Was ist ein Absenkpfad?
In letzter Zeit war in der medialen Berichterstattung über Landwirtschaft immer wieder von «Absenkpfad» die Rede. Doch was heisst das genau? Was ist ein Absenkpfad?
Der Absenkpfad ist eigentlich eine strategische Vorgabe, ein «Weg zum Ziel», etwas bis zu einem gewissen Zeitpunkt abzusenken. Konkret geht es aktuell in der Landwirtschaft
- um die Absenkung von Stickstoff und
- um die Absenkung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln.
Der Absenkpfad wurde von der Politik definiert, um bis zu einem gewissen Zeitpunkt gewisse Umweltziele zu erreichen. Er definiert, bis zu welchem Zeitpunkt die Emissionen von Stickstoff- bzw. Pflanzenschutzmitteln einen bestimmten Wert nicht mehr überschreiten dürfen.
Absenkpfad Stickstoffverluste
Auch die Landwirtschaft soll ihren Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase und zum Gewässer- und Bodenschutz leisten. Der Ansatzpunkt hier sind die Stickstoffemissionen. Während nicht-reaktiver Stickstoff (N2) keinen Effekt auf die Umwelt hat, gibt es noch den so genannten «mineralischen Stickstoff». Das sind Verbindungen von Stickstoff mit anderen Elementen in den verschiedensten Variationen wie z.B. Ammoniak (NH3), Nitrat (NO3) oder Lachgas (N2O). Diese haben unterschiedliche negative Auswirkungen auf das Klima und die Ökosysteme. Deshalb gilt es, die Emissionen dieser Verbindungen (so genannte Stickstoffverluste) zu reduzieren.
Der Bundesrat hat zur Reduktion dieser Emissionen einen Absenkpfad dieser Stickstoffverluste definiert. Und zwar hat er 2 Etappenziele vorgesehen: Bis 2025 sollen sie um 10%, bis 2035 um weitere 10% gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2014-2016 gesenkt werden (Quelle: agrarbericht.ch)
Diese sollen beispielsweise erreicht werden durch:
- Weiterentwicklung des Ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN)
- Förderung von Biodiversitätsflächen im Ackerbau
- Optimierte Proteinfütterung bei der Schweinehaltung
- Finanzielle Anreize für Produktionssysteme, die die Stickstoffverluste senken (z.B. N-effizienter Acker- und Gemüsebau)
- Begrenzung der Rohproteinzufuhr in der Rindviehhaltung
- Längere Nutzungsdauer von Kühen
- Begrenzung der Menge an Hofdünger, der pro Fläche ausgebracht werden darf
- Gülleausbringung nur noch mit Schleppschlauch–Systemen oder direkter Einbringung in den Boden
(Quelle: agrarbericht.ch)
Diese Ziele wollte der Bundesrat eigentlich mit dem neuen Paket «Agrarpolitik AP22+» einführen. Da das Paket aber (aus anderen Gründen) auf Eis gelegt wurde, fand man mittels einer parlamentarischen Initiative trotzdem einen Weg, wenigstens diese Ziele zu erreichen. Die Zeit drängt bekanntlich.
Absenkpfad Pflanzenschutzmittel
Die Initiative zum «Absenkpfad Pflanzenschutzmittel und Nährstoffe» - auch «Aktionsplan Pflanzenschutz» genannt - wurde im August 2019 eingereicht und von den Räten am 19. März 2021 offiziell verabschiedet. An diesem Aktionsplan haben Berufstätige aus der Landwirtschaft mitgearbeitet. In ihm werden auch Anliegen der Trinkwasser- und Pestizidinitiative aufgenommen. Das heisst, er definiert, wie man den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) künftig reduzieren kann. Das erklärte Ziel: «Die Halbierung der Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2027 im Vergleich zum Stand 2012-2015». Dies soll zum Beispiel mit folgenden Massnahmen erreicht werden:
- Verbesserung der Ausbildung von Anwendern*innen
- Förderung von technischen Verbesserungen an Pflanzenschutzgeräten, wie Innenreinigungen oder besonders genauer Applikationstechnik wie Dropleg, GPS Systemen oder Luftunterstützung für eine bessere Benetzung und weniger Abdrift
- Aufbau eines zentralen Informationssystems zur Verwendung von PSM und Biozidprodukten.
- Wer PSM oder Biozide in Verkehr bringt, muss dies neu beim Bund melden. Auch bei nicht-relevanten Abbauprodukten von PSM wird eine Zulassungsüberprüfung durchgeführt (bisher war dies nur bei relevanten Abbauprodukten der Fall). Sobald also die Konzentration eines Abbauprodukts 0,1 Mikrogramm pro Liter in einem Gewässer überschreitet, wird die Zulassung des Wirkstoffs überprüft – unabhängig davon, ob die Substanz als gefährlich für Gesundheit und Umwelt eingestuft wurde oder nicht. Ausnahmen zur Sicherung der Landesversorgung sind möglich.
(Quelle: bauernzeitung.ch)
Die Reduktion von unerwünschten Emissionen ist nicht erst seit gestern ein Thema. Bereits 2014 traten die so genannten «Ressourceneffizienz-Programme» in Aktion, die eine möglichst nachhaltige Nutzung der Ressourcen anregen sollen. Mehr Infos dazu auf agrarbericht.ch.
Es hat sich also einiges getan in den letzten Jahren und man ist dran. Aber nicht nur in der Landwirtschaft sind Absenkpfade ein Thema: Absenkpfade im Sinne einer Strategie durch Zeitzielsetzung scheinen generell ein wichtiges politisches Instrument zu sein, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.
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