Die Reise einer Kürbisfigur
Jeden Herbst zieren wieder neue Kürbisobjekte die Höfe der Jucker Farm. Aber nicht nur dort, sondern auch an der weltweit grössten Kürbisausstellung im Blühenden Barock in Ludwigsburg.
Doch woher kommen sie eigentlich, diese Kürbisfiguren? Und wie kommen wir jedes Jahr auf diese Ideen? In diesem Artikel wollen wir euch zeigen, welchen Weg eine Kürbisfigur in ihrem Leben zurücklegt.
Die Geburt - Kreativmeeting
Nach der Kürbisausstellung ist vor der Kürbisausstellung. Wenn der letzte Kürbis vom Platz ist, die Figuren im Lager stehen und die Tage wieder kürzer und dunkler werden, ist die Zeit gekommen, in sich zu gehen und zu planen, was nächstes Jahr an Kürbiskunst die Besucher beglücken soll.
Jahr für Jahr zieht sich die so genannte «Kreativ-Taskforce» für ca. 3 Tage an inspirierende Orte zurück, um sich in Ruhe dem Kreativprozess widmen zu können – sei es in den Bergen, im Schwarzwald, oder auch mal im Europapark. Es hat aber auch schon in Seegräben oder – wie im letzten Jahr pandemiebedingt komplett digital stattgefunden.
Die «Kreativ-Taskforce» besteht aus Pit Ruge – künstlerischer Supervisor der die Figuren baut, Stefan Hinner, Leiter über alle Naturkunstausstellungen in Europa und Geschäftsführer von Jucker Farm Deutschland, Alisa Käfer, Leiterin der Kürbisausstellung Ludwigsburg, Reto Benker, Leiter über alle Erlebnishöfe in der Schweiz und Nadine Gloor, Marketing- und Kommunikationsleiterin der Jucker Farm AG. Am Ende wird das neue Thema noch von den Jucker-Brüdern abgesegnet.
Bei dem Kreativmeeting wird jeweils gemeinsam entschieden, welches Thema im Folgejahr ausgestellt werden soll. Meist kommen die Leute schon mit diversen Ideen zum Meeting und es wird nur noch diskutiert, was am besten für das Folgejahr passt. Dann werden gemeinsam rund 15 Objektideen gesammelt.
Die Kreation – Im Wald bei Pit Ruge
Aus diesen Objektvorschlägen konzipiert Kreativchef Pit Ruge eine Auswahl von 10 bis 12 Figuren, die dann von der Kreativ-Taskforce abgesegnet werden. Wenn man sich einig ist, macht er sich daran, die entsprechenden Figuren zu planen und zu entwerfen. Danach verbringt er die Monate von Mai bis Juli praktisch durchgehend in seiner Waldwerft, wo er zusammen mit einem Team von anderen bildenden Künstlern die geplanten Figuren «Fleisch» (oder eben «Holz und Metall») werden lässt.
Mehr zu seiner Arbeit in der Waldwerft haben wir hier bereits beschrieben:
Das erste Ausstellungsjahr: Seegräben und Jona
Sind die Figuren fertiggestellt, werden sie mit LKWs von der Waldwerft in Deutschland direkt zu den Erlebnishöfen in Seegräben und Jona transportiert. Die Premiere eines neuen Kürbisausstellungsthemas ist immer in der Schweiz. Die rund 10 Figuren werden auf den Juckerhof und den Bächlihof verteilt, bilden jedoch zusammen ein Thema. Dieses Jahr wird auch der Spargelhof in Rafz in das Thema eingebunden.
So lohnt es sich für die Besucher, sowohl dem einen als auch dem anderen Hof im Herbst einen Besuch abzustatten. Die Ausstellungen in der Schweiz sind so zusagen auch eine Bewährungsprobe für das neue Kürbisausstellungsthema. Hier werden Erfahrungen gesammelt, wie sich die Figuren im Handling bewähren und wie die Rückmeldungen zum neuen Ausstellungsthema sind.
Anfang November kommt dann das Naturkunst-Team aus Deutschland, baut die Figuren ab und lernt dabei gleich, wie sie die Figuren in den Folgejahren an den nächsten Standorten am besten wieder aufbauen.
Nach dem Abbau reisen die Figuren nach Deutschland ins Lager «Affalterbach» im Kreis Ludwigsburg. Von dort aus kommen sie im Folgejahr ins Blühende Barock nach Ludwigsburg, wo die Ausstellung erstmals als Ganzes an einem Ort gezeigt wird.
Das zweite Jahr: Ludwigsburg
Häufig wird die Ausstellung in Ludwigsburg noch mit ehemaligen Figuren ergänzt, die gerade nicht vermietet sind und zum neuen Thema passen. Denn im «BlüBa» steht sehr viel mehr Platz zur Verfügung als auf den beiden Schweizer Höfen zusammen. Die Ludwigsburger Ausstellung bietet somit ein nie dagewesenes Kürbiserlebnis, das auch für Besucher aus der Schweiz immer wieder eine Sensation darstellt.
