Ausgemääht. Vorerst.
Wir haben keine guten Nachrichten. Nach gut 3 Jahren Versuchsbetrieb mussten wir uns von unserem Schöfli-Team verabschieden. Und zwar auf die unschöne Art. Wir sagen wie’s ist: Sie wurden schlussendlich gemetzget.
Glaubt uns, es macht uns keinen Spass, das hier zu thematisieren und wir hätten liebend gerne eine andere Lösung gehabt. Aber schlussendlich ging es nicht anders. Lasst uns erklären, wie es dazu kam.
Es hat nicht «verhebet»
Unsere Schafe waren von der Rasse «Shropshire». Das ist eine Rasse, die darauf gezüchtet wurde, Fleisch zu produzieren. Das heisst, sie setzten sehr viel Fleisch an und kamen – je nach Ort und zusätzlich mit der dicken Wolle – kaum mehr zwischen den Reben hindurch. Da die Schafe bei uns sehr viel junges saftiges Gras zum määähen hatten, wurden die Tiere übergewichtig, was sich negativ auf ihre Gesundheit auswirkte. «Eigentlich sind Shropshire-Schafe darauf ausgelegt, rasch Fleisch anzusetzen und dann eben zeitnah gemetzget zu werden», erklärt Robert «Röbi» Portmann, Chef Obstbauer des Juckerhof in Seegräben.
Wir hatten die Schafe damals bereits von einem Betrieb übernommen, der seinerseits einen Platz für sie gesucht hatte. Wir wollten ausprobieren, wie man Tiere in den regenerativen Obstbau integrieren kann und dachten, wir versuchen es einfach mal. Ihr Job wäre die Pflege der Obstanlagen – also rasenmäähen zwischen den Bäumen gewesen – und den Boden mit ihren Hinterlassenschaften zu düngen. «Doch dann mussten wir einsehen, dass das so über kurz oder lang keinen Sinn mehr macht», sagt Röbi.
Denn – und das war neben der verschlechternden Tiergesundheit der Hauptgrund - haben die Schafe erheblichen Frassschaden an den Apfelbäumen verursacht. Bedeutend mehr, als es am Anfang den Anschein gemacht hatte. Das war schlussendlich nicht mehr tragbar, die Ernteausfälle zu massiv.
Warum gleich zum Metzger?
«Als klar wurde, dass die Schafe bei uns nicht mehr funktionieren, haben wir uns umgesehen nach einer Möglichkeit, sie woanders zu platzieren. Die Suche nach einem möglichen Platz gestaltete sich aber sehr schwierig. Von allen potenziellen Schafhaltern bekamen wir dieselbe Antwort: Der Stall sei bereits voll, es sei die falsche Rasse für ihren Betrieb, und die übergewichtigen Schafe zu kurieren sei zu viel Aufwand», erklärt Röbi.
«Schlussendlich mussten wir der Tatsache ins Auge sehen, dass es nicht mehr anders geht, als sie zum Metzger zu bringen. Das tut weh und das macht niemand gern und wir finden es überhaupt nicht toll, dass es so gekommen ist», sagt er. «Aber es war nicht umsonst. Denn diese erste Erfahrung mit den Shropshire-Schafen hat uns einige wertvolle Erkenntnisse beschert, auf die wir jetzt aufbauen können».
Ausblick: Andere Schöfli
Und jetzt? Gibt es auf dem Juckerhof definitiv keine Schafe mehr? Doch! Nächstes Jahr Frühling sollen wieder neue Schäfchen den Juckerhof bevölkern. Denn an sich spielen Schafe auf unserem Weg zur regenerativen Landwirtschaft eine wichtige Rolle.
Wie diese Lösung genau aussehen wird, werden wir zu einem späteren Zeitpunkt kommunizieren.
