Erdbeerkrise
Letzte Woche kam Entwarnung – die Erdbeersaison kann jetzt starten. Lange genug mussten wir warten. Das Wetter im April und Mai war deutlich zu nass und zu kalt (wir berichteten: "Kalter Mai"). Doch zu früh gefreut… Noch immer regnet es, heute rund 6 mm. Und die Erdbeeren faulen… Man könnte fast von einer Erdbeerkrise sprechen.
Faule Beeren
Robert Courth, Produktionsleiter vom Spargelhof in Rafz, blickt etwas betrübt über die Erdbeerfelder. Viele Erdbeeren, v.a. die Frühsorten, sind von Botrytis befallen (Fruchtfäule) – siehe Bilder. «Die Beeren können sich gegenseitig anstecken,» erklärt Courth. «Deshalb müssen wir regelmässig die faulen Beeren auspflücken.» Er macht sich auch Sorgen um die mittel-späten Sorten, wie z.B. Lambada oder Daroyal. Letztere ist v.a. für die Küche und Manufaktur der Jucker Farm wichtig. Aktuell sieht es noch nicht dramatisch aus, die Frage ist einerseits, wie sich das Wetter entwickelt und andererseits wie viele Erdbeeren bereits befallen sind…
Gegen Botrytis hilft u.a. das Stroh auf den Feldern. Gleich mit zwei Traktoren bearbeitete vor zwei Wochen das Rafzer Team die Erdbeerfelder. Der eine Traktor hat eine Ladevorrichtung, um Stroh auf den Feldern zu verteilen, der andere belädt diese Ladevorrichtung nach jeder Reihe mit einem neuen Strohballen. Das Stroh soll den Fäulnisbefall der Erdbeeren verhindern, da es sie trocken hält. Da Stroh jedoch die Wärmezufuhr zu den Beeren behindert, sollte das Stroh erst ausgebracht werden, wenn keine Frostgefahr mehr besteht. Klassischerweise nach den Eisheiligen.
Nach der Ernte wird das Stroh in den Boden eingearbeitet, was wiederum gut ist für die nächste Saison. In Rafz sind die Böden eher sandig, durch das Stroh kann der Boden mehr Wasser speichern.
Doch gegen die aktuelle Nässe hilft kein Stroh der Welt… Zum Glück sieht es so aus, als wären die Auffahrttage warm und trocken. Die Hoffnung ist, dass genügend Erdbeeren dem Maiwetter getrotzt haben und Robert und sein Team viele gesunde Beeren pflücken können.
Auch andere Kulturen betroffen
Das Regenwetter trifft nicht nur die Erdbeeren. «Wir konnten zum Beispiel die Kürbisse viel später ausbringen als üblich,» erklärt Courth. «In den Spargeldämmen mussten wir diese Saison schon drei Mal Wasser absaugen.» Doch aufregen tut er sich nicht. Wieso er sich über etwas aufregen solle, das er eh nicht ändern könne, fragt er zurecht. Das Wetter macht halt auch ausserhalb vom April was es will.
Nachtrag vom 4. Juni 2019: Die Erdbeerkrise scheint überwunden zu sein. Das warme Wetter über Auffahrt hat die Felder getrocknet und die Fäulnis soweit eingedämmt. Die Erdbeersaison kann nun also endlich starten! Bereits sind sogar die ersten Lambada-Erdbeeren im Hofladen verfügbar. Das ist ja bekanntlich "s'Beschte Erdbeeri".
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