Gespritzte Heidelbeeren
Beim Heidelbeeren Selberpflücken fragt sich der eine oder andere: Ist es nicht bedenklich, die Heidelbeeren ungewaschen vom Strauch zu essen? Sind die nicht gespritzt? Diese Frage haben wir ganz einfach unserem Obstbau-Chef weitergeleitet.
FAST KEINE SPRITZUNG NÖTIG
Heidelbeersträucher sind im Vergleich zu anderen Früchten und Beeren äusserst resistent. Es sind nur wenige Pflanzenschutzmassnahmen pro Saison nötig, besonders wenn das Wetter gut mitmacht. Wir achten vor allem darauf, dass die Pflanzen bis zur Blüte gesund sind, während der eigentlichen Reifezeit spritzen wir praktisch nie mehr.
Bezeichnend ist, dass es nur sehr wenige zugelassene Pflanzenschutz-Wirkstoffe für Heidelbeeren in der Schweiz gibt – zu kleine Nachfrage. Einerseits weil nicht sehr viele Bauern Heidelbeeren im grossen Stil anbauen, andererseits weil sie wie gesagt nicht sehr heikel sind.
In niederschlagsreichen Jahren kann es nötig sein, Fungizide zu spritzen, um die Pflanzen vor Pilzbefall zu schützen. Wir sind da aber auch sehr zurückhaltend und setzen in der Regel ausschliesslich Bio-Mittel ein. Pestizide und Herbizide werden praktisch nie eingesetzt.
RUSSPARTIKEL
Wenn man’s genau nimmt, findet man minimale Reste von Pflanzenschutzmitteln auf den Beeren (im kaum messbaren Bereich). Um einiges grösser ist der Anteil an Russpartikeln aus der Luft, die u.a. durch Verbrennungsmotoren entstehen. Gut, liegen unsere Höfe eher abgelegen. «Es kommt nicht von ungefähr, dass gewisse Städte ein Dieselverbot verhängt haben», sagt Stefan Bächli, Obstbauchef vom Bächlihof in Jona. «Nichts gegen Urban Gardening, aber es ist wohl gesünder bei uns die Heidelbeeren direkt vom Strauch zu essen.»
AUCH BIO IST BETROFFEN
Übrigens sind auch Biogemüse und -früchte nicht vollkommen frei von Rückständen. Denn auch bei biologischem Anbau wird gespritzt. Zwar nicht mit chemisch-synthetischen Mitteln, dafür beinhalten biologische Pflanzenschutzmittel oftmals Kupfer. Dies ist ein natürlicher Wirkstoff aber auch ein Schwermetall. Beim biologischen Anbau muss ausserdem öfters gespritzt werden. Doch über das Thema Bio oder nicht Bio haben wir bereits zu einem früheren Zeitpunkt ausführlich berichtet: Ist Bio wirklich besser?
Long story short: Es ist grundsätzlich unbedenklich unsere Heidelbeeren direkt vom Strauch zu essen. Selbstgepflückt schmecken sie sowieso am allerbesten. Also vorbeikommen und schlemmen! Die Selberpflücksaison geht voraussichtlich noch bis im September.
HEIDELBEEREN IM TREND
SRF News titelte am 10. August 17, die Schweizer haben einen «Beeren-Hunger». 2006 wurden 28'037 Tonnen Beeren importiert, 2016 sind es bereits 46'951. Doch auch die Anbaufläche in der Schweiz ist gewachsen. Erdbeeren sind zwar immer noch die beliebtesten Beeren der Schweizer, doch die Heidelbeeren schleichen sich langsam heran. Pro Jahr isst Herr und Frau Schweizer rund 25 Gramm Heidelbeeren. In der USA sind es knapp 3 Kilogramm! Das Potential ist also vorhanden.
Zwei gute Gründe, wieso wir mehr Heidelbeeren essen sollten:
- Sie sind ein Jungbrunnen und äusserst gesund.
- Heidelbeeren sind ein "Superfood" – eine gute Alternative zu ökologisch fragwürdigen Trends wie Avocado und Co.
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PFLANZENSCHUTZTHEMA
Der Pflanzenschutz ist derzeit ein Thema, das in der Öffentlichkeit breit diskutiert wird. Da wir hier nahe am Puls der Praxis sind, wollen wir aufzeigen, welche Problemstellungen sich täglich stellen und warum wir entscheiden, wie wir entscheiden. Damit der Konsument erkennt, wie seine Einkaufsentscheide die Art der Produktion beeinflussen.
In einem Übersichtsartikel fächern wir die verschiedenen Aspekte der Thematik auf. Momentan befinden wir uns in der Diskussion hier:
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