Eine Frage der Organisation
Der Betrieb des Juckerhofs - überhaupt aller Jucker Farm Höfe - ist stark abhängig vom Wetter. Wenn es schön ist, explodieren die Besucherzahlen. Sobald es regnet, kommt kein Schwein. Besonders extrem sind diese Schwankungen in der Kürbiszeit.
Deshalb konsultieren alle Mitarbeiter minutiös den Wetterbericht, um eine möglichst genaue Planung der kommenden Tage zu machen. Doch das ist oft alles andere als einfach.
Es gibt diese Tage, an denen ist ganz sicher nichts los, weil sich schon lange im Voraus abzeichnet, dass es 3 Liter pro Stunde regnen wird und das den ganzen Tag. Kein Event ist geplant, keine Gäste sind angemeldet. Dann gilt: Sämtliche Bereiche sind mit dem absoluten Minimum gedeckt. Umgekehrt hat gibt es die «Vollgas»-Tage. Meist eben Sonntage in der Kürbissaison und dann werden alle Register gezogen.
Uneindeutige Wetterprognosen als Herausforderung
Gerade im Herbst - in einer wettertechnischen Übergangszeit - ist die richtige Planung aber eine Herausforderung. Und die ist wiederum gekoppelt mit der Wetterprognose, die sehr uneindeutig und wechselhaft sein kann. Wenn man hier danebenliegt, hat das unter Umständen verheerende Folgen. Und zu wenig Brotlaibe für den Verkauf sind noch das Harmloseste.
Der organisatorische Super-Gau tritt in der Kürbissaison immer wieder ein - er lässt sich nie ganz vermeiden. Wenn die Wettervorhersage uneindeutig ist, sind Fehleinschätzungen vorprogrammiert - und das ist niemandes Schuld.
Zwischen 30 und 60 Mitarbeiter
Das vergangene Wochenende ist ein Paradebeispiel dafür. Gemäss Wetterbericht war zwischen Dauerregen und ganztägigem Sonnenschein alles drin. Das kann 30 oder 60 Mitarbeiter vor Ort benötigen, 3 oder 14 Verkehrskadetten und ob man 20 oder 100 Wähen backen muss. Das sind riesige Spannen. Vielen Gästen ist das nicht bewusst - sie können das auch gar nicht wissen. Aber gerade wenn es um das Abschätzen der Essensmengen geht, kann das ziemlich heikel werden. Sobald zu viel produziert wird, müssen wir Essen wegschmeissen. Und das will niemand. Deshalb kalkulieren wir eher knapp.
Beim Verkehr haben wir trotz uneindeutigem Wetter das volle Phase-Rot-Konzept gefahren, also maximale Anzahl Verkehrskadetten, es waren sogar zwei Shuttlebusse geplant, plus eine Kasse am Bahnhof Aathal für den Verkauf von Bustickets.
Zu spät geregnet
Am Samstag war die Regenmenge dann wie erwartet, aber erst von 9 bis 13 Uhr statt von 7 bis 11 Uhr. Auf den Sonntag hatte sich die Prognose für gutes Wetter verdichtet, wir fuhren also das Vollgas-Konzept. Der unerwartete Hochnebel hielt sich jedoch bis 13 Uhr, die Leute kamen auch am Sonntag viel später als erwartet. Das Fazit für beide Tage: Der Bus fuhr zu früh (und leer), es waren zu viele Verkehrskadetten am Start. Ab 13 Uhr am Sonntag gab es dann aber ein explosionsartiges Besucheraufkommen. Es kamen alle gleichzeitig und so gab es trotz Maximalbesetzung Engpässe. So etwas kann kein Mensch voraussehen. Hier perfekt zu planen ist so gut wie unmöglich.
Fünfstellige Fehlbeträge vs. unzufriedene Gäste
«Klar haben wir Konzepte entwickelt, um spontan auf Besucheranstürme reagieren zu können. Aber gerade beim Verkehr musst du halt irgendwann den Bus bestellen. Und eine Anzahl Verkehrskadetten definieren. Oder du musst entscheiden, ob du sogar zwei Busse fahren lässt. Im Idealfall passt es ungefähr. Zu viel Infrastruktur und Mitarbeiter können uns an so einem Tag locker einen fünfstelligen Betrag kosten. Im umgekehrten Fall sind die Leute angebrannt, weil alle Busse voll waren und sind hässig wieder abgezischt. Da ist dann immer auch etwas die Frage, was teurer ist. Unzufriedene Gäste kosten unter Umständen noch mehr», sagt Martin Jucker, der die Koordination des Verkehrs seit Jahren unter sich hat und mittlerweile mit allen Wassern gewaschen ist.
Verständnis der Besucher
Es gibt also trotz aller Erfahrung immer eine Rest-Unsicherheit, und man kann die Leute nicht zwingen, sich für einen Besuch verbindlich anzumelden. Selbst bei Angeboten mit Anmeldung (z.B. PuureZmorge) kämpft Jucker Farm mit vielen spontanen No-Shows.
«Es bleibt uns nichts anderes übrig, als an das Verständnis unserer Besucher zu appellieren, wenn sie mal länger anstehen müssen, oder der Bus halt zum 3. Mal voll ist», sagt Martin Jucker. Es hilft, wenn die Leute hier flexibel sind, und dann einfach mal vom Aathal hochspazieren, oder statt dem warmen Menu im Hofrestaurant einfach eine Wurst oder eine Suppe am Stand auf dem Hofplatz nehmen. Denn wir tun hier einiges für eine optimale Lösung.
Noch keine Kommentare zu “Eine Frage der Organisation”