«Die Kürbisfiguren wirken an jedem Ort komplett anders», erzählt Stefan Hinner, «ich bin immer wieder erstaunt, was das Setting vor Ort ausmacht».
Auch die Neuausstellungen in Seegräben und Jona werden – sofern es sich anbietet – mit ehemaligen Objekten ergänzt. So wurde zum Beispiel beim diesjährigen Dschungel-Thema zurückgegriffen auf die Pandabären aus dem Jahr 2006, den Schmetterling aus dem Jahr 2012, den Löwen aus dem Jahr 2013, den Skorpion aus dem Jahr 2007. Den Froschkönig aus dem Jahr 2008 bauten wir in diesem Jahr zu einem in seiner Größe überdimensionierten Pfeilgiftfrosch um.
Folgejahre: Europa-Tournee
Nach der Ausstellung in Ludwigsburg werden die Objekte bereits an den nächsten Ausstellungsort gebracht. Es gibt eine Reihe von regelmässigen Ausstellungsorten, die die Kürbisausstellungen in einer etablierten Reihenfolge durchführen. Nach Ludwigsburg folgt der Spargelhof Klaistow (Nähe Berlin), dann die Gartenschau Kaiserslautern, dann die Gartenschau in Bad Lippspringe, danach der Krewelshof in der Nähe von Köln, dann die Gartenschau in Erfurt und am bisherigen Ende des Kreislaufs der Römerhof in Kloten.
An sämtlichen Standorten in Deutschland gibt es ein Winterlager, in dem die Objekte darauf warten, im Folgejahr ausgestellt zu werden. Der LKW bringt somit ein neues Thema, nimmt das alte Thema mit und bringt es an den nächsten Standort.
Restauration und weitere Einsätze
Haben die Figuren Ludwigsburg erst einmal verlassen, kehren sie erst nach 5 Jahren wieder dorthin zurück. Wenn die Figuren den Kreislauf der regelmäßigen Kunden durchlaufen haben, stehen sie für neue oder unregelmässige Ausstellungskunden zur Verfügung.
Allfällige Wartungsarbeiten an den Figuren werden innerhalb ihrer «Tournee der regelmässigen Ausstellungen» immer vor Ort beim Aufbau der Ausstellungen als Notfallmaßnahme vorgenommen. Wenn sie diesen fixen Kreislauf verlassen, erhalten sie im Lager in Affalterbach eine Grundsanierung durch unsere Naturkunst-Experten, bevor sie für weitere Einsätze zur Verfügung stehen.
Der Aufbau vor Ort
Nach der Anlieferung werden die Figuren durch langjährige Mitarbeiter der Abteilung Naturkunst aufgebaut, entweder in Anleitung von Pit Ruge selbst, Alisa Käfer oder Stefan Hinner.
Die Behängteams sorgen danach dafür, dass die richtigen Kürbisse an den richtigen Objekten hängen. Sie werden angeleitet durch Laura Ramsauer in Deutschland und Vasile Maris in der Schweiz. Diese Behängeteams bestehen meist aus einer bunten Mischung aus Schülern, Studenten oder Saisonmitarbeitern.
Manche Naturkunst-Kunden übernehmen das Behängen ihrer Figuren aber auch gleich selbst und verpassen den Objekten so ihren eigenen Stil, was immer wieder neue, farbliche und kreative Impulse generiert.
Woher kommen die Kürbisse?
Die Kürbisse für die Ausstellungen werden entweder von unseren Kunden selbst angebaut, denn viele davon sind Bauernhöfe. Für alle anderen Kunden lässt das Naturkunst-Team die Kürbisse im Vertragsanbau möglichst Nahe am Ort der jeweiligen Ausstellung anbauen. So zum Beispiel in Erfurt, in Bad Lippspringe, in Limburg oder in Heidelberg. Für die Kürbisausstellung in Ludwigsburg übernimmt diese Aufgabe der Obsthof Eisenmann aus Marbach am Neckar, dessen Chef Jens Eisenmann ist.
Lange Zeit lautete die Devise, ausschliesslich Kürbisse aus dem Ausstellungsland zu verwenden. Für die Jucker Farm-Höfe in der Schweiz ist das immer noch so und soll - nach einer unglücklichen Panne 2022 - auch so bleiben. Allerdings haben die klimatischen Bedingungen in den vergangenen Jahren eine termingerechte Ernte nicht mehr sicherstellen können.
Deshalb haben wir angefangen, uns für die externen Ausstellungen abzusichern. Für Ausstellungen unserer Kunden in Deutschland arbeiten wir seit letztem Jahr mit einer "Früh-Reserve" aus portugiesischen Kürbissen. Diese müssen wir jeweils frühzeitig vorbestellen. Für diese Kürbisse bezahlen wir sogar noch mehr als an lokale Lieferanten. Aus Kostengründen geschieht dies also nicht. Sondern ausschliesslich deshalb, weil wir für unsere Ausstellungskunden im Ernstfall sicherstellen können, dass genügend Kürbisse vorhanden sind.
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