Zu Jucker Farm
Zwei Kinder auf Traktor
von Valérie

Die Jucker Saga – Teil 10

Wir kommen langsam in Richtung Gegenwart. Beim 10. Teil der Jucker Saga kommen erstmals die Jucker Brüder Martin und Beat zu Wort. Wir beginnen in der Jugendzeit der beiden...

Vom Juckerhof zur Jucker Farm (Teil 1)

Die idyllische Kindheit von Martin und Beat Jucker ging über in eine typische Bauernjugend mit frühem Traktorfahren und allem was dazugehörte ;-). Martin Jucker erzählt:

«Wir drei Kinder (Brigitte, Beat und ich) sind so aufgewachsen wie man es von Bauernkindern erwartet. Wir mussten viel helfen auf dem Hof und das Familienleben bestand weitgehend in der Arbeit auf dem Hof. Ferien gab es im Winter - eine Woche Skifahren- das war’s.

«Für uns war das Helfen allerdings nie ein Müssen».

Martin Jucker über seine Jugendjahre

Viel mehr waren dies die Schule und die lästigen Hausaufgaben. Die Schulferien waren die wirklich coole Zeit. Den ganzen Tag mit dem Vater bei der Arbeit. Heute nennt sich das «Zukunftstag», wenn die Kinder einmal im Jahr einen Elternteil zur Arbeit begleiten dürfen. Wir hatten immer 12 Wochen Zukunftstag pro Jahr.

Früh arbeiten gelernt

Ueli hat uns schon sehr früh viel Verantwortung übertragen und uns die Arbeit der Grossen selbständig erledigen lassen. Kaum in der Schule, konnten wir schon selber Traktorfahren, und schon als Zehnjährige sind wir selber Auto gefahren (natürlich nur auf dem Feld)…. Mit der Traktorprüfung im Alter von 14 Jahren wurde es dann so richtig lässig. Damals haben wir noch Wiesen bewirtschaftet, das Heu im Winter verkauft. Der Heuet war immer das Highlight des Jahres. Das bedeutete für uns, tagelang auf dem Traktor unterwegs zu sein. Ein Traum!

«...tagelang auf dem Traktor unterwegs... Ein Traum!»

Martin Jucker über seine Lieblingstätigkeit als Jugendlicher

Bei schlechtem Wetter mussten wir oft auch im Hofladen aushelfen. Hier haben wir schon früh den Umgang mit Kunden gelernt. Dies geschah oft zusammen mit dem Grossvater Walter. Sobald Kopfrechnen in der Schule dran war, durften wir auch selbständig einkassieren. Zusammen mit den Kunden haben wir dann ausgerechnet, was deren Einkäufe kosten. Denn eine Kasse oder einen Taschenrechner gab es nicht.

Zusammengefasst können wir sagen, dass wir als Kinder vieles nicht hatten, was fast alle anderen Kinder hatten. Wir waren nie am Meer, noch nie in einem Flugzeug, etc… Dafür hatten wir die Möglichkeit zu 100% am Leben unserer Eltern teil zu haben und das ist wohl rückblickend die grösste Qualität, die wir in unserer Kindheit erlebt haben.

Die Zeit in der Pubertät konnten mein Bruder und ich in Sportvereinen verbringen, die ein gesundes Umfeld mit sich brachten. Die Jugendriege Seegräben und der Skiclub am Bachtel (nordisch) haben traditionelle Werte gepflegt, gefördert und gefordert und trotzdem Raum zum Ausbrechen gelassen. Hier sind erste Kontakte zu Kollegen aber auch Leitern entstanden, die uns auch im Berufsleben über Jahrzehnte begleitet haben.

Beat der Landwirt und Martin der Obstbauer

Das Berufsleben hat bei uns schon als Kinder angefangen. Darum war es auch nicht verwunderlich, dass wir (Beat und ich) den landwirtschaftlichen Weg eingeschlagen haben, während Brigitte die Lehre zur Verkäuferin gestartet hat.

Die Geschichte hatte die Familie Jucker gelehrt, dass zwei Brüder auf einem Hof nicht fruchtbar gedeihen können. Walter Senior hatte sich mit seinem Bruder verkracht und auch die Zusammenarbeit zwischen Ueli und Walter Junior hatte nicht geklappt. Darum hat Ueli auch die Berufswahl von Beat und Martin so gesteuert, dass sie einen unterschiedlichen Beruf wählten. Beat wurde Landwirt und Martin Obstbauer.

Der Plan war einfach, denn auf dem Florhof in Rafz (heute Spargelhof) war der Bauer immer noch Elsbeths Vater Ernst Schweizer. Die Geschwister von Elsbeth haben beide keinen landwirtschaftlichen Weg gewählt und es war naheliegend, dass Beat die Nachfolge von Ernst antreten könnte. Damit war dann auch sichergestellt, dass beide Jucker-Brüder in ausreichender Entfernung zueinander ihren landwirtschaftlichen Weg gehen können.

