Die 5 regenerativen Prinzipien – Teil 2
In Teil 1 ging es um eine möglichst hohe Biodiversität (Prinzip Nr. 1) und eine möglichst geringe Störung des Bodens (Prinzip Nr. 2). Im zweiten Teil fokussieren wir uns auf Prinzipien Nr. 3 und 4, die eng miteinander verknüpft sind: Eine möglichst dauerhafte und gute Durchwurzelung, sowie eine dauerhafte Bedeckung des Bodens.
Prinzip Nr. 3: Gute Durchwurzelung des Bodens
Eine gute Durchwurzelung ist das Geheimnis eines gesunden Bodens. Dieser soll möglichst dauerhaft und gut bewurzelt sein.
Wurzeln lockern den Boden auf und sorgen für eine gute Durchlüftung. Dabei gibt es Tiefwurzler, die besonders weit in die Tiefe vordringen und relativ robuste Wurzeln bilden. Aber es braucht auch die Flachwurzler, die weit verzweigte Netze aus feineren Wurzeln machen. Je mehr verschiedene Pflanzen (hier sind wir wieder bei der Biodiversität), desto diverser ist die Durchwurzelung des Bodens.
Es gilt der Grundsatz: Je mehr Wurzeln im Boden, desto mehr Nährstoffe können aufgenommen werden und zirkulieren. In der Verlängerung der Wurzeln befinden sich so genannte Mykorrhizapilze, die mit den Pflanzenwurzeln in Symbiose leben und helfen, Nährstoffe aufzunehmen.
Wenn die Wurzeln einmal nicht mehr leben, liefern sie wertvolle Biomasse, aus der wieder Humus entstehen kann. In den Wurzelgängen von abgestorbenen Wurzeln können sich neue Wurzeln den Weg bahnen oder es können sich Kleinstlebewesen darin fortbewegen.
Wurzeln sorgen dafür, dass mehr Wasser im Boden gespeichert werden kann. Gerade in diesen zunehmend trockenen Zeiten ein riesiger Vorteil.
Das 3. Prinzip der dauerhaften Bepflanzung geht Hand in Hand mit Nr. 4:
Prinzip Nr. 4: Dauerhafte Bedeckung des Bodens
Der Boden soll immer mit lebendigen Pflanzen bedeckt sein.
Was heisst das?
Einen braunen Acker, wie man ihn in der hiesigen Landwirtschaft immer mal wieder sieht, gibt es in der regenerativen Landwirtschaft nur selten und wenn, dann nur für kurze Zeit.
Ein Boden, auf dem immer etwas wächst, ist widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterphänomenen. Beispiel: Ein «nackter» Boden heizt sich bei der Sonneneinstrahlung wesentlich stärker auf als einer, der mit hohem Gras bewachsen ist. Das hat zur Folge, dass weniger Wasser verdunstet und der Boden weniger schnell austrocknet.
Zudem fungieren lebende Pflanzen als der perfekte Nährstoffspeicher für die Mikroorganismen im Boden. Die Pflanzen geben ihren Wurzeln Zucker ab – so genannte - Wurzelesxudate. Dadurch, dass die Nährstoffe in der Pflanze bzw. in der Wurzel verbleiben, werden Nährstoffe nicht einfach weggeschwemmt, sondern bleiben vor Ort gebunden.
Mal abgesehen davon: Böden sind der weltgrösste Kohlenstoffspeicher. Der Abbau organischen Materials – zum Beispiel beim Pflügen - setzt Treibhausgase frei. Wenn man (möglichst lebendige!) Pflanzen möglichst darin belässt, bleibt das CO2 im Boden gespeichert, anstatt in die Luft zu gelangen. Siehe Handout Greenpeace.
Statt den Acker vor einer Neupflanzung komplett umzupflügen, setzt man auf Direkt- oder Mulchsaat: An der Saatstelle wird eine Mini-Schneise in den Boden gemacht, in der das neue Saatgut oder Setzlinge direkt eingebracht werden. Rundherum wächst was anderes. Auf unseren Feldern in der Wildkultur haben wir einen Versuch gemacht, den Boden mit Stroh zu bedecken, um den jungen Pflänzchen einen Startvorsprung zu geben.
Eine Konsequenz hier ist auch, kein Herbizid mehr zu verwenden. Man möchte ja, dass die Pflanze im Boden bleibt. Die Kunst ist es, die Begleitflora - jemand anders würde vielleicht Unkraut sagen - so zu managen, dass es die Kulturpflanze nicht stört – aber trotzdem bleiben kann.
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Soviel zu Teil 2. In Teil drei gehen wir genauer auf das verbleibende Prinzip Nr. 5 ein: Integration von Tieren. Und wir erklären, wie wir die 5 Prinzipien bei uns umsetzen.
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