Was ist Permakultur?
In der ganzen Nachhaltigkeitsdiskussion in der Landwirtschaft taucht immer wieder das Wort «Permakultur» auf. Doch was bedeutet das denn überhaupt? Und welche Rolle spielt Permakultur in Landwirtschaftsbetrieben heute?
Was heisst Permakultur?
Permakultur ist ein zusammengezogener Begriff von Englisch permanent agriculture. Das erklärte Ziel der Permakultur: Eine Landwirtschaft zu betreiben, die dauerhaft (eben permanent) Bestand hat, ohne längerfristig die Böden auszulaugen, beziehungsweise - wie man auf Wikipedia lesen kann - die Schaffung «langfristig ertragreicher landwirtschaftlicher Systeme als nachhaltiger Gegenentwurf zum vorherrschenden industriellen Agrarsystem».
Das Konzept wurde in den 1970 er Jahren von Australier Bill Mollison und David Holmgren ins Leben gerufen und verfolgt das Prinzip, natürliche Ökosysteme und Kreisläufe der Natur genau zu beobachten und sie in der Produktion von Lebensmitteln nachzuahmen. Dabei geht es darum, dies nicht nur im ökologischen, sondern eben auch im sozialen und ökonomischen Sinne zu tun. Nicht nur für die Erde, sondern auch für den Menschen sorgen.
Ziel ist die optimale und möglichst effiziente Nutzung der Ressourcen. Die Rede ist von «Natur kapieren und kopieren», «Kooperationen mit Tieren anstreben», «sich selbst erhaltende Systeme erschaffen», weil nur diese langfristig nachhaltig funktionieren. Die Natur als Vorbild nehmen, und eine konsequente Kreislaufwirtschaft gestalten.
Klingt grundsätzlich sinnvoll. Doch (wie) lässt sich das auf einen grösseren Landwirtschaftsbetrieb wie Jucker Farm anwenden? Bisher wird Permakultur in Europa vor allem in privaten Hausgärten sowie mittelgrossen Bauernhöfen praktiziert (Quelle: Wikipedia.org).
Permakultur bei Jucker Farm
Die Idee von Permakultur schafft meist kleinräumige, sehr fragmentierte Produktionsflächen, die wenig invasiv bearbeitet werden. Dies widerspricht diametral jenen Produktionsformen der heutigen Landwirtschaft, die zum Ziel haben, grosse Mengen zu möglichst günstigen Preisen zu produzieren.
Obstbauchef Stefan Bächli beschreibt es so: «Ich kenne keinen Permakultur-Obstbaubetrieb der sich aus den Produkten ökonomisch nachhaltig selber finanziert. Viele dieser Betriebe finanzieren sich durch Seminare und Kurse quer. Permakultur ist sehr arbeitsintensiv, da fast keine Maschinen zum Einsatz kommen».
Nichtsdestotrotz kann Bächli dem Permakulturgedanken einiges abgewinnen: «Auf lange Sicht ist der Permakulturgedanke sehr wichtig. Wir wissen ja, dass wir als Menschheit überall an Grenzen stossen und über unseren Verhältnissen leben».
Bächli versucht deshalb, einige Ideen davon in seine Obstproduktion zu integrieren: «In Seegräben und Jona arbeiten wir erst seit letztem Jahr mit diesem Bewusstsein. Literatur dazu gibt es viele, jedoch keine für eine Obstplantage. Um die Obstanlagen herum haben wir viel Biodiversität, Hochstämme, Steinhaufen, Hecken, Ökowiesen, tote Bäume, etc. Jetzt gilt es, dieses Prinzip durch die gesamte Obstanlage hindurch zu vernetzen. Vom schönen Rasenfahrstreifen aus Gras hin auf insektenfreundliche Blüh- und Kräuterfahrgassen umzustellen». Es gibt jedoch auch Bereiche, die nach einer ganz anderen Logik funktionieren, zum Beispiel die Bewässerung.
«Regenerative» Landwirtschaft
Permakultur ist jedoch nicht der einzige Ansatz einer Landwirtschaft der Kreisläufe. Auch die «regenerative Landwirtschaft» hat sich zum Ziel gesetzt, mit der Natur zu arbeiten und das Potenzial von Kreisläufen zu nutzen. Pestizide und Kunstdünger werden abgelehnt, es wird auf die Regeneration des Mutterbodens, Biodiversität und den Erhalt des Wasserkreislaufs gesetzt. Auch hier gilt es, der Natur zu entsprechen.
Im Wesentlichen gelten hier folgende fünf Prinzipien:
- wenig Störungen dank oberflächlicher Bodenbearbeitung
- maximieren der Biodiversität auf dem Betrieb
- möglichst dauerhafte Bodenbedeckung
- immer lebendige Wurzeln im Boden
- integrierte Tierhaltung (Weide- oder Freilandhaltung)
Aber - was ist der Unterschied zur Permakultur? Daniel Bärtschi, Präsident des im November 2019 gegründeten Verbands «Agricultura Regeneratio» sagt hierzu folgendes: «Das sind Kinder der gleichen Familie. Permakultur ist – wie der Name sagt – auf mehrjährige Pflanzen/Systeme ausgelegt und hat zum Ziel, keine Bodenbearbeitung mehr machen zu müssen, ein sich selbst erhaltendes System aufzubauen. (…) Regenerative Landwirtschaft ist dagegen eher auf einjährige Kulturen ausgelegt, und hier ist die Integration der Tiere ins System wesentlich, d.h. Tiere sind möglichst immer draussen auf den Flächen und in Bewegung (Koppelsystem)».
Zum Abschauen auch für grössere Betriebe?
Beides sind dies spannende Ansätze, die es sich sicher anzuschauen lohnt, auch wenn man eine grossflächigere Produktion fährt. Bächli möchte sich demnächst auf einem Permakulturbetrieb weiterbilden, doch er sieht das alles nicht schwarz-weiss: «Die beste Strategie finde ich, sich permanent weiterzubilden und auszuprobieren, jedoch nicht gleich alles zu riskieren. Wir möchten unseren Mitarbeitern ja auch gerne eine permanente Arbeitsstelle anbieten können ;-)».
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