Vivien
Hallo ihr Lieben,
ich verstehe eure Entscheidung, finde es aber sehr schade, dass ihr kein Plätzchen für sie gefunden habt. Da ich auf der Suche nach meinen eigenen ersten Schafen bin, könnt ihr euch gerne bei mir melden, falls euer Projekt auch ein zweites Mal mit den Ouessant-Schafen nicht klappen würde.
Ansonsten wünsche ich euch viel Erfolg und werde euch bestimmt dann mal besuchen kommen, wenn die Kleinen da ist.
Valérie Sauter
Liebe Vivien, vielen Dank für deine Nachricht und dein Angebot. Wir gehen nicht davon aus, dass das ein zweites Mal passiert.
Babs
Ich habe heute in unserer Zeitung darüber gelesen, inklusive der Kommentare. Leute was meint ihr denn wo das Fleisch auf euren Tellern herkommt? Ich bin sehr für tiergerechte Haltung, aber etwas Realitätssinn fände ich schon schön.Vermutlich hatten diese Schafe ein vergleichsweise gutes, tiergerechtes Leben. Es ist mir immer wieder unverständlich wie sehr Menschen auf die Barikaden gehen, wenn es sich um Tiere handelt. Bei Menschen und anderen wirklich wichtigen Themen z. B. Umweltschutz, erlebe ich das viel weniger.
San Nguyen
Man besorgt sich nicht einen Dutzend falscher Schafe nur weil man eine Gelegenheit beim Schopf packen will. Das war von Anfang an zum scheitern verurteilt wenn man die Sache zu Ende gedacht hätte. Unfassbar.
Katharina Binz
Es ist wie mit den zweibeinigen Mitarbeitern: Braucht man Leute, denkt man an die )billigeren) Frauen die man einstellen kann. Braucht man sie nicht mehr, werden sie entlassen. Dieses Spiel spielt man schon seit hundert Jahren. Und genau das passiert mit den Schafen hier. In Kleinzoos will man junge Tiere um Besucher anzuziehen. Die überzähligen Tiere werden später den Raubtieren "verfüttert", anstatt dafür zu sorgen, dass man weniger Junge hat, für die dann der Platz fehlt. Wir haben noch viel zu lernen! :-( :-(
Annina
So geht man definitiv nicht mit fühlenden Individuen um.
Schämt euch.
Auch kaufe ich euch nicht ab, dass ihr betrübt wegen der unschuldigen Lebewesen seid, welche ihr einfach so in den Schlachthof geschickt habt.
Und jetzt werden sie einfach susgetauscht, weil sie u.a. nicht den von euch gewünschten Nutzen erzielt hatten. Typisch Mensch. Habt ihr überhaupt aktiv nach Plätzen auf Lebenshöfen gesucht oder nur den Bauern von nebenan angefragt ? Tierliebe geht definitiv anders. An die Öffentlichkeit geht ihr doch nur, weil die Besucher nicht dumm sind und merken, dass die Schaffamilie plötzlich weg ist. Bleibt bei euren Apfelbäumchen und verschont die Quessants. Danke.
Victor Brunner
Valerie: "Die Schafe waren ein Versuch", dieser Satz sagt alles was Jucker Farm von Tieren hält. Wie in der Forschung, Tiere werden genutzt, gequält, getötet!
Valérie Sauter
Hoi Annina. Wir verstehen, dass es dich wütend macht. Jetzt im Nachhinein sind wir schlauer. Die Schafe waren ein Versuch, weniger Pflanzenschutz einsetzen zu müssen. An dem möchten wir festhalten.
Denise Egger
Ich habe absolut kein Verständnis für Eure Argumentation. Man kann nicht einfach Tiere irgendwo hinstellen, es braucht schon etwas mehr. Man hätte die Bäume mit Drahtgitter oder ähnlichem schützen müssen, man muss die Weide unterteilen, damit sie sich nicht so extrem voll fressen und so dick werden und ja, man muss Schafe schären. Es ist halt mit Arbeit verbunden, die Ihr offensichtlich nicht machen wolltet. Ihr legt Eich besser keine mehr zu, wenn Ihr eich nicht richtig darum kümmern möchtet.
