Intensive vs. extensive Landwirtschaft
Weiter geht’s mit Bauernwissen pauken in unserem «BauernLexikon»: Intensive und extensive Landwirtschaft. Diese beiden Begriffe tauchen immer mal wieder auf, wenn von Landwirtschaft die Rede ist. Doch was bedeuten sie überhaupt? Machen wir’s kurz und bündig (und etwas plakativ):
Intensive Landwirtschaft bedeutet so viel wie ein «intensivierter» Anbau. Das Ziel ist die Erreichung des maximal möglichen Ertrags auf der zur Verfügung stehenden Fläche. Hierbei werden alle vorhandenen Mittel zur Produktivitätssteigerung eingesetzt: Synthetischer Pflanzenschutz, Anbau in Monokulturen, Bearbeitung durch schwere Gerätschaften. Diese Form der Landwirtschaft ist seit der Grünen Revolution ab den 1960er Jahren die vorherrschende Form.
Intensiv = viel Input und viel Output.
Von extensiver Landwirtschaft spricht man, wenn dies eben nicht der Fall ist. Im Gegensatz zur intensiven Landwirtschaft wird bei der extensiven Landwirtschaft beispielsweise darauf geachtet, dass ökologische Ausgleichsflächen zur Förderung der Biodiversität vorhanden sind, Tiere im Freiland mit Auslauf gehalten werden oder weniger Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Gleichzeitig sind die Erträge hier pro vorhandene Fläche kleiner als bei der intensiven Landwirtschaft. Die regenerative Landwirtschaft wie auch der Anbau in der Permakultur sind beispielsweise extensive Konzepte.
Extensiv = wenig Input und weniger Output.
Ab wann gilt etwas als intensive Landwirtschaft?
Doch wo liegt genau die Grenze? Gibt es überhaupt eine? Oder ist der Übergang fliessend? Wo hört extensive Landwirtschaft auf und wo beginnt intensive Landwirtschaft?
Obstbauchef Stefan Bächli dazu: «Eine klare Grenze gibt es nicht, nicht mal bei uns. Wir haben intensiven und extensiven Obstbau teilweise direkt nebeneinander. Ziel ist es, mit möglichst wenigen zugeführten Fremdmitteln möglichst hohe Erträge zu erzeugen (…). Spezialisierte Betriebe* sind eher intensiv, da wird stetig daran gefeilt noch mehr rauszuholen mit allen Mitteln, die erlaubt sind. Extensive Betriebe sind meistens Mischbetriebe. Sie haben verschiedene Produktionsrichtungen und können gar nicht überall top sein.»
Vielfach ist die intensive Landwirtschaft nur mit Hilfe von nicht nachwachsenden Rohstoffen möglich. Bei der extensiven Anbauart gibt es Flächen, bei welchen man den Ertrag nur wegführt und nichts zuführt (Ökoflächen). Diese können auch direkt neben der intensiv bewirtschafteten Parzelle stehen, so dass ein sogenannter Ausgleich stattfindet.
Zurück zur Bilderbuch-Landwirtschaft?
Stefan Bächli möchte den Anbau künftig zunehmend extensivieren und mischen: «Mein Traum wäre es, wenn die Schafe das Gras fressen, damit ich nicht selbst mulchen muss. Die Hühner unter den Bäumen scharren, damit ich nicht hacken muss. Mit Gründüngung und den tierischen Ausscheidungen der Boden so belebt wird, so dass ich auf Kunstdünger verzichten kann und nicht mehr Düngen muss. Resistente Sorten anbauen und so den Pflanzenschutz drastisch vermindern. Dafür können wir auf der gleichen Fläche nicht nur Obst, sondern auch Fleisch von Schafen und Eier von Hühnern «ernten».
Oho! Die Zukunft der (Jucker’schen) Landwirtschaft scheint extensiv zu werden…
Allerdings wird – und das sei hier auch erwähnt – darüber gestritten, ob die extensive Landwirtschaft immer auch nachhaltiger ist. Skeptiker argumentieren, die ökologischen Auswirkungen müssten immer auch im Verhältnis zur produzierten Menge an produzierten Lebensmitteln gesehen werden. Und da der Output bei der extensiven Landwirtschaft geringer sei, sei es nicht fair, nur deren Folgen zu betrachten.
Wir werden über unsere Erfahrungen berichten – wie immer 😉.
*Anbau von Spezialkulturen (Spargeln, Heidelbeeren)
Noch keine Kommentare zu “Intensive vs. extensive Landwirtschaft”