Was sind Spezialkulturen?
Wenn Bauernbetriebe portraitiert werden, ist immer wieder die Rede von «Spezialkulturen». Doch was heisst das genau?
In der Landwirtschaft wird unterschieden zwischen drei Produktionsbereichen: Feldbau, Tierhaltung und eben Spezialkulturen.
Feldbau beinhaltet den Anbau von Getreide, Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Zuckerrüben oder Ölsaaten wie z.B. Raps oder Sonnenblumen. Auch der Futterbau (Anbau von Viehfutter) fällt unter diesen Bereich.
In der Tierhaltung – klar – gibt es in der Viehhaltung Milch- oder Fleischproduktion, Schweinemast oder –zucht, Geflügelmast oder -zucht oder Geflügelhaltung zur Eierproduktion. Oder eben dasselbe mit anderen Tieren wie Ziegen oder Schafen.
Die Spezialkulturen sind der Rest: Also Wein, Beeren, Obst und Gemüse.
Es gibt auch Bauern, die mehrere solche Produktionsbereiche in ihrem Betrieb integrieren. So gibt es z.B. Landwirte, die gleichzeitig Ackerbau und Viehzucht betreiben. Aber die meisten Bauern legen sich auf das eine oder andere fest. Gerade bei den Spezialkulturen ist das der Fall. Also entweder Ackerbau und/oder Viehzucht, oder Gemüse und Obst.
Produktions-Potpourri bei Jucker Farm
Bei uns ist es etwas anders: Über alle Höfe gesehen decken wir mittlerweile alle drei Bereiche ab. Jeder Betrieb ist schwerpunktmässig wieder etwas anders aufgestellt. Während in Seegräben und Jona vor allem Obst und Wein angebaut wird, deckt der Spargelhof in Rafz alle drei Bereiche ab: Mit Beeren, Kürbis, Spargel und Wintergemüse Spezialkulturen, mit den Weidegänsen die Tierhaltung und mit dem Hafer, Weizen und Kichererbsen auch den Feldbau.
Doch warum heisst es «Spezialkulturen»?
Walter Pfister, Mitgründer der Jucker Farm AG erklärt es so: «Im Zusammenhang mit der Erfassung und Bemessung der landwirtschaftlichen Kulturen auf einem Betrieb werden Spezialkulturen mit anderen Werten hinterlegt als Feldbau-Kulturen, v.a. weil der Input in Form von Arbeit und Kapital ein Vielfaches ist.»
Das sage aber nichts über die Intensität des Anbaus aus. Man könne auch eine Spezialkultur eher extensiv bewirtschaften, mit einem tiefen Output. Zum Beispiel eine Mostobstanlage als Hochstammobstgarten. Und umgekehrt eine intensive Feldbau-Ackerkultur mit Ausrichtung auf Maximalerträge.
Der Unterschied illustriert sich am besten mit zwei Beispielen aus unserem Betrieb:
- Die Produktion von Ölkürbis wird unter Feldbau verbucht, denn hier wir maschinell geerntet und auf dem Feld gedroschen.
- Der Anbau von Speisekürbis hingegen wird als Spezialkultur verbucht, weil die Ernte und Verarbeitung von Hand geschieht, also viel mehr Arbeit bis zur Ernte ansteht.
Warum denn Spezialkulturen anbauen?
Damit kommen wir zur Frage: Warum ein Landwirt sich überhaupt entschliesst, Spezialkulturen anzubauen, wenn doch der Arbeitsaufwand derart viel höher ist. Das hat im Wesentlichen zwei Hauptgründe:
Erstens hängt es stark davon ab, an welcher Lage sich ein Betrieb befindet und wie viel und welche Art von Flächen ihm zur Verfügung stehen.
Zweitens ist der Umsatz pro Hektare bei Spezialkulturen um ein Vielfaches höher als beim Ackerbau. Als Vergleich nochmal das Kürbis-Beispiel von oben: Der Verkauf der Kürbiskerne von 1 HA Ölkürbis generiert ca. 5000 Franken Umsatz. Wenn man Kürbisse als Gemüse verkauft, hat kriegt man für den Ertrag 1 HA ca. 25'000 Franken. Allerdings muss man davon auch Leute bezahlen, die die Kürbisse von Hand geerntet haben und hat auch sonst mehr Aufwände. Beim Ölkürbis fährt einfach 1 Mensch auf 1 Traktor durch. Fertig.
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