Humus – das braune Gold
Wir leben auf Kredit. So zumindest die Aussage des Films «Bittere Ernte», der vor rund einem Monat im Kino Qtopia Uster gezeigt wurde. Martin Jucker war zur Podiumsdiskussion eingeladen (wir berichteten).
Die Botschaft ist uns eingefahren. Wir werden immer mehr Menschen, die auf immer knapper werdendem Boden ernährt werden wollen. Durch neue Technologien holen wir das Letzte aus unseren Böden raus. Anders gesagt: Die Böden werden ausgebeutet und irgendwann wird die Luft raus sein.
Dann haben die dümmsten Bauern gar keine Kartoffeln mehr.
Doch wo stehen wir hier in der Schweiz? Und wie sieht es auf dem Spargelhof in Rafz mit dem Zustand der Böden aus?
Noch sind unsere Böden gut
Vorab: Wir haben Glück. In der Schweiz seien unsere Böden noch in gutem Zustand, befindet der Gesamtbericht des Nationalen Forschungsprogramms "Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden" (NFP 68), das per Ende 2018 abgeschlossen wurde. Insbesondere das Mittelland soll weltweit zu den fruchtbarsten und ertragsreichten Böden gehören (BAFU-Bericht «Boden in der Schweiz» 2017)
Massive Probleme haben jedoch tropische Böden, bei denen die organischen Substanz zwar sehr nährstoffreich aber auch sehr dünn ist. Vor allem wenn der Wald darüber abgeholzt wird, wäscht sich der Humus durch den Tropenregen innert null Komma nix aus. Zurück bleibt eine unfruchtbare Schlammwüste. Dazu haben wir bereits früher in einem Artikel über Palmöl berichtet.
Trotzdem müssen wir auch in der Schweiz wachsam bleiben. Unsere Böden werden intensiv bewirtschaftet. Die Inlandproduktion ist kontinuierlich gewachsen. Die Schweizer Landwirtschaft produzierte in den letzten Jahren auf Rekordniveau (Quelle BLW).
Humus ist der Kern eines gesunden Bodens
Das Zauberwort bei der ganzen Geschichte heisst «Humus». Humus ist der «lebendige» Teil des Bodens, in dem es kreucht und fleucht, die oberste Schicht, die nährstoffreich ist. Ohne Humus geht gar nichts. Humus speichert Nährstoffe, nimmt viel Wasser auf, speichert Kohlenstoff und filtert Schadstoffe. Braunes Gold sozusagen. Doch Achtung: Die Bodenbildung ist eine langsame Angelegenheit: 10 bis 30 Jahre braucht es für einen einzigen, zusätzlichen Millimeter.
Ein Starkregen reicht, um das «braune Gold» verschwinden zu lassen. Und genau so ist es: «In vielen landwirtschaftlichen Böden ist eine tendenzielle Abnahme von Humus zu beobachten», heisst es im Bericht des NFP-68. Besonders Landwirtschaftsbetriebe ohne oder nur mit geringer Tierhaltung weisen negative Humusbilanzen auf, da kein Mist anfällt, der wiederum sehr gut für die Humusbildung wäre.
Die Folge: Es ist weniger organische Substanz im Boden, die Böden sind anfälliger für Erosion, der Boden wird langsam aber sicher unfruchtbarer.
Dass die nachhaltige Bewirtschaftung des Bodens wichtig ist, hat man mindestens im Kanton Solothurn begriffen. Kanton und Bauernverband haben 2017 ein Projekt lanciert, um Bauern dazu zu animieren, dem Humus im Boden mehr Sorge zu tragen.
Mehr zur Bedeutung des Humus für die Landwirtschaft.
Wieviel Humus ist gut genug?
Allerdings gibt es keine allgemeingültige Zahl, wieviel Humus für einen gesunden Boden gut ist. Das hängt massgeblich davon ab, was damit geschehen soll und um was für einen Bodentyp es sich handelt. Während für sandige Böden (wie auf dem Spargelhof in Rafz) ein Humusgehalt von 1,5 bis 2% ideal ist, benötigen Lehmböden für die meisten Pflanzen zwischen 2,5 und 4,2%. Bei Tonböden sollte der Humusgehalt noch höher sein (Quelle: Boden-Fachzentrum.de).
Und auf dem Spargelhof?
Auf dem Spargelhof sind die Böden «nur» schwach humos. 2,4% hat die letzte Messung im Mai 2015 ergeben. Da es sich aber um sandige Böden handelt, ist dieser Wert in Ordnung.
Auch Betriebsleiter Raphael Peterhans ist mit seinen Böden zufrieden: «Wir können gut damit arbeiten. Aber wir schauen schon darauf, dass wir ihnen Sorge tragen». Hierfür arbeitet er mit Zwischensaaten (Mehr dazu im Artikel «Bienen und Blumen»), die den Boden wieder auflockern. Und Ernterückstände oder Pflanzenreste werden konsequent auf dem Feld belassen. Gerade bei den Heidelbeeren würde so jede Menge Biomasse anfallen.
Doch ob das genügt, um den Humusgehalt konstant zu halten, wird er erst 2025 erfahren. Dann werden auf den Böden beim Spargelhof wieder Messungen durchgeführt.
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