet beim Bauernverband Aargau in der Öffentlichkeitsarbeit.
«Wir lehnen die Hornkuh-Initiative ab. Die Hornkuh-Förderung ist nicht verfassungswürdig und die Gesundheit der Tierhalter ist dem Bauernverband Aargau wichtig. Die Konsumenten können zudem heute schon mit ihrem Einkaufsverhalten bewusst Kühe mit Hörnern fördern, indem sie z.B. Demeter Milch kaufen. Das Halten von enthornten Tieren ist bei Demeter mit ein paar Ausnahmen nämlich nicht gestattet. Was Viele auch nicht wissen, ist die Tatsache, dass es je länger je mehr auch genetisch hornlose Tiere gibt. So etwa bekannte Rassen wie Galloway, Angus oder Hereford. Das Hornlosgen wird aber auch bei weiteren Rassen gefördert und damit wird gezielt auf „hornlos“ gezüchtet.
Auf dem Hof meiner Eltern, aber auch jetzt auf dem Hof meines Verlobten halten wir die Kühe im Laufstall und deshalb auch ohne Hörner. Das Verletzungsrisiko ist dort für Mensch und Tier einfach zu gross. Hörner sind schön, können aber auch schön gefährlich sein. Hornkühe kann man gut halten wenn man einen Anbindestall hat aber da sind die Kühe halt wieder angebunden und haben nicht den Freiraum wie in einem modernen Laufstall. Konsumenten und Konsumentinnen verlangen laufend nach mehr Tierwohl, was auch verständlich ist. Dies geht aber mit der Hornkuhinitiative nicht auf. Im Gegenteil, auf diesen Aspekt wird mit der Initiative ganz klar nicht eingegangen.»
Am Ende muss sich jeder selber eine Meinung bilden. Wir hoffen, diese kurze Aufstellung hat bei der Meinungsfindung geholfen.
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