Nadine Gloor
Wir haben die Schafe natürlich geschoren, auch die Weiden haben wir eingzäunt... Und über tausend Apfelbäume eingittern geht einfach nicht. Wir verstehen den Unmut absolut, den dieser Umstand ausgelöst hat. Wir haben viel aus der Situation gelernt, es war keine einfache Entscheidung.
Oda
Ich finde Eure Stellungnahme zur Situation vollkommen plausibel und auch für den Laien nachvollziehbar. Es braucht Mut, Pioniergeist und auch Tierliebe, etwas im Sinne von Mensch und Tier auszuprobieren, und das habt Ihr getan. Auch die Schööfli haben eine Chance bekommen, länger zu leben und sich schön satt zu fressen. Euer Mitleid und indirektes Schuldbekenntnis zeugt von Verantwortungsbewusstsein und auch Tierliebe.
Es gibt soviel andere himmelschreiende Ungerechtigkeiten bezüglich Mensch und Tier!
Hans Steiler
Kann man die Lamm-Racks bei euch im Shop in Seegräben kaufen? Hab' Die Variante noch gar nie probiert aber macht mich neugierig :-p
Anna
Seid ihr alle Veganer? Ansonsten finde ich den Text etwas gar heuchlerisch. Wenn man Tiere und deren Produkte isst, gehört das Schlachten dazu. Wenn man den Tod der Tiere aber tatsächlich derart bedauert, hätte man vielleicht einen Platz auf einem Lebenshof suchen können?
Valérie Sauter
Hm, nein. Aber egal ist es uns eben auch nicht. Sonst hätten wir keinen Artikel drüber geschrieben. Es tut uns leid, wie es gelaufen ist und wir sind ganz bestimmt nicht stolz drauf.
Mathias Würsch
Schade das ich erst jetzt davon mitbekommen habe, ich hätte die Tiere locker übernehmen können :(
R.i.P
Martina
Was ich nicht verstehe: Ihr habt euch über Pflanzen- und Bodenbeschaffenheiten, regenerative Landwirtschaft und in diesem Zusammenhang über vieles mehr ein enormes Wissen erarbeitet - und dann schafft ihr euch die für euren Zweck falschen Schafe an?
Habt ihr vorher nicht recherchiert, euch nicht VORHER bei anderen Schafhalterinnen und Schafhaltern informiert?
Valérie Sauter
Liebe Martina, wir haben damals wie gesagt eine Gelegenheit beim Schopf gepackt und es einfach mal probiert. Wir haben nicht explizit nach dieser Schafrasse gesucht, sondern diese Schafe einfach übernommen. Ja, vielleicht war das falsch - jetzt im Nachhinein sind wir diesbezüglich schlauer.
K. Hösli
Es ist traurig und bedenklich, wie wenig Achtung ihr vor Leben habt und euch nicht organisiert und einen neuen Lebensplatz für die Schafe gesucht habt. Mein Bekanntenkreis und auch Einwohner von Seegräben haben nicht mitbekommen, dass ihr für die Schafe eine neue Lösung sucht. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Man muss sich halt bemühen und sich vor der Anschaffung von Tieren richtig informieren und diese auch richtig halten. Es wäre wünschenswert, dass ihr künftig ganz auf Tiere verzichtet und auch keine anschafft, die für Kindern zum anfassen herhalten sollen.
Susi
uii nein wie schrecklich !!! wo bleibt denn da die achtung vor lebewesen ??? sowas darf einfachts nicht geschehen …. bin absolut entsetzt
Olivier
Ciao zusammen. Seit bald zwei Jahrzehnten werden in diversen Weinbaubetrieben der Schweiz die für den Rebbau geeignenten Ouessant-Schafe eingesetzt. Wir können euch gerne ein paar Tipps geben - si jamais.
Valérie Sauter
Danke Olivier, wir kommen ev. gerne darauf zurück!