Terra Preta – Zaubererde mit Pflanzenkohle?
Sie wird als die neue Zaubererde hochgejubelt. Wenn es um den Boden geht, ist Terra Preta das neue «Must-have» in der Landwirtschaft. Terra Preta ist Portugiesisch und heisst «schwarze Erde». Ein vom Menschen durch nachhaltige Bewirtschaftung fruchtbar gemachter Boden, zum Beispiel durch Mischen allerlei organischer Abfälle von Mensch und Tier mit verkohltem Holz.
Schwarze Erde
Was seinen Ursprung in den Regenwäldern Südamerikas hat, wird immer mehr auch von europäischen Hobbygärtnern angewendet. In der Landwirtschaft hält Terra Preta erst langsam Einzug. Sven Studer ist einer der ersten Landwirte in der Schweiz, der Terra Preta im grossen Stil selber herstellt. Der neue Spargelhof-Chef hat letztes Jahr auf seinem Hof beim Rheinfall die ersten Versuche damit gemacht.
Und er ist vorsichtig begeistert: «Ich habe letztes Jahr erstmals selber Terra Preta hergestellt und auf einer schwierigen Parzelle mit tiefem Humusgehalt ausgebracht. Diesen Frühling konnte man schon erste positive Auswirkungen sehen. Als das Wetter über Wochen trocken war, war der Boden auf jener Parzelle viel länger feucht, als das vorher der Fall gewesen wäre», sagt der überzeugte Vertreter der regenerativen Landwirtschaft.
Wie wirkt Terra Preta?
Die in der Terra Preta enthaltene Pflanzenkohle saugt die Nährstoffe und das Wasser wie ein Schwamm auf und gibt sie langsam wieder an die Umgebung ab. So gelingt es längerfristig, den Humusgehalt des Bodens aufzubessern.
Die Böden sind hierzulande von der intensivierten Bodenbearbeitung ausgelaugt und haben – je nach Bewirtschaftung und Lage - noch einen Humusgehalt von 1-2%. Das sei das absolute Minimum, dass da noch etwas wachsen kann. Besser wären 5%.
Zusätzlich zur Pflanzenkohle setzt man bei der Herstellung von Terra Preta Steinmehl zu. Dieses soll stabilisierend auf das Milieu wirken und wertvolle Spurenelemente beisteuern. Ebenfalls beigefügt werden Gärkulturen, die dafür sorgen, dass die «richtigen» Bakterien am Werk sind und keine Fäulnis entsteht.
Wie macht man Terra Preta selber?
Anleitungen gibt es zu Hauf im Internet. Sven hat sich für folgendes «Rezept» entschieden:
Zutaten für eine Portion Terra Preta (reicht für ½ bis 1 HA):
- 1 Kubikmeter Pflanzenkohle
- 1 Sack Steinmehl «Biolith»
- Gärkulturen «EM Bodenfit»
= 1 Traktor-Schaufel «Zaubergemisch».
- 10 Traktorschaufeln «Misthaufen» (in Sven’s Fall: Pferde-, Kuh- und Hühnermist mit etwas Kompost)
Für eine «Portion» Terra Preta befüllt Sven seinen Kompoststreuer zuerst mit 5 Traktor-Schaufeln «Misthaufen». Da drauf gibt er die Schaufel mit dem Zaubergemisch und dann nochmals 5 Schaufeln Mist. Der Kompoststreuer mischt das Ganze und lässt es bröckelig zu einem Damm aufschichten.
Sven war bei meinem Besuch den ganzen Tag beschäftigt mit der Herstellung der Terra Preta. Vierzehn solcher Ladungen hat Sven an diesem Tag gemacht. Eine körperlich anspruchsvolle Arbeit, denn das «Zaubergemisch» wird von Hand mit der Schaufel gewendet. Das braucht ganz schön Muckis. Die Terra Preta, die Sven an diesem Tag herstellt, soll für 5 bis 10 HA Feldfläche reichen. Je nachdem, wie dicht gestreut wird.
«Düngen wäre einfacher, aber nicht nachhaltig.»
Sven Studer, experimentiert mit Terra Preta
Warum nicht einfach düngen?
Statt sich einen Tag anzustrengen, könnte Sven auch einfach einmal quer mit dem Tankwagen Industriedünger verstreuen. Das wäre viel weniger Arbeit und erst noch günstiger, als zusätzlich einen Tag lang in mühsamer Knochenarbeit Terra Preta herzustellen. Warum macht er’s dann? «Ja, das ist schon so: Düngen wäre einfacher. Aber der Aufwand, Terra Preta herzustellen, zahlt sich aus. Es ist eine langfristige Investition».
Studer verwendet zwar noch normalen Dünger. «Aber viel weniger. Ich benötige nur noch etwa 1/3 der früheren Menge», sagt Studer. Beim Dünger wird alles auf einmal von der Pflanze aufgenommen und ist dann weg. Es bleibt nichts zurück. Bei der Terra Preta bleiben die Nährstoffe längerfristig in der Erde und die Pflanze nimmt kontinuierlich genau so viel auf, wie sie gerade braucht. Eine ausreichend humose Erde (Humusgehalt von min. 5%) würde das ebenfalls leisten. Da müsste man gar keine Terra Preta zufügen.
«Die Terra Preta speichert die Nährstoffe und das Wasser langfristig und führt so zu einer langfristig besseren Bodenqualität», begründet Sven seine Investition. Und ein humusreicher Boden ist – gerade in Zeiten vermehrter Trockenheit - Gold wert. Humusreicher Boden kann ein Vielfaches an Wasser speichern im Vergleich zu anderen Böden.
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