Der Cashewkern – Bösewicht oder Klimaretter?
Vegane Ernährung gilt als ökologisch sinnvoll. Doch was ist, wenn in den veganen Produkten Zutaten sind, welche die Umwelt enorm belasten? Cashewkerne, die in vielen veganen Alternativen stecken, sind stark in Verruf geraten. Sie sind die neuen exotischen Bösewichte nach der Avocado.
Vegan ist klimafreundlich
Studien zeigen klar, dass, wer sich vegan ernährt, dem Klima Gutes tut. Laut dem WWF reduziert man seinen ökologischen Fussabdruck um 40%, wenn man auf vegane Ernährung umstellt (wwf.ch). Denn Fleisch und Milchprodukte schlagen nun mal schwer zu Buche. Besser ist, man isst das Lebensmittel gleich direkt, statt es sozusagen «durch ein Tier zu lassen». Klingt logisch.
Cashew als Milch- und Käseersatz
Alternativen boomen. Vegane Mayonnaise, vegane Milch, veganes Poulet, veganer Lachs, veganer Mascarpone… Über Sinn oder Unsinn wollen wir hier nicht diskutieren. Wie meine Kollegin Valérie jeweils so schön sagt: «Whatever floats your boat».
Viele der Milch-Ersatzprodukte haben einen gemeinsamen Nenner. Sie enthalten Cashewkerne. Warum ausgerechnet Cashewkerne? Ihre Fett- und Proteinwerte sind z.B. hoch, sogar höher als jene von Biomilch – attraktiv also als Ersatzprodukt (vegan.ch). Zudem kriegt man relativ einfach eine gute Konsistenz hin. Für einen Cashew-Käse werden (sehr einfach gesagt) die Kerne eingeweicht, gemixt, ggf. fermentiert, abgetropft und fertig. Wer es selber ausprobieren möchte; es gibt tausende Rezepte im World Wide Web. Alles in allem sind das gute Voraussetzungen für eine Milch- oder Käsealternative. Doch jetzt kommt das ABER…
Cashews reisen weit
Regional ist anders. Der Grossteil der Cashewkerne wächst in Afrika, verarbeitet werden jedoch 95% davon in Asien, v.a. Vietnam. Dann kommen sie per Schiff zu uns nach Europa. Laut dem Beobachter ist nicht nur die weite Reise der Kerne problematisch, sondern auch ihre Verarbeitung. Denn um die harte Schale zu knacken, welche den Kern umgibt, muss er in heisse Bäder getaucht werden (190°C). Bei diesem Prozess tritt ein stark hautreizendes und toxisches Öl aus. Die Arbeitenden sind dem ausgesetzt (beobachter.ch).
Mittlerweile wurde die Verarbeitung stark automatisiert und ist enorm effizient – in Asien. So ist die Einstiegsschwelle für afrikanische Verarbeitende enorm hoch. Aber es gibt diverse Initiativen, Crowdfundings, Labels etc., welche die Verarbeitung im Anbaugebiet in Afrika fördern. Ja, der Weg von z.B. Burkina Faso bis in die Schweiz ist immer noch lang (knapp 6’000 km), aber wenigstens wird so der Umweg über Vietnam oder Indien vermieden (total über 20'000 km).
Immer noch besser als Kuhmilch?
Je nach Berechnung sind selbst weitgereiste Cashewkerne noch klimafreundlicher als Kuhmilch. Laut der Plattform vegan.ch verursacht die Herstellung eines Camemberts aus Kuhmilch 6.53 kg CO2 Äquivalente pro kg – einer aus Cashewkernen nur 2.47 kg. Als Beispiel gilt hier der vegane Käse von New Roots – die Kerne kommen laut ihren Aussagen aus Vietnam und Burkina Faso und werden via Schiff transportiert.
Solche Berechnungen sind immer mit Vorsicht zu geniessen. Schaut man nämlich die Studie zur Ökobilanz von Pflanzendrinks an, die vom WWF in Auftrag gegeben wurde an, sieht das Bild etwas anders aus. Ein Liter Trinkmilch hat 1932.9 Umweltbelastungspunkte, Haferdrink 1237 und die Milchalternative aus Cashewkernen 4172.3 (!). Die Bilanz der Cashew ist laut dieser Studie wegen der Landnutzung, dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und den Schwermetallen im Boden so schlecht.
Wir setzen auf Hafer
Wir haben weder Cashewbäume noch Kühe. Was wir haben, ist Hafer. Aus dem stellen wir selber Haferdrink und neu auch vegane Glace her (bereits bzw. demnächst in unseren Hofläden und -Restaurants erhältlich). Ob es mal Jucker Hafer Käse oder Jogurt geben wird? Wer weiss 😉
Ist eine Hafer-Milchalternative nun besser fürs Klima? Ja. Dass der Vergleich des ökologischen Fussabdrucks der verschiedenen Milchalternativen schwierig ist, erörterten wir bereits im FarmTicker Artikel «Ökobilanz Vergleich Haferdrink vs. Kuhmilch». Aber wenn wir beachten, dass wir unseren Hafer ohne Pestizideinsatz und nach regenerativen Prinzipien anbauen, keine Tiere «dazwischenschalten» und unsere Transportwege enorm kurz sind (Anbauort Rafz bis Verarbeitungsort Jona = 60 km), ist das für uns klar der beste Weg.
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