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von Valérie

Bauern fürs Klima

Die Klimaerwärmung ist Fakt. Bis 2020 muss der Bund muss die Treibhausgas-Emissionen um 50% gesenkt haben. Zwar gilt die Landwirtschaft nicht Hauptverursacher, dennoch muss auch in diesem Bereich etwas geschehen. Immerhin 13,6% gehen auf die Kappe der Landwirtschaft, beziehungsweise auf jene der Konsumenten landwirtschaftlicher Produkte. Also auf unser aller Kappe. Besonders zu Buche schlägt der Fleischkonsum, bzw. die damit verbundene Tierhaltung und der Import von Nahrungsmitteln.

Als Bauern sehen wir die Notwendigkeit, etwas gegen die menschenverursachte Klimaerwärmung zu tun, denn wir erleben die Auswirkungen täglich mit. Durch einschneidende klimatische Ereignisse nehmen Ernteausfälle und Ertragsschwankungen zu, wie wir 2017 am eigenen Leib erfahren mussten (Frost im AprilHagel im August).

In Flaach haben Biobauer Toni Meier und einige engagierte Mitbauern 2012 eine löbliche Initiative gestartet, die landesweit ihresgleichen sucht. «AgroCO2ncept Flaachtal» hat sich zum Ziel gesetzt, 20% weniger Emissionen, 20% weniger Ausgaben und gleichzeitig 20% mehr Wertschöpfung zu erzielen.

Seit 2016 sind wir auch Teil der Initiative, die mittlerweile 24 Teilnehmerbetriebe umfasst.

Hagelschaden Kuerbis

Starke Hagelstürme wie im August 2017 werden häufiger.

Spargelhof Rafz

Mit dem Spargelhof sind wir seit 2016 mit dabei...

Agroconcept Solaranlage Daniel Hager

Die Solaranlagen auf dem Dach gehören nicht zum Projekt (Bild: Daniel Hager)

Agroconcept Dreschabfaelle

Dreschabfälle dieser Ernte wurden wieder aufs Feld geführt.

WAS WILL DAS PROJEKT?

Mit 1.9 Mio. Franken vom Bund, vom Kanton Zürich und vom WWF werden die teilnehmenden Betriebe auf Verbesserungsmöglichkeiten überprüft und bei der Umsetzung finanziell unterstützt.

«Der Landwirtschaft steht in der Theorie eine breite Palette von Möglichkeiten offen, Treibhausgase zu reduzieren. In der Praxis ist die Wirksamkeit der Massnahmen jedoch kaum erprobt. Ebenso fehlen Erfahrungswerte zur Umsetzbarkeit. Schliesslich soll die Reduktion der Treibhausgase nicht auf Kosten des Tierwohls, der Biodiversität oder der Wirtschaftlichkeit erfolgen. Hier setzt das Projekt AgroCO2ncept Flaachtal an», heisst es auf der Website von AgroCO2ncept.

Die Art der Massnahmen ist vielfältig. Während CO2-Einsparungen in der Tierhaltung schwierig zu erreichen sind, kann im Land- und Ackerbau viel erreicht werden. Durch Ressourceneinsparungen, Bindung von CO2 im Boden und die Produktion erneuerbarer Energien sollen die CO2-Emissionen im Landwirtschaftsbereich um 20% gesenkt werden.

WAS WIRD KONKRET GEMACHT?

Auch in unserem Fall haben wir eine lange Liste von Massnahmen getroffen, die darauf abzielen, unseren CO2-Ausstoss zu reduzieren. Zusammen mit Experten von AgrgroCO2ncept wurden mögliche Ansatzpunkte ausgearbeitet.

Hier sind nur einige davon:

  • Wir kaufen verbrauchseffizientere Maschinen: Aktuell haben wir einen 20-jährigen Volvo durch ein Elektrofahrzeug ersetzt. Bei sämtlichen Neuanschaffungen werden, wo möglich Elektrofahrzeuge eingesetzt.
  • Sicherstellung der Bodenbedeckung: Wir pflanzen eine Zwischenbegrünung. Dadurch wird der Boden belüftet und gelockert, Stickstoff im Boden gebunden und das Bodenleben angeregt.
  • Ernterückstände wie Raps- und Getreidestroh werden vom Drescher gehäckselt und direkt wieder auf dem Feld verteilt. Das ist gut für das Bodenleben und bringt die Nährstoffe wieder direkt aufs Feld.
  • Test von Pflanzenkohle als Ersatz von synthetischem Dünger: Als Vorteil von Pflanzenkohle erhofft man sich, dass grössere Mengen von CO2 im Boden gespeichert werden können, da Pflanzenkohle wesentlich langsamer als Humus abgebaut wird, und dass das CO2 so für längere Zeit im Boden gebunden bleibt.
  • Tröpfchenbewässerung bei Beeren und Kürbissen: Durch moderne Bewässerungstechnik kann viel gezielter bewässert werden, genau da, und genau so viel wie nötig. So hat man weniger Wasserverlust und Düngemittel können direkt zu den Wurzeln gebracht werden.
  • Humusaufbau und Kohlestoffspeicherung durch Kompost: Für unsere Blaubeeren verwenden wir Rinden und Schilf als Streumaterial. Beim Wachstum der Pflanze wird Kohlenstoff gebunden und bleibt so gebunden und ist nicht als CO2 in der Luft vorhanden.

Diese Massnahmen werden jährlich überprüft und eingereicht. Nur wenn wir die Ziele erfüllt haben, kriegen wir finanzielle Unterstützung. Der Umbau des Spargelhofs im Rahmen der Energie 360° zu einem energie-autarken Hof diesen Winter erfolgte unabhängig von der Teilnahme am Projekt.

WAS WAREN DIE BEWEGGRÜNDE?

«Wir sind uns bewusst, dass die Landwirtschaft an der Klimapolitik nicht vorbeikommt und durch verschiedene Anpassungen und Massnahmen ihre Einsparungen beim Ausstoss von Treibhausgasen erbringen muss», sagte Toni Meier an der Medienkonferenz im Mai 2016. Um nicht einfach «von aussen» bestimmt zu werden, habe man agiert statt reagiert und selber die Initiative ergriffen.

So ist das Projekt denn auch auf uns als potenzieller Teilnehmer gekommen.

«Die Initiatoren von agroCO2ncept sind auf Walter Pfister zugekommen. Im Rahmen einer GL-Sitzung haben wir uns für eine Teilnahme ausgesprochen. Die Hauptmotivation war für uns, eine nachhaltigere Landwirtschaft aufgrund aktuellster Erkenntnisse betreiben zu können. Zudem war uns wichtig, über dieses Projekt die Möglichkeit zu erhalten, einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen, welchen Aufwand wir für eine ökologischere Landwirtschaft treiben», sagt Raphael Peterhans, der das Projekt bei uns betreut.

In einzelnen Fällen trägt die Initiative bereits Früchte. So konnte das Weingut Schloss Goldenberg seinen CO2-Ausstoss bereits um fast 20% senken. Welchen Effekt unsere Massnahmen haben, wird sich im Laufe der nächsten Jahre zeigen.

Valérie war Vollblutautorin des FarmTickers (bis Juni 2024) und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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