Lehrjahre

Ich habe die Lehre mit einem Heimlehrjahr begonnen. Die Lehre zum Obstbauer dauerte drei Jahre, wobei einmal die Lehrstelle gewechselt werden musste und maximal ein Jahr zu Hause absolviert werden durfte. Für dieses Jahr war für den Juckerhof ein grosses Bauprojekt vorgesehen. Die Apfelscheune wurde gebaut. Um dieses Projekt finanziell stemmen zu können, war viel Eigenleistung geplant und ich wollte natürlich dabei sein. So habe ich die erste Hälfte meines ersten Lehrjahres fast komplett auf der Baustelle verbracht.

«Beat hatte in diesem Jahr aus seiner Sicht Höchststrafe kassiert»

Martin über das Jahr des Lehrbeginns

Beat hatte in diesem Jahr aus seiner Sicht die Höchststrafe kassiert. Der Kanton Zürich hatte den Schuljahrbeginn genau in diesem Jahr vom Frühling in den Herbst verlegt. Das hiess für Beat, sein letztes Schuljahr dauerte drei Monate länger als üblich. Für unsere Mutter bedeutete es, dass wir beide zur gleichen Zeit das Haus verliessen, denn bei einer Lehre in der Landwirtschaft schliesst man sich der Lehrfamilie an.

Beat hat sein erstes Lehrjahr nur wenige hundert Meter vom Juckerhof entfernt bei Hans Guyer absolviert. Nicht dass das einen Unterschied gemacht hätte, er ist trotzdem nur alle 14 Tage für ein Wochenende zu Hause aufgetaucht 🙂

Im zweiten Lehrjahr habe ich dann nach Wädenswil gewechselt und durfte die Lehre im Obstbaubetrieb der Forschungsanstalt (heute Agroscope) bei Lehrmeister Alfred Husistein absolvieren.

Kontakt nach Rafz

Die Lehrzeit war eine spannende Zeit, welche uns natürlich ein völlig neues Umfeld eröffnete. In der Berufsschule und im Umfeld der Lehrbetriebe wurden wieder viele neue Kontakte geknüpft. So haben wir auch Walter Pfister kennengelernt, der noch heute Teilhaber der Jucker Farm AG ist. Er hatte die Lehre zum Landwirt auf dem Nachbarshof von Beats zweiter Lehrstelle in Mönchaltorf absolviert und war bald schon mit uns Jucker Brüdern im Ausgang anzutreffen.

«So sind wir bis 30 Kilometer weit durch die Nächte gefahren»

Martin Jucker über nächtliche Ausflüge

Wir hatten nicht viel Freizeit, aber wir haben dabei viel erlebt und bewegt. Durch unseren Nachbarn und Beats Schulkollegen Florian Wiesmann wurden wir schon früh aufs Mountainbiken aufmerksam und haben im Zürcher Oberland schon Wanderwege per Bike erklommen, bevor die meisten Schweizer das erste Mal davon gehört haben. Florian ist schon früh im Weltcup mitgefahren und da keiner von uns gerne hinterherfährt, konnten wir in der jungen «revolutionären» Bike-Szene gut mithalten. Der Weg in den Spitzensport war aber nie ein Thema, dafür hatten wir zu viele andere Pläne im Kopf.

Traktor statt Töffli

Ein Töffli hatte Beat nur für kurze Zeit. Für den Weg in den Ausgang durften wir schon bald den Obstbautraktor nehmen und das haben wir auch regelmässig gemacht. Während unsere Kollegen frierend auf dem Töffli zu Partys gefahren sind, haben wir uns gefährlicherweise zu zweit oder zu dritt in die Einpersonen-Kabine mit Heizung gequetscht und sind so bis 30 Kilometer weit durch die Nächte gefahren. Da der Traktor nur ca. 1.20 Meter breit war, haben wir immer direkt vor dem Eingang einen Platz gefunden. So war immer für alle klar, wo die Juckers gerade sind.

Wie es für die beiden Jucker-Brüder nach der Lehre weiterging, lest ihr im nächsten Teil…

 

Bisher erschienen:

Teil 1 – frühes Familiendrama
Teil 2 – Hilfe von aussen zu einem hohen Preis
Teil 3 – das schwierige Leben zwischen den Weltkriegen
Teil 4 – blühendes Familienleben
Teil 5 – Turbulente Jahre und ein volles Haus
Teil 6 – der Jucker hat schon immer gesponnen
Teil 7 – Abschied von Hermann
Teil 8 – Umbau und die junge Elsbeth
Teil 9 – Ueli übernimmt

Teil 11 - Die Erfindung der Kürbisausstellung
Teil 12 - Die erste "richtige Kürbisausstellung (1998)
Teil 13 - Sensationen nahe des Irrsinns (1999)
Teil 14 - Die Gründung der Jucker Farmart AG (1999/2000)
Teil 15 - Der Crash

Valérie war Vollblutautorin des FarmTickers (bis Juni 2024) und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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